Die Stadt Bochum will weitere Sportplätze modernisieren. Einer aber soll geschlossen werden, der dort heimische Verein umziehen. Das gibt Ärger.
Entschieden ist es noch nicht, aber es sieht ganz danach aus, als wenn der Bochumer Fußballverein Genclerbirligi 95 Weitmar umziehen muss. Wieder einmal. Aktuell wird in der Speckschweiz-Arena an der Hofsteder Straße in Hamme gekickt, weil die heimische Anlage an der Landwehr in Weitmar-Bärendorf gesperrt ist. Daran wird sich laut Plan der Stadt Bochum auch nichts ändern. Sie will die Anlage aufgeben, eine neue endgültige Heimat soll Genclerbirligi am Lohring bekommen. Das sorgt im Club für Unmut.
Aus für Sportanlage? Club-Boss droht: „Löse Verein auf“
Mehmet-Duran Malkoc, der Vorsitzende von Genclerbirligi, ist sauer und droht bereits: „Sollte das wirklich passieren, werde ich den Verein abmelden. Nochmal Umziehen kommt nicht infrage.“ Schon das erzwungene Ausweichen nach Hamme habe dazu geführt, dass sich die meisten Seniorenspieler abgemeldet hätten. Jetzt habe man sich mit dem neuen Standort angefreundet. „Und dann sollen wir schon wieder umziehen? Nein, nicht mit uns“, so Malkoc.
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Dass die Stadt die Anlage an der Landwehr aufgeben will, kann er nicht verstehen. „Im Südwesten fehlt ein Platz, der Stadtteil Weitmar wächst, es kommen viele neue Familien mit Kindern, das können die anderen Vereine wie 45 nicht auffangen“, findet Mehmet-Duran Malkoc. Die Entwicklung mache ihn traurig, sein Verein fühle sich alleingelassen. „Seit drei Jahren hat sich niemand von der Stadt bei uns blicken lassen. Dabei leisten wir wichtige Integrationsarbeit. Wir haben Mannschaften in allen Altersklassen, 100 Kinder spielen bei uns, 90 Prozent von ihnen haben Migrationshintergrund.“ Das mache man mit einem erneuten Umzug und einem dann drohenden Vereins-Aus kaputt.
Ob die Anlage an der Landwehr tatsächlich aufgegeben wird, muss in den nächsten Monaten die Politik entscheiden. Die Stadt Bochum schlägt dies in ihrer aktuellen Sportstättenentwicklungsplanung jedenfalls vor. Schon seit Ende 2021 sei der Sportplatz geschlossen, erklärte Jana Neumann am Freitag (24. Mai) bei ihrer Präsentation im Sportausschuss. Er sei wegen Bodensenkungen nicht mehr verkehrssicher. Die Möglichkeit, den Naturrasen in einen Kunstrasen umzuwandeln, bestehe nicht. „Das ist nicht machbar, der Abstand zur A40 ist zu gering.“ Man befinde sich dort in einer Anbauverbotszone. „Wir werden aller Voraussicht nach keine Baugenehmigung für einen Kunstrasen bekommen“, so Neumann.
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Um herauszufinden, ob der Sportplatz an der Landwehr wieder bespielt werden kann, hätte man für viel Geld Gutachten in Auftrag geben müssen, ergänzt Sportdezernent Dietmar Dieckmann. „Doch bevor wir so viel investieren, wollten wir erstmal schauen, wie die Sportflächenentwicklung insgesamt aussieht. Für einen Kunstrasen hätten wir einen neuen Bauantrag stellen müssen, was einen Konflikt mit der Autobahn zur Folge gehabt hätte.“ Den Naturrasen zum Ascheplatz zu machen, lehnt Dieckmann generell ab: „Kunstrasen ist die Zukunft, da investieren wir nicht mehr in Asche.“
An sechs Standorten plant die Stadt Bochum neue Kunstrasenplätze: Hier der Überblick
Sechs Standorte hat die Stadt Bochum ausgeguckt, um sie innerhalb der nächsten sechs Jahre mit Kunstrasen auszustatten. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Anlage am Freigrafendamm (hier spielen RW Markania und aktuell noch CF Kurdistan). „Weil Genclerbirligi ja eine neue Heimat braucht, wollen wir ein Karussell in Gang setzen“, verrät Jana Neumann. Der Plan sieht so aus: „Genclerbirligi soll zum Lohring (wurde gerade erst modernisiert, Anm. d. Red.) und von dort soll ein Verein zum Freigrafendamm ziehen.“
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Weil die Plätze in Wattenscheid überfüllt seien, soll dann als Nächstes ein Kunstrasen auf der Anlage Auf dem Esch (der FSV Sevinghausen wartet seit Jahren sehnlichst) gebaut werden. In der Folge wären laut Plan die Anlage Erbstollen in Weitmar-Mark (BW Weitmar 09), der Sportplatz Nordbad (Blau-Weiß Grümerbaum klagt schon lange über den schlechten Zustand), der Platz an der Feenstraße (dort trainieren und spielen sehr viele Mannschaften von Adler Riemke und Eintracht Grumme) und der an der Markstraße (SV Steinkuhl) dran. An der Lewackerstraße sei ein Kunstrasen aus Lärmschutzgründen leider nicht realisierbar.
Mehr Kunstrasen und kleine Spielfelder
Aktuell verfügt Bochum über 54 Sportanlagen mit 26 Naturrasenplätzen, 35 Kunstrasen und 14 Ascheplätzen. Wird die Sportstättenentwicklungsplanung der Stadt bis 2030 so umgesetzt, käme unsere Stadt dann auf 43 Kunstrasenplätze und nur noch auf 20 Naturrasen und 11 Ascheplätze. Ziel sei es, auch darüber hinaus vorrangig auf Kunstrasen zu setzen und nicht mehr als zwei Vereine auf einer Anlage spielen zu lassen.
In Bochum gebe es noch immer oft die Kombi Naturrasen und Asche. „Da ein Rasenplatz aber teuer im Unterhalt ist, viel Aufwand betrieben werden muss und er das Jahr über auch nicht immer bespielbar ist, wollen wir diese auf Sicht lieber gegen Kunstrasen austauschen“, sagt Jana Neumann vom Sportamt. Dazu setze man auch zunehmend auf Kleinspielfelder, um gerade unter der Woche den Trainingsbetrieb zu entzerren. Auch die Vereinsheime habe man im Blick und werde bei Bedarf sanieren, so Neumann.
Ende Juni soll die Sportplatz-Planung der Stadt im Rat diskutiert und abgesegnet werden. Vorher wird sie auch die bezirklichen Gremien durchlaufen.