Bochum-Weitmar. Seit mehr als einem Jahr ist der Sportplatz eines Bochumer Fußballvereins gesperrt. Immer mehr Spieler melden sich ab. Das sagt die Stadt

„Wir stehen inzwischen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Mehmet-Duran Malkoc. Er ist Vorsitzender des Fußballvereins Genclerbirligi 95 aus Bochum-Weitmar. Weil der Sportplatz (Naturrasen) des Klubs an der Landwehr, direkt an der A 448 gelegen, seit mehr als einem Jahr gesperrt ist, wandern immer mehr Spieler ab. Die Stadt steht deswegen in der Kritik. Im Rathaus wehrt man sich jedoch.

Sportplatz gesperrt: Bochumer Fußballclub bangt um Existenz

Die komplette Seniorenabteilung habe sich bereits abgemeldet und umliegenden Vereinen angeschlossen, sagt Malkoc. Die Jugendabteilung sei noch existent. Bis auf die A-Jugend habe man in jeder Altersklasse Mannschaften gemeldet. „Bei uns spielen rund 100 Kinder und Jugendliche, 90 Prozent mit Migrationshintergrund. Wir erfüllen also auch in Sachen Integration eine wichtige Aufgabe.“

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Doch auch beim Nachwuchs seien inzwischen 30 Spieler abgemeldet worden. Als Ausweichplatz steht Genclerbirligi die Speckschweiz-Arena an der Hofsteder Straße in Hamme zur Verfügung. Von Weitmar-Bärendorf ist das natürlich ein Stück. Laut Malkoc ein Aufwand, den nicht alle Eltern auf Dauer leisten können.

Der Sportplatz des Vereins Genclerbirligi 95 aus Bochum-Weitmar liegt zwischen den Wohnhäusern an der Landwehr und der A 448. Der Naturrasen war früher ein reiner Ascheplatz.
Der Sportplatz des Vereins Genclerbirligi 95 aus Bochum-Weitmar liegt zwischen den Wohnhäusern an der Landwehr und der A 448. Der Naturrasen war früher ein reiner Ascheplatz. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch für ihn scheint keine Lösung in Sicht. „Seit Dezember ist der Platz gesperrt, weil das Bespielen angeblich zu gefährlich ist. Wie es weitergeht, wird uns nicht gesagt. Es hieß, es solle ein Gutachten für eine mögliche Sanierung erstellt werden.“ Das Ausweichquartier dürfe nicht zur Dauerlösung werden, findet Malkoc. „Wir können dort zwar spielen und uns umziehen und duschen, aber ansonsten stehen uns nur etwa fünf Quadratmeter für unser Equipment zur Verfügung. Um unsere Gäste zu bewirten, müssen wir Tapeziertische aufbauen.“ Malkoc würde sich über einen Container freuen, sollte der heimische Sportplatz noch länger gesperrt bleiben.

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Noch lieber wäre ihm, die Stadt gebe diesen wieder frei. „Die Kinder und Jugendlichen machen ihn doch nicht kaputt. Man könnte ihn doch für ein paar Jahre zumindest für den Nachwuchs herrichten und in dieser Zeit dann über eine dauerhafte Lösung nachdenken.“

Stadt Bochum will Sportplatz-Gutachten abwarten

Im Sportamt wundert man sich über die Kritik von Genclerbirligi. Auf alle Anfragen des Vereins bezüglich der gesperrten Sportanlage habe man auch geantwortet, sagt Amtsleiter Achim Paas. Es sei auch ein weiterer Termin vereinbart worden, den der Verein aber nicht eingehalten habe. „Von daher sind wir uns keiner Schuld bewusst.“

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Die Sperrung des Naturrasenplatzes an der Landwehr sei alternativlos gewesen, erklärt Paas weiter. Wegen Bodensenkungen seien starke Unebenheiten festgestellt worden. „Mit unseren normalen Unterhaltungsmaßnahmen war das nicht mehr zu beheben.“ Von daher könne man auch die Jugend nicht wieder auf den Rasen lassen. „Das ist zu gefährlich.“

Drei Fahnen wehen über dem Vereinsheim von Genclerbirligi Bochum-Weitmar: Rund 90 Prozent der Nachwuchsfußballer hätten eine internationale Familiengeschichte, sagt der Vorsitzende.
Drei Fahnen wehen über dem Vereinsheim von Genclerbirligi Bochum-Weitmar: Rund 90 Prozent der Nachwuchsfußballer hätten eine internationale Familiengeschichte, sagt der Vorsitzende. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Paas erinnert daran, dass es sich früher um einen reinen Ascheplatz gehandelt habe. Gemeinschaftlich hätten Stadt und Verein aus ihm einen Naturrasen gemacht. „Es musste aber allen Beteiligten von Anfang klar sein, dass dieser nur von begrenzter Haltbarkeit sein würde.“ Diese, so scheint es, ist nun abgelaufen.

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Nun müsse untersucht werden, wie weiter verfahren wird – und mit welchem Aufwand. Dazu müsste man sich auch den Untergrund anschauen. „Es soll hier nicht-kartierten oberflächennahen Bergbau gegeben haben“, weiß Achim Paas zu berichten. Ein entsprechendes Gutachten würde 60.000 Euro kosten. Dieses wird vom Sportamt aber zunächst hinten angestellt.

Sportplatz gesperrt: Auch die Jugend darf hier nicht Fußball spielen

„Bevor wir soviel Geld in die Hand nehmen, wollen wir erstmal das Gutachten über die Gesamtsituation unserer Sportplätze abwarten“, sagt Achim Paas. Mit dieser Untersuchung habe man dasselbe Büro beauftragt, das auch schon die Bochumer Sporthallen unter die Lupe genommen hat. „Damit waren wir sehr zufrieden, von daher erwarten wir auch jetzt für die Sportplatze eine Datenlage wie aus einem Guss.“

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Das Gutachten sei bereits in Arbeit. „Die Ergebnisse erwarten wir im Sommer“, sagt Paas. „Und dann trifft die Politik die Entscheidungen.“ Wenn eine dann laute, den Platz an der Landwehr zu halten, gehe man in die Planung. Für einen Ascheplatzplatz liege man bei 700.000 Euro, so Paas, bei einem Kunstrasen weit darüber.

Wenig Platz am Ausweichstandort: Stadt Bochum bietet Gespräche an

Fakt ist: Auf dem Rasen wird Genclerbirligi laut Stadt nicht mehr spielen können. Dass ein Ausweichen auf andere Plätze immer auch mit Unannehmlichkeiten verbunden, weiß man im Sportamt. „Und wir haben auch viel Verständnis für den Verein“, versichert Paas. Mit der Speckschweiz-Arena habe man aber einem Wunsch des Klubs aus Weitmar-Bärendorf entsprochen. „Die wollten unbedingt auf einen Kunstrasen.“

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Einfach nur einen Container für Genclerbirligi hinzustellen, damit ist es aus seiner Sicht nicht getan. „Das ist zwar vorstellbar, aber wir brauchen dann auch ein Fundament sowie Anschlüsse für Wasser und Strom und an die Kanalisation.“ Paas bietet an, ein Mitnutzen der Räume der beiden anderen dort beheimateten Vereine „zu moderieren“.