Essen. Der lange geplante Ausbau des Stadions an der Hafenstraße rückt näher. Rot-Weiss Essen begrüßt die positiven Signale aus der Stadt Essen.

Den Start in das neue Kalenderjahr darf Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen als gelungen bezeichnen. In der 3. Liga ist nach sieben Punkten aus den letzten drei Spielen wieder Licht am Ende des Tunnels, im Kampf um den Verbleib im Profifußball sind die Chancen der Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat dadurch wieder leicht gestiegen.

Mit viel Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben die RWE-Verantwortlichen auch die jüngsten Entwicklungen beim Thema Stadionausbau. Der große Traum des Klubs und seiner großen Anhängerschaft könnte zeitnah in Erfüllung gehen. Seit Jahren steht der Drittligist im engen Austausch mit der Stadt Essen, der frühere Vereinschef Marcus Uhlig hatte bereits wichtige Weichen gestellt, die neue Vereinsführung um den ersten Vorsitzenden Marc-Nicolai Pfeifer setzt diese Arbeit erfolgreich fort.

Rot-Weiss Essen: Frauen-EM hilft RWE beim großen Ziel

Die Bewerbung der Stadt Essen für die Frauenfußball-EM 2029 in Deutschland hat diesen Prozess nun beschleunigt. Möglicherweise noch in dieser Woche wird der DFB vermelden, welche Stadien den Zuschlag für eine mögliche Europameisterschaft erhalten sollen. 15 Bewerbungen, darunter die der Stadt Essen, liegen vor, in acht Städten soll gespielt werden. „Essen hat dabei gute Chancen, Austragungsort zu werden“, betont die Stadtverwaltung. Aufgrund der Lage im Westen und der mittleren Größe des Stadions sieht es gut aus für Essen.

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Voraussetzung für die Bewerbung ist der Ausbau des Stadions. Die vier Stadionecken sollen geschlossen werden, künftig soll es Platz für 26.600 Zuschauer im Stadion an der Hafenstraße geben. Derzeit sind 20.000 Besucher das Limit. Die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) ging bisher von Gesamtkosten in Höhe von 25 Millionen Euro aus. Ein Großprojekt, von dem nun auch Kritiker überzeugt sind. Eine Mehrheit im Rat aus CDU, SPD und Grünen unterstützen die Bewerbung in einer gemeinsam Resolution. Vor allem die Grünen standen dem Ausbau zuvor kritisch gegenüber, die Aussicht auf eine Frauen-EM in eigenen Stadt hat nun offenbar zu einem Umdenken geführt. Für Rot-Weiss Essen kommt das Großevent somit gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die sportliche Misere während der Hinrunde und ein möglicher Abstieg hätten den lange geplanten Stadionausbau gefährden können.

So soll das Stadion an der Hafenstraße in wenigen Jahren aussehen. Die Stadt Essen treibt die Pläne für den Ausbau voran.
So soll das Stadion an der Hafenstraße in wenigen Jahren aussehen. Die Stadt Essen treibt die Pläne für den Ausbau voran. © Ralph Rieger

Danach sieht es aktuell nicht aus. Anfang April soll es einen konkreten Beschluss zu Bau und Baubeginn geben, zudem werden für die Planung des Projekts weitere 2,5 Millionen Euro verwendet. Schon im letzten Jahr wurden 1,2 Millionen Euro für Planungsmittel freigegeben. Aus Sicht von RWE und Frauen-Bundesligist SGS Essen ist das ebenfalls positiv, denn sollte Deutschland bei der Auswahl im Dezember 2025 den Zuschlag für die EM 2029 nicht erhalten, wären schon 3,7 Millionen Euro in das Projekt geflossen. Ein Rückzieher wäre angesichts dessen nur schwer zu erklären.

Rot-Weiss Essen: Pfeifer traf sich mit Oberbürgermeister Kufen

Rot-Weiss Essen ist aktuell in der bequemen Beobachterrolle. Die positive Entwicklung der letzten Tage hat der Klub mit großer Freude vernommen. RWE-Vorstandschef Marc-Nicolai Pfeifer hatte vor dem letzten Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching über ein Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Kufen berichtet. Der mögliche Stadionausbau stand dabei im Fokus. „Die geplante Schließung der vier Ecken des Stadions bis 2028, einhergehend mit einer Erhöhung der Zuschauerkapazität, ist nicht nur eine Voraussetzung für eine erfolgreiche EM-Bewerbung, sondern würde unserem Verein auch neue wirtschaftliche Perspektiven bieten – insbesondere im Bereich der Vermarktung und Hospitality“, hob Pfeifer die Vorteile hervor.

17 weitere Logen würden dem Vereine wichtige Chancen bieten. So könnte es RWE auch leicht verkraften, dass die Stadionpacht nach dem Ausbau deutlich steigen würde. Noch haben sich RWE und die GVE nicht auf einen neuen Pachtvertrag geeinigt. Nach WAZ-Informationen könnte die Stadionpacht für den Drittligisten auf rund 900.000 Euro pro Jahr steigen. In der vergangenen Saison zahlte RWE 390.000 Euro zuzüglich eines flexiblen Anteils, der sich nach der Zahl der Zuschauer richtet.

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Rot-Weiss Essen: Über 16.000 Zuschauer im Schnitt

Mit dem Verbleib in der 3. Liga könnte Rot-Weiss Essen darüber hinaus unangenehme Diskussionen über den Sinn des Stadionausbaus mit Blick auf den Alltag vermeiden. Allbau-Chef Dirk Miklikowski hatte einen möglichen Abstieg in die Regionalliga zuletzt als „Worst-Case“ für RWE bezeichnet. Die jüngste sportliche Aufwärtstrend sorgt aber wieder für Zuversicht.

Dass der Ausbau des Stadions für den Verein von enormer Bedeutung ist und angesichts der großen Nachfrage sinnvoll wäre, betont der Klub seit Jahren. Zu den zwölf Drittliga-Heimspielen in dieser Saison kamen im Schnitt 16.449 Zuschauer, oftmals war der Heimbereich ausverkauft. Das ist zweifellos das stärkste Argument des Klubs für einen Stadionausbau. Wenn nun die letzten Zweifel in der Stadt durch die Frauen-EM beseitigt werden, kann Rot-Weiss Essen damit sicher auch gut leben.

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