Essen. Der Oberbürgermeister will das Millionenprojekt anschieben und formuliert Erwartungen an Rot-Weiss Essen. Der Verein soll mehr zahlen.

Öffentlich hat sich Oberbürgermeister Thomas Kufen wiederholt für den Ausbau des Stadions an der Hafenstraße ausgesprochen. Als Chef der Stadtverwaltung unternimmt er einen neuen Versuch, das Millionenprojekt politisch auf den Weg zu bringen. Dem Rat der Stadt legte Kufen am Mittwoch einen neuen Vorschlag über die Freigabe von Planungsmitteln vor, diesmal über 1,15 Millionen Euro. Im April soll der Rat dafür grünes Licht geben. Läuft danach alles nach Plan, könnte der finale Baubeschluss im Sommer 2025 gefasst werden.

Für Kufen ist es der zweite Anlauf, nachdem er dem Rat bereits im vergangenen Jahr empfohlen hatte, Planungsmittel für den Stadionausbau freizugeben. Auf einen Beschluss aber konnten sich CDU und Grüne, die im Rat gemeinsam die Mehrheit stellen, bislang nicht verständigen. Nun erhöht Kufen den Druck auf die Kooperationspartner im Rat, aber auch auf Rot-Weiss Essen.

Die Grundstücksverwaltung Essen geht von Baukosten fürs Stadion von 25 Millionen Euro aus

Wie berichtet, sehen die Planungen der städtischen Grundstücksverwaltung Essen (GVE) vor, die Zahl der Plätze im Stadion durch den Ausbau der vier Ecken zu erhöhen, von 20.000 auf rund 26.600 Steh- und Sitzplätze. Das Stadion an der Hafenstraße würde damit auch Anforderungen für internationale Spiele erfüllen. Die GVE hat dazu als Betreiber des Stadions bereits eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Diese gilt es zu konkretisieren, auch bezüglich der zu erwartenden Baukosten. Die GVE geht mit Stand 2023 davon aus, dass der Stadionausbau 25 Millionen Euro kosten dürfte.

Sicher ist, dass mit einem Ausbau des Stadions die Betriebskosten steigen werden. Die städtische Grundstücksverwaltung veranschlagt 500.000 Euro zusätzlich pro Jahr. Aktuell zahlt die Stadt Essen für den Betrieb des Stadions einen jährlichen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro.

Ganz schön luftig: Die Stadionecken blieben in der ersten Ausbaustufe offen.
Ganz schön luftig: Die Stadionecken blieben in der ersten Ausbaustufe offen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Aufseiten der Stadt besteht deshalb die klare Erwartung, dass Rot-Weiss Essen eine deutlich höhere Pacht zahlt als dies bislang der Fall ist. Zumal RWE durch den Stadionausbau höhere Einnahmen erzielen dürfte. Die GVE geht davon aus, dass pro Jahr bis zu drei Millionen Euro zusätzlich in die Kasse des Drittligisten fließen werden.

Die Stadionpacht soll nach Informationen der Redaktion deshalb deutlich steigen, auf 900.000 Euro pro Jahr. Aktuell zahlt RWE 390.000 Euro zuzüglich eines flexiblen Anteils, der sich nach der Zahl der Zuschauer richtet. In der Spielzeit 2022/2023 belief sich die Pacht auf insgesamt rund 424.000 Euro. Sollte RWE in die 2. Bundesliga aufsteigen, würde sich die Stadionpacht auf zwei Millionen Euro pro Jahr erhöhen, als Erstligist wären 4,5 Millionen Euro fällig, zuzüglich jeweils eines flexiblen Anteils. Aufkommen soll RWE zudem anteilig für Wasser, Strom, Heizung, Reinigung und Rasenpflege.

Die Planungen für den Stadionausbau könnten bis Sommer 2025 abgeschlossen sein

Noch verhandeln GVE und RWE darüber. Nun, da Zahlen auf dem Tisch liegen, ist jedoch kaum zu erwarten, dass der Stadionbetreiber davon groß abweichen wird. 2027 läuft der Pachtvertrag aus. Wie zu hören ist, soll RWE spätestens dann mehr zahlen, und zwar unabhängig davon, ob das Stadion ausgebaut wird oder nicht.

Für den geplanten Ausbau ist es aus Sicht der Stadt aber eine Voraussetzung, dass sich Verein und Stadionbetreiber einig werden. Eine gegenseitige Absichtserklärung über den künftigen Pachtvertrag soll unterzeichnet werden, bevor der Rat die Planungsmittel für das Stadionprojekt freigibt. Bis zum Sommer kommenden Jahres könnten die Planungen abgeschlossen sein, heißt es. Dabei geht es nicht allein um den Ausbau des Stadions, sondern auch darum, wie es besser an den Fuß-, Rad- und öffentlichen Personen-Nahverkehr angebunden werden könnte.

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