Bottrop. Ebels Brücken: Das lange Kapitel einer Hassliebe. Die Fünf-Pfennig-Brücke über die Emscher hat die älteste und kurioseste Geschichte.
Ebel und seine Brücken: Das ist auch die fast unendliche Geschichte einer Hassliebe, zumal in Ebel (Ureinwohner sagen immer noch „die Ebel“) als Insel zwischen Emscher und Kanal ohne Brücken fast gar nichts geht. Ja, und die Berne mit ihrer jüngst freigegebenen Überquerung sollte man natürlich auch nicht vergessen. Die kurioseste unter ihnen war sicher die als Fünf-Pfennig-Brücke bekannte Emscherbrücke, an die heute sogar ein Kunstwerk unter der A42-Brücke erinnert.
Lange ist sie das einzige und kostenpflichtige Nadelöhr, dass überhaupt erst eine einigermaßen gefahrlose Überquerung der damals noch wilden Emscher zwischen Ebel und Bottrop ermöglicht. Die wohl älteste erhaltene Aufnahme von 1882 aus dem Stadtarchiv zeigt eine nicht gerade vertrauenerweckende Holzkonstruktion über die damals noch breit mäandernde Emscher, die zunächst nur für Mensch und Vieh bestimmt ist.
Brücke in Bottrop-Ebel: Brückenwärter kassierte Maut
Mehr hat die Landratsfamilie Devens, die auf der Knippenburg residierte, wohl auch nicht im Sinn mit der „Knippenburger-Privat-Emscher-Brücke“. Der Bergbau liegt damals noch in den Anfängen, Zeche Prosper I arbeitet erst wenige Jahre. Bergschäden gibt es indes in der ohnehinsumpfigen Gegend schon früh. Sicher auch ein Grund, warum Familie Devens den mittelalterlichen Herrensitz 1885 an die Arenberg AG verkaufte und Bottrop verlässt.
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Die Holzbrücke samt Maut aber bleibt. Sicherlich in mehrfach veränderter Form, denn die zu der Zeit noch wilde Emscher reißt das Holzbauwerk, nun auch im Besitz der Arenberg AG, mehrfach weg. Das ändert sich erst, als die umliegenden Städte und Gemeinden die Emschergenossenschaft gründen und zwischen 1906 und 1920 den Fluss mit seinen Nebenflüssen wie Berne oder Boye als Abwasserkloaken in ein Betonkorsett zwängen. Die Fünf-Pfennig-Brücke gibt es als Stein-, später Beton- und Stahlkonstruktion weiter. Ein Kuriosum am Rande: Bis 1922 gibt es sogar einen Brückenwärter, der vor allem die Pfennig-Maut kassiert.
Die Pfennig-Maut wird spätestens seit der Eingemeindung von Ebel nach Bottrop 1929 nicht mehr erhoben
Viele ältere Bottroperinnen und Bottroper (seit 1929 gehören auch die Ebeler dazu, die mit der damaligen Gebietsreform quasi über Nacht und ohne Schaden zu nehmen von Rheinländern zu Westfalen wurden) erinnern sich noch an die Brücke mit ihren markanten steinernen Brückenköpfen. Die einen werden die Fünf-Pfennig-Brücke, die nach 1929 endlich mautfrei war, als Nadelöhr im Gedächtnis haben, das schließlich vor 50 Jahren aus statischen Gründen für den Autoverkehr gesperrt wird. Andere denken an sie als malerisches Bauwerk, das die Emscher elegant überspannt und erst ab den 1970er Jahren von der neuen A42-Brücke optisch erdrückt wird.
Vor allem als Nadelöhr ist die Emscherbrücke den Bewohnern aus Ebel „ein Dorn im Auge“, wie die WAZ ab 1960 schreibt. Ganz im Sinne der damals favorisierten autofreundlichen Stadt und des immer stärker anwachsenden Verkehrs, fordern sie eine breitere Brücke. Die Tage der Fünf-Pfennig-Brücke scheinen gezählt. Aber man muss damals wie heute eher in Jahren oder Jahrzehnten rechnen. 13 Jahre später wird die schmale Brücke erst einmal für den Verkehr gesperrt. Ebel ist in Aufruhr. Niemand möchte den Umweg über die Borbecker Straße nach Bottrop Mitte in Kauf nehmen.
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Stadt Bottrop und Emschergenossenschaft lagen im Clinch
Dann liegen Stadt und Emschergenossenschaft sogar im Clinch. Bottrop möchte von der Emschergenossenschaft eine neue Brücke. Die könne sie ja im Zuge der Emscher-Deicherhöhung gleich mitbauen. Nach massiven Protesten der Bürgerschaft von Ebel, langem Hin und Her zwischen den beteiligten Parteien um die immer noch als Privatbrücke bestehende Fünf-Pfennig-Brücke fällt schließlich vor 50 Jahren eine überraschende Entscheidung: Bund und Land übernehmen die Löwenanteile für eine neue Brücke, Bottrop zahlt auch und die Emschergenossenschaft kommt überraschenderweise mit dem kleinsten Betrag (50.000 DM) für das 1,2 Millionen-Mark-Projekt davon. Die Brücke soll um etwas weniger als 100 Meter verlegt werden, Häuser sollen abgerissen werden. Es gibt wieder Proteste.
Am Ende weicht ein Haus, die neue Brücke kommt. Später wird die alte Fünf-Pfennig-Brücke sogar Teil eines Kunstprojekts. In monatelanger Arbeit schaffen Frauen aus Ebel mithilfe des bekannten Bottroper Malers Reinhard Wieczorek ein Bild der alten Brücke als Teil der „Emscher-Galerie“ unter der heutigen A42-Brücke.
In der Nähe gesellen sich noch Kunst-Schafe von Guido Berndsen dazu, die an die einst ländliche Idylle im Emscherbruch erinnern. Brücken und Industrie gibt es bis heute. Dafür sind Emscher und Berne aber wieder sauber und fließen nach gut 100 Jahren wieder in natürlich-anmutendem Bett, die Abwässer verrohrt unter der Erde.