Essen. Schon in wenigen Tagen soll der Rat der Stadt den Ausbau der Stadion-Ecken verbindlich zusagen - unter Bedingungen. Auch frisches Geld soll her.
Nun geht es Schlag auf Schlag: Der geplante Ausbau des Stadions an der Hafenstraße nimmt Fahrt auf. Noch bevor der Deutsche Fußballbund (DFB) voraussichtlich am 14. Februar bekannt gibt, in welchen Stadion des Landes die Fußballeuropameisterschaft der Frauen 2029 ausgespielt werden könnte, wird die Stadt Essen den Ausbau der vier Stadionecken verbindlich zusagen - unter dem Vorbehalt, dass Deutschland den Zuschlag für das Großevent erhält und Essen auch dabei ist.
Eine entsprechende Resolution des Stadtrates wird nach Informationen dieser Redaktion derzeit hinter den Kulissen vorbereitet. Noch vor der nächsten Sitzung des Stadtrats sollen die Unterzeichner zusagen, dass sie dem Ausbau des Stadions zustimmen werden. Dass eine Mehrheit des Rates dahinter steht, darf als sicher gelten. Der eigentliche Ratsbeschluss soll dann am 26. Februar gefasst werden, wenn der Rat zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt.
Neben Essen haben vier NRW-Städte ihren Hut in den Ring geworfen
Der Ausbau der Stadien-Ecken gilt aus Sicht der Stadt als zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung als Spielort während der Frauen-EM. Neben Essen haben sich vier weitere NRW-Städte beworben: Dortmund, Düsseldorf, Köln und Gelsenkirchen. Bundesweit sind es insgesamt 15 Bewerber. Gesucht werden acht Spielstätten. Eine Vorauswahl will der DFB noch im Februar treffen.
Essen rechnet sich gute Chance aus, dabei zu sein. Nicht zuletzt aufgrund der mittleren Größe des Stadions an der Hafenstraße, das nach dem Ausbau 26.500 Zuschauern Platz bieten würde. Aktuell passen rund 20.000 Besucher hinein.
Sollte Essen tatsächlich unter den acht ausgewählten Städten sein, in denen bei der Frauen-EM der Ball rollt, würde der Ausbau des Stadions - die Gesamtkosten werden auf 25 Millionen Euro geschätzt - ein gutes Stück näher rücken. Um die Planungen weiter voranzutreiben, benötigt die städtische Grundstücksverwaltung Essen allerdings kurzfristig frisches Geld. „Dafür brauchen wir weitere 2,5 Millionen Euro“, sagte GVE-Geschäftsführer Dirk Miklikowski im Gespräch mit der Redaktion.
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Denn die Zeit drängt. „Wir müssten nächstes Jahr anfangen zu bauen“, betont Miklikowski. Nach den Vorgaben der Europäischen Fußball-Union (Uefa) müssen die Stadien ein Jahr vor Turnierbeginn spielbereit sein. Als Veranstalter will die Uefa sicherstellen, dass die EM wie geplant über die Bühne geht.
Neben Deutschland haben Dänemark und Schweden ihren Hut in den Ring geworfen; sie wollen das Turnier gemeinsam ausrichten. Im Rennen sind auch Polen, Portugal und Italien. Und hier gibt es ein Problem: Über die Vergabe der Europameisterschaft, ob sie also überhaupt nach Deutschland kommt, entscheidet die Uefa erst im Dezember 2025. Essen hätte dann aber bereits wichtige Fakten geschaffen.
Im Dezember könnte die Stadt Essen den Ausbau des Stadions noch einmal auf Eis legen
Zwar könnte der Rat der Stadt den Stadionausbau wieder stoppen, falls Deutschland bei der Vergabe im Dezember leer ausgehen sollte. Allerdings wären dann schon unwiderruflich insgesamt 3,7 Millionen für das Projekt ausgegeben worden. In einem ersten Schritt hatte der Stadtrat bereits 1,2 Millionen Euro an Planungsmitteln freigegeben, unter anderem für eine belastbare Kostenschätzung.
Wäre ein Stopp des Projekts unter diesen Umständen realistisch oder auch nur wünschenswert? Oder hält die Stadt auch ohne Frauen-EM an dem geplanten Ausbau fest, weil man ja schließlich schon soviel Geld investiert hat und dieses nicht verloren geben will? Viel spricht dafür, dass man dann weitermachen würde, letztlich ist das aber eine politische Frage.
Neben der Vergabe der Frauen-WM, ist der sportliche Erfolg von RWE die zweite große Unbekannte
Klar ist: In der Essener Öffentlichkeit, in der nicht jeder den Stadionausbau begrüßt, sind in diesem Fall unangenehme Diskussionen nicht ausgeschlossen, mancher würde den politisch Verantwortlichen wohl gar ein abgekartetes Spiel und Salami-Taktik unterstellen.
Die zweite, nicht weniger wichtige Unbekannte mit Blick auf den Stadionausbau ist der sportliche Erfolg von Rot-Weiss Essen. Aktuell kämpft der Drittligist um den Klassenerhalt, und es wäre für die Akzeptanz des Bauprojekts gut, wenn dieser gelänge. Allbau-Chef Miklikowski wird deutlich: „Ein Abstieg wäre der Worst-Case“ - also der schlimmste aller möglichen Fälle.
Hält RWE die Klasse, wäre übrigens zudem noch zu klären, welche Pacht der Traditionsverein für ein größeres Stadion zahlt. Noch seien sich beide Seiten darüber nicht einig, heißt es. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte. (mit F.S.)
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