Bottrop. Zwei „Günter“ prägen eine Ära der Kleinen Karnevalsgesellschaft. Und nicht nur das Hoppeditz Erwachen geht auf die (Narren-) Kappe der KKG.
Die Kleine Karnevalsgesellschaft hat seit ihrer Gründung dem Bottroper Karneval auf ihre eigene Weise den Stempel aufgedrückt. Aber zunächst fängt alles mit dem Kegelclub „Lustige Eheleute“ im Jahr 1957 an. Nach dem Besuch des Rosenmontagsumzugs in Duisburg haben sich acht Bottroperinnen und Bottroper mit dem Karnevalsfieber infiziert.
Es wird der Entschluss gefasst, einen Verein zu gründen. Die Männer und Frauen kegeln weiterhin in der ehemaligen Gaststätte „Haus Grigoleit“ an der Essener Straße/ Hardenbergstraße. Am 15. März 1958 ist es offiziell soweit: Die Kleine Karnevalsgesellschaft, die KKG, wird als Gegenstück zur damaligen „Großen Karnevalsgesellschaft 1896“ gegründet. Neben dem Gründungslokal „Haus Grigoleit“ wird „Haus Wessels“ in den Anfangsjahren zu ihrer zweiten Heimat.
Hier werden die ersten Karnevalssitzungen gefeiert. Klein, traditionell, unkompliziert und mit ganz viel Herz. Die Eigengewächse des Vereins unterhalten das Publikum. In der Session 1964/65 ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. In der Stadt grassiert das Narrenvirus. Immer mehr wollen die Sitzungen besuchen.
Es folgt der Umzug in Bottrops größten Saal: dem Lichthof der Berufsschule. Die KKG ruft, und das närrische Volk kommt in Scharen. „Lachender Lichthof“ lautet die Parole. Tausende feiern jahrelang ausgelassen die zahlreichen Galasitzungen. Der Lichthof wird zum Tollhaus. In späteren Jahren geht das närrische Treiben im Saalbau weiter. Wer über diese Zeit der KKG berichten will, kommt nicht an „Mister Karneval“ vorbei: Günter Triebe, ein Gründungsvater des Vereins.
1972 besteigt er den Thron und wird Präsident. Fast drei Jahrzehnte hat er das Amt inne. Seine Begeisterung für den Karneval ist ansteckend, die Sitzungen sind legendär. 2007 stirbt er im Alter von 78 Jahren. Sein närrisches Erbe wirkt noch immer nach. Triebe macht ab 1973 das Hoppeditz Erwachen am 11.11. zu einem Markenzeichen der KKG sowie des gesamten Bottroper Karnevals und prägt so nachhaltig den Beginn der fünften Jahreszeit. Er selbst schlüpft in die Rolle des Reverends.
1990 übernimmt „KKG“-Jeck Frank Burchert den Part und begeistert seitdem mit Charme, Anzug, Melonen-Hut und flotten Reimen das Volk. Auch das beliebte Prinzenwiegen zum Auftakt des Straßenkarnevals geht ab 1974 auf die (Narren-)Kappe von Günter Triebe. In dieser Session regieren Helmut (I.) Ingendorn und Mia (I.) Jungmann (beide KKG) und werden auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus zum ersten Mal gegen Goldmünzen aus Schokolade gewogen.
„Mister Karneval“ steht zum 22. Geburtstag der KKG in der Session 1979/80 als Stadtprinz Günter I. an der Seite vom Prinzessin Brigitte (I.) Effers an der Spitze der Narretei. 1999 leitet Triebe dann seine letzte Sitzung und übergibt das Zepter an einen anderen Günter. An Günter Körber, zu dem Zeitpunkt bereits Vorsitzender und seit 1970 im Verein.
Als Präsident leitet er 19 Sitzungen und war zudem Vorsitzende des Festkomitees. Mit Ehefrau Iris (I.) bildet er 1986/87 als Günter (II.) das Stadtprinzenpaar. 2012 wird er mit dem „Schwarzen Diamanten“ vom Bund Ruhr Karneval als Dank und Anerkennung für seine Leistung und seinen Einsatz für den gesamten Karneval in Bottrop geehrt. Der Orden ist die höchste Auszeichnung des Verbands. Beim Abschied aus seinem Amt als „KKG“-Präsident im Jahr 2018 wird er zum Ehrenpräsidenten ernannt, wie schon 1999 sein Vorgänger und Namensvetter.
Aber die KKG ist natürlich noch sehr viel mehr. Was wäre der Verein ohne seine ehrenamtlichen Jecken? Unzählige Männer und Frauen fühlen sich mit der KKG eng verbunden. Gleichberechtigung spielt schon früh eine wichtige Rolle. 1977 wird die erste Damensitzung veranstaltet. Noch früher reißt das KKG-Ballett die Zuschauer von den Sitzen und die Komitee-Sänger beweisen über die Stadtgrenzen hinaus ihre Stimmgewalt.
Manche tänzerischen und musikalischen Akzente werden bis in die Gegenwart bewahrt. Die Tanzgarden mit Jungs und Mädchen glänzen auf Turnieren und füllen den Vitrinenschrank mit Medaillen und Pokalen. 1989 werden „Die flotten Bienen“ ins Leben gerufen. In dieser Formation begeistern beide Geschlechter unter der Leitung von Edeltraud Stroff das Publikum mit Parodien und Klamauk.