Duisburg. Gegen Entschädigung der Stadt stellen Händler und Gastronomen ihr WC zur Verfügung. Einer von insgesamt elf Standorten ist das Café Kurz in Ruhrort.

Einmal rechts, durchs Café und dann links: so lautet die Wegbeschreibung zum WC im Ruhrorter Café Kurz. Auch wer in dem Lokal keine Pralinen, Trüffel oder Kuchen verspeisen möchte, kann diese frequentieren. Denn die Toilette im Café ist eine von elf „netten Toiletten“ im Stadtgebiet, die Gastronomen und Geschäftsinhaber der Öffentlichkteit zur Verfügung stellen.

Suche in Meiderich und Hamborn

Öffentliche Toiletten existieren in Duisburg kaum noch. Wie in rund 150 andere deutsche Kommunen auch, haben die „netten Toiletten“ diese Funktion übernommen. Das Konzept, das seit April 2014 läuft, sieht vor, dass beispielsweise Gastronomen ihre Toiletten zur Verfügung stellen und dafür eine finanzielle Entschädigung von der Stadt erthalten. Diese richtet sich nach der jeweiligen Frequentierung. Die „netten Toiletten“ sind an der Eingangstür der Einrichtungen durch einen roten Aufkleber ausgewiesen. Das WC in der Galeria Kaufhof gehört genauso dazu, wie das des Ziegenpeters im Rheinpark oder die Toilette im City Palais. „Wir haben bevorzugt Standorte an Einkaufsstraße oder Flaniermeilen ausgewählt. Das bestehende Netz würden wir gerne weiter ausbauen. In Hamborn und Meiderich suchen wir noch nach Interesssenten“, erklärt Volker Jansen, der bei den Wirtschaftsbetrieben Ansprechpartner für die stillen Örtchen ist.

"Jeder von uns kennt diese Notsituation"

Thomas W. Fischer, Chef des Traditionscafés Kurz an der Fabrikstraße in Ruhrort, stellt sein Klosett allen zur Verfügung – egal ob sie in seinem Café etwas konsumieren oder nicht. Nach kurzer Rücksprache mit seinem Personal hat er sich schnell dazu entschieden, das Konzept zu unterstützen „Ich denke jeder von uns kennt diese Notsituation. Pro Tag kommen drei oder vier Leute, die nach der Toilette fragen. Das sind vor allem ältere Leute. Bislang haben wir keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagt der Konditor. Er berichtet, dass durch die öffentliche Nutzung kein höherer Reinigungsausfwand entstanden sei. „Wir müssen die WCs ja ohnehin jeden Tag reinigen.“

Das Konzept der dualen Toilettennutzung hat für die Stadt erhebliche finanzielle Vorteile. Öffentliche WCs zu unterhalten ist äußerst kostspielig. Doch bei den Wirtschaftsbetrieben sieht man noch einen weiteres Plus: „Die netten Toiletten stehen unter Aufsicht. Das schützt vor Vandalismus und Missbrauch der Anlagen“, erläuertet WBD-Sprecher Volker Lange. Nichtsdestotrotz müssen die Bereitsteller nicht jedem die Toilettentür öffnen. „Wenn es Bedenken gibt, kann ich auch Nein sagen“, macht Fischer die Spielregeln deutlich.

„Wohlfühl-WCs“ liegen im Trend

Wenn der Toilettenbesuch zum Erlebnis wird: Toiletten nach japanischem Vorbild sind derzeit der letzte Schrei im Sanitärbereich. Auch Hermann Scheelen, Obermeister der Duisburger Innung für Sanitär, Heizung und Klima, ist Fan.

„Das ist schon toll. Alles ist sehr hygienisch und angenehm“, sagt Scheelen über die hochmodernen Toiletten. Diese WCs verfügen über eine Unterdusche und einen Föhn. Nach dem Geschäft sorgt ein kreisender Strahl für Sauberkeit. Anschließend kann per Bedienung das Trockenföhnen dirigiert werden. Auf manuelle Pflege und Toilettenpapier kann in diesem Fall komplett verzichtet werden. Natürlich besitzen die Ferraris in der Keramikabteilung auch einen beheizbaren Sitz. Einige sind gar mit einer Infrarot-Benutzererkennung ausgestattet. „Die Klos lassen sich in jedes Bad einbauen, in dem genug Platz ist“, erklärt Scheelen. Schließlich muss neben der Toilette selber noch Raum für das Bedienelement bleiben.

Auf das erste „Wohlfühl-WC“ ist der Experte vor beinahe 60 Jahren in seiner Lehrlingszeit gestoßen. Damals stand dahinter noch ein tragisches Schicksal. „Der Kunde hatte beide Arme verloren, also musste seine Toilette umgebaut werden. Die sah nachher aus wie ein Zahnarztstuhl“, erzählt der Obermeister.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später haben es die High-Tech-Nasszellen zur Serienreife gebracht. Alle deutschen Herstellern führen die Geräte in ihrem Angebot. Der Luxus im Bad hat allerdings auch seinen Preis: Für ein Produkt der mittleren Kategorie muss der Käufer schon mal über 3000 Euro auf den Tisch legen.