Bottrop. Die 1929 errichtete Berufsschule hat Veranstaltungen vom Boxkampf bis zur Modenschau erlebt. Dies und mehr erfuhren die Gäste des Denkmaltages.

Die Konkurrenz war groß am Wochenende - unter anderem wurde der Gasometer 90 Jahre alt. Trotzdem fanden die geschichtsträchtigen Bottroper Gemäuer, die in diesem Jahr am Tag des Offenen Denkmals geöffnet waren, großen Anklang. Neben der Kreuzkampkapelle, dem Malakoffturm und der Luggesmühle war vor allem die Städtische Berufsschule ein Anziehungspunkt.

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Als es am Nachmittag losging, hatten sich bereits an die 50 Zuhörer im Lichthof der Berufsschule versammelt. Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff begrüßte die Gäste, bevor Historiker Richard Howische an der Reihe war. Er nahm in einem halbstündigen Vortrag eine Einordnung des Gebäudes in die Architekturstilrichtungen vor und erklärte das diesjährige Motto der Veranstaltung: „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“, dessen Anlass das 100-jährige Bauhausjubiläum war.

Gusseiserne Figuren am Portal der Bottroper Berufsschule.
Gusseiserne Figuren am Portal der Bottroper Berufsschule. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Portal mit vier Stockheim-Figuren

Erinnert wurde auch an den Baurat Albert Lange, der das Gesicht der damals noch jungen Stadt Bottrop – das Berufsschulgebäude wurde 1929 errichtet – maßgeblich prägte. Howische beschrieb dessen hervorragende städtebauliche Gesamtkonzeption mit expressionistischer Einzelgestaltung.

Besonders ging der Historiker auf das rechte Eingangsportal des Gebäudes mit seinen vier gusseisernen Stockheim-Figuren ein. Ursprünglich wurde vermutet, dass die vier Statuen die vier Elemente darstellen sollen. Es sind jedoch Dokumente aufgetaucht, die beweisen, dass Albert Lange sie als Symbol für die vier zentralen Wirtschaftszweige der Stadt Bottrop sah: Erz, Luft, Wasser und Elektrizität.

Das Herzstück ist der Lichthof

Beeindruckend auch die Originalbefensterung mit 160 Kastenfenstern aus Pitchpineholz. Herzstück des fünfgeschossigen Backsteinbaus ist aber der innenliegende 800 Quadratmeter große Lichthof.

Nach dem Vortrag hatten die Besucher die Möglichkeit, sich eine Ausstellung anzuschauen, die die Abschlussklasse des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft unter Leitung ihres Geschichtslehrers Matthias Brink erstellt hat. Katharina Arens, eine der neun Mitwirkenden, erinnert sich: „Ich hätte nie gedacht, wie spannend es ist, in ein Archiv zu gehen und dort Originaldokumente zu sichten.“

Vom Billardturnier bis zum Boxkampf

Auf Stellwänden waren am Denkmaltag Fotos und Geschichte(n) der Berufsschule Bottrop dokumentiert. Hier interessiert sich Antje Herbst dafür.
Auf Stellwänden waren am Denkmaltag Fotos und Geschichte(n) der Berufsschule Bottrop dokumentiert. Hier interessiert sich Antje Herbst dafür. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Und davon gab es jede Menge, denn im Lichthof haben über die 90 Jahre seines Bestehens unzählige Veranstaltungen stattgefunden: Modenschauen, Billardturniere, Karnevalsveranstaltungen und sogar Boxkämpfe.

Unvergessen auch die 1970-er Jahre, als der legendäre WDR-DJ Mal Sondock hier für ein begeistertes Publikum die aktuellsten Scheiben aus der „Radiothek“ auflegte. Und auch das Benefiz-Konzert „Bottrop Rockt“ im Jahr 2008 hat Geschichte geschrieben.

Von einem ganz besonderen Erlebnis weiß Elsbeth Müller, Geschäftsführerin der Historischen Gesellschaft Bottrop, zu berichten. „Als Kind habe ich hier in einem Chor gesungen“, erzählt sie, „und da habe ich tatsächlich Rudolf Schock hier live gesehen.“ Kein Wunder, dass der Lichthof den Bottropern ans Herz gewachsen ist.

Ein bundesweiter Aktionstag

Seit 1993 findet bundesweit der Tag des offenen Denkmals statt. Der Aktionstag steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Für das Konzept und die Koordination ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz verantwortlich.

Vor Ort gestaltet wird der Tag von unzähligen Veranstaltern – angefangen bei privaten Denkmaleigentümern, Vereinen und Initiativen bis hin zu den Landesdenkmalpflegern, dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, den Landeskirchen und Bistümern sowie den Kommunen.