Duisburg. Peta hat Strafanzeige gegen den Zoo Duisburg erstattet. Warum die Tierrechtler „massive Verstöße“ bei Gehegen sehen und was der Tierpark sagt.

Die Tierrechtsorganisation Peta hat Strafanzeige gegen den Zoo Duisburg und neun weitere zoologische Gärten erstattet. Grund seien „massive Verstöße“ bei der Menschenaffenhaltung, so die Aktivisten in einer Mitteilung. Die Staatsanwaltschaft Duisburg konnte bislang nicht abschließend klären, ob eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Zoos tatsächlich eingegangen ist.

In Bezug auf den Tierpark am Kaiserberg kritisieren die Tierrechtler die Haltungsbedingungen der Gorillas und Orang-Utans. So soll eine Videoaufnahme aus dem Jahr 2019 zeigen, wie ein Orang-Utan sein Erbrochenes wieder aufnimmt – laut den Tierrechtlern eine Verhaltensstörung von Menschenaffen in Zoos und Sinnbild der nicht artgerechten Haltung.

Zoo Duisburg: Peta kritisiert Gehegegröße der Menschenaffen

Peta bemüht in der Mitteilung zudem das Säugetiergutachten, das 2014 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht wurde und die Mindestanforderungen für die Haltung von Säugetieren in Zoos zusammenfasst. In dem Gutachten sind Gehegegrößen formuliert, gleichzeitig gibt es Hinweise zur Gestaltung der Areale.

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So heißt es etwa zu Orang-Utans, dass mindestens zwei Innen- und ein Außengehege für die Primaten zur Verfügung stehen sollen, die miteinander verbunden sind und einen selbst gewählten Wechsel ermöglichen. Für das Innengehege sollen mindestens 160 Quadratmeter für vier erwachsene Tiere vorhanden sein, für jedes weitere Tier kommen 25 Quadratmeter hinzu.

Warum die Anzeige der Tierrechtler nur symbolischen Charakter hat

Das Gehege soll zudem überwiegend eine Höhe von mindestens sechs Metern haben, heißt es in dem Gutachten. Da Orang-Utans in freier Wildbahn in den Bäumen tropischer Regenwälder leben, sollen die Gehege vielfältig strukturiert und etwa mit Kletterstrukturen und Schwingvorrichtungen in verschiedenen Höhen ausgestattet sein.

Die Kritik von Peta: Im Zoo Duisburg unterschritten die Innenanlagen für Gorillas und Orang-Utans die im Säugetiergutachten formulierten Mindestanforderungen „teils eklatant“, behaupten die Tierrechtler, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Ganz außen vor lässt Peta, dass die Vorgaben im Säugetiergutachten nicht gesetzlich bindend sind. Die Anzeige gegen den Zoo Duisburg hat damit wohl eher symbolischen Charakter, lenkt den Blick aber auf eine Problematik, die in der Vergangenheit auch vom Deutschen Tierschutzbund beschrieben wurde.

„Für viele Tiere kommen Verbesserungen zu spät“

Denn der Umstand, dass auch acht Jahre nach Veröffentlichung des Säugetiergutachtens viele Zoos noch immer nicht die darin geforderten Mindestanforderungen erfüllen, zeige eindrücklich ein strukturelles Problem der Zootierhaltung: „Zwar entwickeln sich die Erkenntnisse hinsichtlich der Erfüllung der Bedürfnisse der Tiere stetig weiter, die Umsetzung erfolgt jedoch um viele Jahre verzögert“, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. „Für viele Tiere kommen Verbesserungen und Neuerungen somit viel zu spät, was aus Tierschutzsicht nicht akzeptabel ist.“

Ferdinand, Kifaru und Co- Ehemalige Duisburger Zootiere

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    Statt eines Gutachtens, so die Forderung der Dachorganisation der Tierschutzvereine in Deutschland, müsste es hierzulande eine rechtsverbindliche Verordnung zur Haltung von Wildtieren in Zoos geben. Auch, weil es sich bei den bislang formulierten Mindestanforderungen um eine „Untergrenze einer gerade noch tolerablen Haltung“ handle, die aus Sicht des Tierschutzes höher liegen müsste.

    Zoo Duisburg: Gehege der Primaten unterschreiten Mindestanforderungen

    Nachholbedarf gibt es unbestreitbar auch im Zoo Duisburg: So offenbart der Masterplan Zoo, der die strategische Ausrichtung des Tierparks am Kaiserberg für die nächsten 25 Jahre beschreibt, dass Mindestanforderungen an die Primatenhaltung nicht im vollen Umfang eingehalten werden.

    „Die Zootierhaltung unterliegt einem stetigen Wandel“, erklärt ein Sprecher des Tierparks. Dieser Entwicklungsprozess bedürfe aber Zeit und finanzieller Ressourcen. Die Tierhaltung werde so auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. Als Beispiel nennt der Sprecher die ehemalige Anlage der Kodiakbären, die früher mit lieblosen Betonstufen ausgestattet war und seit 2012 – komplett umgestaltet und an Haltungsstandards angepasst – Heimat der Brillenbären ist.

    Masterplan Zoo: Äquatorium soll erneuert werden

    Auch das in die Jahre gekommene Äquatorium, das bei seiner Eröffnung 1962 laut Wikipedia „seinerzeit größte und modernste Affenhaus der Welt“, soll laut Masterplan Zoo und zum Wohle der Primaten erneuert werden. Erst durch die geplante „Verbesserung der Primatenhaltung durch Vergrößerung der Anlagen“ könne zukünftig das Säugetiergutachten erfüllt werden, heißt es im Masterplan.

    Einen konkreten Zeitplan nennt der Tierpark am Kaiserberg nicht. Mit dem Umbau der Gorillaanlage im Jahr 2002 wurde ein erster Schritt getan. Ein Schritt, der aufgrund höherer Tierschutzstandards und wegen Zoobesuchern, die kritischer geworden sind und die Tiere in einer nachgebildeten, natürlichen Landschaft erleben wollen, aber auch alternativlos erscheint, um zukunftsfähig zu bleiben.

    Ein Foto aus dem Jahr 2016 zeigt Gorillas im Außengehege am Kaiserberg.
    Ein Foto aus dem Jahr 2016 zeigt Gorillas im Außengehege am Kaiserberg. © FFs | Kai Kitschenberg

    >> SO REAGIERT DER DACHVERBAND DER ZOOS

    • „Wir sehen den Anzeigen von Peta mit großer Gelassenheit entgegen“, sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten auf Nachfrage der Redaktion. Auch, weil die Tierrechtler „wider besseren Wissens klagen“, so Homes mit Verweis auf die fehlende Rechtsbindung des Säugetiergutachtens.
    • Mit der Anzeige gehe es den Tierrechtlern mehr „um mediale Aufmerksamkeit und um die Finanzierung von Peta durch Spenden“, so die Kritik von Volker Homes. Laut der Dachorganisation wissenschaftlich geführter Zoos sei „die moderne Menschenaffenhaltung keinesfalls mehr mit der der Anfangstage vergleichbar, selbst wenn einige Häuser inzwischen in die Jahre gekommen sind“.