Bochum. Kunstrasen statt Asche: Darauf wartet ein Bochumer Fußballverein seit Jahren vergeblich. Nun kämpft er ums Fortbestehen. Droht die Insolvenz?
Der Sportplatz „Auf dem Esch“ des FSV Sevinghausen in Bochum-Wattenscheid gleicht nach Regen einem Acker. Seit Jahren sei dort nichts gemacht worden. Doch genau das wurde dem Verein vor sieben Jahren versprochen. Der ausgediente Aschenplatz sollte einem modernen Kunstrasenplatz weichen. Darauf wartet der Verein seither vergebens. Viele Spieler haben darauf keine Lust mehr und suchen sich einen Verein mit Kunstrasenplatz – mit verheerenden Folgen: Ohne Spieler keine Mannschaften und ohne Mannschaften kein Verein. Auch die Politik ist nun involviert.
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Der Sportplatz „Auf dem Esch“ in Bochum-Wattenscheid ist häufig nicht bespielbar
Während die Umkleidekabinen, Toiletten und Co. in den letzten Jahren von der Stadt saniert wurden, sei der Aschenplatz „in einem erbarmungswürdigen Zustand“, heißt es in der Beschlussvorlage der SPD, CDU, Grünen, UWG und FDP für die Bezirksvertretung Wattenscheid. Regnet es, stehe der Platz unter Wasser. Ursache könnten verstopfte Drainagen sein. Die unzähligen Pfützen verdeutlichen dann die unregelmäßige Oberfläche des Platzes, der dann ungenutzt bleibt. Denn: Der Trainings- und Spielbetrieb sei vom Wetter abhängig. „Häufig ist er witterungsbedingt nicht bespielbar“, sagt Ricarda Raabe, Geschäftsführerin des Vereins.
Es fehlt ein Kunstrasenplatz statt des unebenen, in die Jahre gekommenen Aschenplatzes. Das wurde dem Verein laut Beschlussvorlage 2017 vom damaligen Leiter des Sport- und Bäderamtes auch versprochen, allerdings nur mündlich. Die Zusage wurde scheinbar nicht weitergeleitet. Weder innerhalb der Verwaltung noch im Sportstättenbedarfsplan von 2017 wurde sie vermerkt, sagen die antragstellenden Bezirksfraktionen und die Stadt Bochum. „Aufgrund der personellen Wechsel der vergangenen Jahre ist diese daher leider nicht mehr nachzuvollziehen“, so die Stadt.
Stadt Bochum ist verantwortlich für den Umbau von Sportanlagen
Seither wartet der Verein als Hauptnutzer des Platzes auf einen Kunstrasenplatz oder zumindest auf verlässliche Aussagen, wie es weitergeht, und stellt sich die Frage: „Wann sind wir endlich an der Reihe?“ Der Platz gehört der Stadt, der Verein zahlt Miete, um ihn nutzen zu dürfen. Für den Umbau ist der Verein daher von der Stadt abhängig. „Der Bau eines Kunstrasenplatzes ist der letzte und konsequente Schritt zu einer modernen Spielstätte“, heißt es in der Beschlussvorlage.
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Wie die Modernisierung von Sportplätzen funktionieren kann, kriegt der FSV Sevinghausen regelmäßig vor Augen geführt: „Wir kriegen Vereine zu uns auf den Platz, bei denen der Kunstrasenplatz gemacht wird.“ Das sei nicht nur frustrierend, weil es aufzeige, was beim FSV Sevinghausen schon lange aussteht, sondern belaste zusätzlich die Qualität des Platzes.
Bochumer Sportanlagen: Ohne Kunstrasen – ohne Mannschaften?
Nicht nur der Vorstand, sondern auch Spieler fühlen sich hingehalten und seien enttäuscht, heißt es in der Beschlussvorlage. Viele Spieler hätten keine Lust mehr, auf Asche zu spielen, erzählt Ricarda Raabe: „Wegen des schlechten Zustandes gehen uns die Spieler verloren.“ Der Verein FSV Sevinghausen sei in den letzten Jahren drastisch geschrumpft. Aktuell gebe es dort nur noch eine Senioren- und vier Jugendmannschaften, eine Mädchenmannschaft gebe es schon lange nicht mehr, erzählt Ricarda Raabe. Erst vor wenigen Monaten habe sich die zweite Seniorenmannschaften verabschiedet – mitten in der Saison.
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Die Spieler verlassen den Verein, da es im Umfeld andere mit Kunstrasen gibt – das sei mittlerweile eine Grundbedingung für viele Eltern, Kinder und Jugendliche. Die Sportanlage „Auf dem Esch“ sei die letzte ohne Kunstrasenplatz in Wattenscheid.
Auch die verbleibenden Senioren wollen ihre Gesundheit auf dem Platz nicht länger aufs Spiel setzen, sagt Ricarda Raabe. Dabei ist die Mannschaft erst letzte Saison in die Kreisliga B aufgestiegen. Die Befürchtung: ein Verlust der ersten Mannschaft. Damit würden auch Einnahmen verloren gehen. „Ein Verein ohne Senioren hält sich nicht lang“, sagt Ricarda Raabe und weiter: „Alles hängt an dem Erhalt der Ersten.“
Im schlimmsten Fall müsste der Vorstand Insolvenz anmelden und den Spielbetrieb einstellen, bestätigt Ricarda Raabe. Doch noch ist Hoffnung: Der Verein sucht aktuell nach einem ortsnahen Ausweichplatz für das Training und die Spiele, zumindest für die erste Mannschaft.
Pläne der Stadt Bochum: Sportstättenentwicklungsplanung
Und was plant die Stadt? „Im Rahmen der Sportstättenentwicklungsplanung sind alle Sportplatzanlagen begutachtet worden.“ Dabei seien die Herausforderungen und Wünsche der Vereine berücksichtigt worden. Entscheidungen über die weitere Vorgehensweise würden noch ausstehen und werden mit den politischen Gremien abgestimmt. Derweil warte der Verein auf die dringend benötigte Ansage, ob der Sportplatz „Auf dem Esch“ bei der anstehenden Planung weiterer Kunstrasenplätze berücksichtigt wird.
Am Dienstag, 30. April, soll über die Beschlussvorlage „Sportplatz Auf dem Esch FSV Sevinghausen“ in der Bezirksvertretung Wattenscheid entschieden werden.
Umbaumaßnahmen von Aschenplätzen in Bochum
Welche Sportplatzanlagen zu Kunstrasenplätzen umgebaut werden sollen, steht in der Sportstättenentwicklungsplanung. Einige Sportplatzanlagen wurden in den vergangenen Jahren bereits zu modernisiert, darunter die Anlage am Hustadtring, Lohring oder Dickebankstraße. Andere Anlagen werden bald oder aktuell umgebaut, wie die an der Heinrich-Gustav-Straße, Hasenwinkeler Straße oder Günnigfeld. „Derzeit gibt es in Bochum noch 13 Aschenplätze. Diese sollen gemäß der Ergebnisse der laufenden Sportstättenentwicklungsplanung in den kommenden Jahren sukzessive angegangen werden“, so die Stadt Bochum auf WAZ-Anfrage. Einer von ihnen ist der Sportplatz „Auf dem Esch“ in Bochum-Wattenscheid.