Duisburg. Umstrittene Inzucht, traurige Todesfälle und eine Strafanzeige: Der Zoo Duisburg hat ein emotionales Jahr 2022 erlebt. Was sich 2023 ändern wird.

Der Zoo Duisburg hat ein emotionales Jahr erlebt: Neben besonderen Neuzugängen im Tierpark am Kaiserberg und der Geburt vieler Jungtiere gab es aber auch traurige Abschiede von Besucherlieblingen. Ein Rückblick auf das Jahr 2022 und Ausblick auf anstehende Veränderungen in 2023.

Es war der Abschied des Jahres: Im Oktober starb der Sibirische Tiger El-Roi im stolzen Alter von 18 Jahren. Das Charaktertier musste eingeschläfert werden. El-Roi lebte seit 2006 in der Stadt an Rhein und Ruhr und beendete eine 17 Jahre andauernde Durststrecke ohne Tigergeburt am Kaiserberg. Seine jüngsten Kinder, Kasimir und Malinka, leben noch in Duisburg, wenngleich ihre Zukunft vorbestimmt ist.

Für viele Zoobesucher war er der König des Zoos: El-Roi, der Tiger. 2022 musste das Charaktertier im Zoo Duisburg eingeschläfert werden.
Für viele Zoobesucher war er der König des Zoos: El-Roi, der Tiger. 2022 musste das Charaktertier im Zoo Duisburg eingeschläfert werden. © Zoo Duisburg | M. Appelt

Zoo Duisburg: Umstrittene Geburt im Delfinarium

Zu einer umstrittenen Geburt ist es im Delfinarium gekommen: Im September ist ein Delfin geboren. Für die sechsjährige Debbie ist es der erste Nachwuchs. Doch das neue Mitglied der Delfinfamilie unterscheidet sich von allen zuvor am Kaiserberg geborenen Großen Tümmlern: Die Eltern des Jungtieres sind enge Verwandte – ein solcher Fall von Inzucht ist neu für das Duisburger Delfinarium. Der Tierschutzbund sieht gesundheitliche Risiken für das Jungtier und der Vorfall konterkariere das Artenschutzargument.

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Nur wenige Tage vor der Geburt kam es im Delfinarium zu einem Eklat: Während einer Vorführung haben Tierschutzaktivisten das Becken gestürmt. Weil sich die Tiere zu dieser Zeit im Becken befanden, sprach der Tierpark von einer Tierwohlgefährdung, da Krankheitserreger oder Umweltkeime über die getragenen Neoprenanzüge ins Wasser hätten gelangen können.

Die Delfinfamilie im Zoo Duisburg hat ein neues Mitglied – doch die Geburt ist umstritten.
Die Delfinfamilie im Zoo Duisburg hat ein neues Mitglied – doch die Geburt ist umstritten. © Zoo Duisburg | S. Gräfen

Die neuen Stars am Kaiserberg: Pablo und Manfred

Sie sind die Neuzugänge des Jahres: Seit Juni leben Pablo (3 Jahre) und sein größerer Bruder Manfred (5) im Zoo Duisburg. Die beiden Seekühe kamen aus Dänemark an den Kaiserberg. In Deutschland hält einzig der zoologische Garten in Nürnberg bislang Manatis, wie Seekühe auch genannt werden. Unaufgeregt gleiten die sanftmütigen Tiere durch das 650.000-Liter fassende Becken der Tropenhalle, das für die Neuzugänge aufwendig modernisiert wurde. Sie haben das Zeug zu Publikumsmagneten.

Pablo und Manfred sind die neuen Stars im Zoo Duisburg.
Pablo und Manfred sind die neuen Stars im Zoo Duisburg. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Baby-Boom im Koala-Haus – und Abschiede

Schon seit Jahren sind Koalas eines der Aushängeschilder des Duisburger Zoos. Die Aufzucht ist ausgesprochen erfolgreich: Mit der Haltung von derzeit insgesamt elf Tieren lebt am Kaiserberg die größte Koalagruppe Europas. Und erst im Dezember verkündete der Tierpark das nächste Koala-Wunder: Gut geschützt und bisher nahezu unsichtbar wachsen in den Beuteln der Weibchen Gooni und Eora zwei Babys heran. Kurz vor Weihnachten blinzelte dann erstmals ein Jungtier aus dem Beutel von Mutter Gooni. Das Geschlecht ist bislang unbekannt.

Die Gruppe im Koala-Haus wächst. Zwei Weibchen haben wieder Jungtiere im Beutel.
Die Gruppe im Koala-Haus wächst. Zwei Weibchen haben wieder Jungtiere im Beutel. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Kuriosität des Jahres: Für rund sechs Monate gehörte das Koala-Weibchen Sydney aus dem Zoo Dresden zur Gruppe am Kaiserberg. Grund für den ungewöhnlichen Besuch: Der Tierpark der Landeshauptstadt Sachsens hat sich endlich Nachwuchs gewünscht. Die Stippvisite blieb ohne Erfolg, im Mai erfolgte die Rückreise. Es gab auch weitere Abschiede: Den Kaiserberg in Richtung Dresden verlassen hat Koala Eerin. Das zweijährige Weibchen soll dort mit Männchen Mullaya verpaart werden. Für das zweijährige Koala-Männchen Tarni ist die Schweiz die neue Heimat.

Streit um Menschenaffen – Konflikt des Jahres

Auch bei den Gorillas mussten Besucher und Pfleger im Februar Abschied nehmen: Das Gorillaweibchen Uzuri hat den Kaiserberg verlassen. Der Abschied sei auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) für Westliche Flachlandgorillas erfolgt. Neue Heimat des Tieres ist der rund drei Stunden entfernte belgische Zoo Pairi Daiza.

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Rund um die Haltung der Menschenaffen entbrannte der Streit des Jahres: Die Tierrechtsorganisation Peta hatte im April Strafanzeige gegen den Zoo Duisburg erstattet. Grund seien „massive Verstöße“ bei der Haltung der Orang-Utans, so die Aktivisten. Videos sollen zudem Verhaltensstörungen zeigen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte das Ermittlungsverfahren. Der Zoo Duisburg kündigte Veränderungen im Äquatorium an, ein Zeitplan ist aber bislang unbekannt.

Um die Haltung der Orang-Utans am Kaiserberg ist ein Streit mit Tierrechtlern entbrannt.
Um die Haltung der Orang-Utans am Kaiserberg ist ein Streit mit Tierrechtlern entbrannt. © Zoo Duisburg

Viele Tierkinder am Kaiserberg

Der Zoo Duisburg freute sich im vergangenen Jahr mehrfach über Nachwuchs. Zu einem Baby-Boom kam es etwa bei den Kängurus – fünf Jungtiere wurden 2022 geboren. Um drei Köpfe gewachsen ist auch die Erdmännchen-Familie rund um Vater Elvis und Mutter Sophie. Seltenen Nachwuchs gab es auch im Affenhaus: Im Januar wurde ein schneeweißes Bärenstummelaffen-Jungtier geboren. Die Primatenart gilt in freier Wildbahn als stark gefährdet.

Der Zoo Duisburg hat 2022 seinen australischen Schwerpunkt erweitert. Nach über drei Jahren Bauzeit hat der Tierpark seine Outback-Voliere eröffnet. Sechs auffällige und bis zu acht Meter hohe Rundbögen aus Stahl spannen ein großes Netz, unter dem verschiedene Vogelarten aus Down Under und zwei Flinkwallabys leben.

Der Zoo in Duisburg hat seine Outback-Voliere im Jahr 2022 eröffnet. Damit wächst der australische Schwerpunkt am Kaiserberg.
Der Zoo in Duisburg hat seine Outback-Voliere im Jahr 2022 eröffnet. Damit wächst der australische Schwerpunkt am Kaiserberg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Was verändert sich 2023 im Zoo Duisburg? Spektakulärer Umbau beginnt

2023 werden weitere bauliche Veränderungen folgen – für die sogar alte Gehege weichen müssen. Für Investition von bis zu fünf Millionen Euro soll das gesamte Robben-Revier modernisiert werden. Zum Robben-Revier zählt etwa die Anlage der Ohrenrobben, in der die sieben Kalifornischen Seelöwen um den Bullen Atze beheimatet sind. Diese wird das Herzstück des neues Bereichs.

Die Anlage soll erweitert werden und umfasst zukünftig die heutigen Anlagen der Seelöwen, Pinguine, ehemalige Polarfuchs- und Eisbären-Anlage. Die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant und Teil des Masterplans, der die Entwicklung und strategische Veränderung des Zoos in den nächsten Jahrzehnten zusammenfasst.

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2023 soll zudem der Startschuss für eine spektakuläre Veränderung erfolgen: Der Zoo Duisburg plant für bis zu zwölf Millionen Euro den Neubau der Zooterrassen mit gehobener Gastronomie und einem Blick auf eine neu entstehende Savannenanlage mit Giraffen, Zebras, Antilopen und Pinselohrschweinen. Ungewiss ist hingegen die Zukunft der Elefanten, deren Fläche ebenfalls integriert werden soll. Noch ist das Vergabeverfahren noch nicht beendet, eine Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant.

Die Zooterrassen in Duisburg sollen endlich abgerissen werden. Der Tierpark hat spektakuläre Pläne.
Die Zooterrassen in Duisburg sollen endlich abgerissen werden. Der Tierpark hat spektakuläre Pläne. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller