Essen. 27 Millionen Euro für den Stadion-Ausbau - das ist viel Geld, aber diese Investition wäre gut angelegt. Und die Zuschauerzahlen geben es her.
Fußball weckt Emotionen, und das nicht nur auf dem Platz und im Stadion, sondern auch abseits des Sportlichen. So gab es für den jüngsten Beschluss des Stadtrates zum Ausbau des Stadions an der Hafenstraße Beifall; andere sind empört. Dabei ging es nur um die Freigabe von Planungsmitteln. Ob die vier Stadionecken geschlossen werden, ist noch nicht ausgemacht. 27 Millionen Euro würde das die Stadt – Stand heute – kosten. Allein die bloße Zahl lässt einige hochschrecken. So viel Geld! Kann und sollte sich die Stadt ein größeres Stadion überhaupt leisten?
Als sich die Stadt 2008 mit breiter Mehrheit im Rat damals unter finanziell schwierigeren Bedingungen dafür entschied, das altehrwürdige Georg-Melches-Stadion abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, war das ein Kraftakt. Die Stadt hielt an ihrem Beschluss fest, auch als Rot-Weiss Essen in die Insolvenz schlitterte.
In der Zuschauerstatistik der dritten Liga liegt Rot-Weiss Essen auf Platz drei
Heute würde wohl niemand behaupten, es war die falsche Entscheidung. Rot-Weiss Essen spielt in Liga 3, und das sehr erfolgreich. Der Aufstieg ist möglich, die „Hütte“ ist voll. Im Durchschnitt besuchten 16.556 Zuschauer die Heimspiele; Steh- und Sitzplätze im Heimbereich sind zu 90 Prozent ausgelastet. RWE liegt damit in der Zuschauerstatistik weit vorn in der dritten Liga. Es kämen wohl noch mehr, ginge es nicht gegen Teams wie den SC Verl oder die Zweitvertretung des SC Freiburg, die nur wenige Fans mitbringen, sondern eine Liga höher gegen den Hamburger SV, Kaiserslautern oder Schalke 04. Kaum auszudenken, was dann an der Hafenstraße los wäre.
Aber sollte die Stadt allein wegen der Aussicht auf sportlich noch bessere Zeiten weitere Millionen in das Stadion investieren? Wäre das Geld nicht an anderer Stelle besser angelegt?
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Schlaglöcher müssen gestopft, Kitas gebaut und Schulen saniert werden (in letztere investiert die Stadt übrigens eine Rekordsumme). Trotzdem denkt die Stadt laut darüber nach, das Grugabad zu überdachen. Kalkulierte Kosten: 42 Millionen Euro. Sie leistet sich eine Philharmonie, eine Oper und ein Stadttheater. Und sie lässt eine ehemalige Diskothek umbauen für die „Casa“ mit 200 Plätzen, um das Gebäude 20 Jahre lang anzumieten – macht summa summarum 29 Millionen Euro.
Ja, mehr als 50 Millionen Euro fließen Jahr für Jahr an Zuschüssen für Theater und Philharmonie, ohne dass jemand auf die Idee käme, die Bürgerinnen und Bürger darüber abstimmen zu lassen wie es die Grünen beim Stadion gefordert haben. Die Stadt tut dies, weil sie es als wichtig und richtig erachtet. Aus diesem Grund wurde das Stadion an der Hafenstraße gebaut.
Der Sportstadt Essen stünde ein Stadion, das internationalen Ansprüchen genügt, gut zu Gesicht
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Nun geht es darum, es für kommende Jahrzehnte zukunftsfähig zu machen, sodass es höheren Ansprüchen genügt, was einer Stadt, die sich lange, gerne und zurecht als Sportstadt bezeichnet hat, nur gut zu Gesicht stünde. Rot-Weiss Essen würde ein größeres Stadion neue Chancen eröffnen auf wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg.
Und sollte RWE tatsächlich in die zweite Bundesliga aufsteigen, würde die städtische GVE als Stadionbetreiber durch die höhere Pacht, die dann fällig wäre, sogar Geld verdienen mit der Fußballarena. Das Stadion wäre dann die einzige städtische Spielstätte, die Gewinn abwerfen würde. Deshalb drückt auch GVE-Chef Dirk Miklikowski, ein bekennender Schalke-Fan, RWE die Daumen. Gibt es auch nicht alle Tage.
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