Neuenkamp. Die Streckenführung der Buslinie 933 hat sich vor drei Jahren geändert. Seitdem gibt’s Ärger. Vor allem Neuenkamper fühlen sich hingehalten.
Abgehängt, so fühlen sich die Menschen in Neuenkamp nun schon seit drei Jahren: Seit Oktober 2019 fahren die Busse der Linie 933 in der Stadtmitte über „Schäferturm“ und „Stadttheater“ anstatt über die Friedrich-Wilhelm-Straße. Gerade für Senioren und alle Neuenkamper, die nicht gut zu Fuß sind, ist das ein Problem. Denn die auf der Friedrich-Wilhelm-Straße ansässigen Ärzte und Geschäfte sind nur noch nach einem umständlichen Umstieg am Hauptbahnhof oder durch einen Marsch durch die Innenstadt erreichbar.
Jeder Arztbesuch wird zur aufwendigen Angelegenheit
„Wir haben knapp 700 Senioren und Seniorinnen im Ortsteil, und es ist nun mal so, dass die meisten alten Menschen Probleme mit den Gelenken oder der Wirbelsäule haben“, beschreibt Ursula Klasen. Seit vielen Jahrzehnten lebt die 75-Jährige in Neuenkamp – und das „immer noch gerne.“
Aber die aktuelle Streckenführung des Busses 933 erschwert ihren Alltag sehr. „Auf der Friedrich-Wilhelm-Straße praktizieren mehrere Orthopäden und es gibt einige physiotherapeutische Praxen dort“, sagt Ursula Klasen. „Auch einen Kardiologen konnte man früher gut erreichen. Der Bus hielt dort vor der Tür.“ Jetzt aber werde jeder Arztbesuch zu einer aufwendigen, teils sogar gefährlichen Angelegenheit. „Der Gehweg ist häufig so uneben, dass man mit dem Rollator kaum zurechtkommt“, sagt die 75-Jährige. Sie und viele andere Senioren aus Neuenkamp fordern deswegen „dringend die Zurückverlegung unserer Buslinie“.
„Wir haben Briefe an die Stadt geschrieben, demonstriert und uns beschwert“
Schon im Vorfeld hatten die Menschen in Neuenkamp auf ihr Problem hingewiesen. „Wir haben Briefe an die Stadt geschrieben, demonstriert und uns beschwert.“ Früher seien viele Ältere täglich zum Sonnenwall gefahren, um bei der Metzgerei Berns oder im ehemaligen Fischladen Wilken ihr Mittagessen zu kaufen oder bei Edeka im Kaufhof einzukaufen.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Heute sei das kaum mehr möglich, zumal Fisch Wilken im Mai vergangenen Jahres schließen musste und nun auch noch der Edeka dichtmachen würde. „Unter anderem haben wir den Vorschlag gemacht, dass unser Bus bis 18 Uhr über die Friedrich-Wilhelm-Straße fährt und danach über die Obermauerstraße, damit abends die Theaterbesucher leicht nach Hause kommen“, beschreibt Ursula Klasen. „Der Oberbürgermeister fand die Idee zwar gut, meinte aber, die Umverlegung sei sehr teuer.“ Nichts sei seitdem passiert, seit Jahren verlaufe die Sache nun schon im Sande. „Wir werden hingehalten!“, kritisiert Ursula Klasen.
Stadtverwaltung wollte Linienwege unter die Lupe nehmen
Nach großem Ärger über Buslinie 933- Hoffnung für NeuenkampTatsächlich hatte der Rat nach anhaltender Kritik am neuen Nahverkehrsplan quer durch Duisburg bereits im März 2020 die Stadtverwaltung beauftragt, einige Linienwege zu überprüfen. Bis zum Fahrplanwechsel im Sommer 2021 sollte unter anderem auch die fahrgaststarke Linie 933 unter die Lupe genommen werden. Doch dann kam Corona – und die angekündigte Ausarbeitung der einzelnen Bezirkskonzepte zur Verbesserung des ÖPNV in Duisburg verzögerte sich.
„Aktuell befinden sich die Konzepte Mitte, Meiderich/Beeck und Süd noch in der Abstimmung“, erklärt Stadtsprecher Falko Firlus auf Nachfrage. Ein wesentliches Thema spiele dabei die Finanzierbarkeit. Sobald die Abstimmungen erfolgt seien, würden entsprechende Beschlussvorlagen in die politische Beratung eingebracht. „Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, lässt sich gegenwärtig noch nicht sagen.“
Hoffnungsschimmer für Menschen in Neuenkamp?
Nahverkehrsplan- So beeinflusst Corona Pläne für die BezirkeEinen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber für die Menschen in Neuenkamp. „Vorbehaltlich der politischen Zustimmung“ sei nach derzeitigem Stand beabsichtigt, die Linie 933 künftig wieder über die Friedrich-Wilhelm-Straße zu führen, so Firlus. „Die diesbezüglichen Planungen sind mit den Kollegen der DVG bereits abgestimmt.“
Ursula Klasen beruhigt das nicht. Bis die Entscheidungen durch seien, sei sie „wahrscheinlich tot“, sagt die 75-Jährige und lacht bitter. „Sie vertrösten einen immer wieder“, winkt die Neuenkamperin ab. „Es ist ein Alptraum.“