Essen. Mustafa Kourouma gehört bei Rot-Weiss Essen nicht mehr zum Stammpersonal, zuletzt saß das Eigengewächs auf der Tribüne. Nun spricht sein Berater.

  • Mustafa Kourouma steht seit drei Jahren im Profikader von Rot-Weiss Essen. Der Abwehrspieler hat den Sprung aus der eigenen Jugend geschafft und deutete sein Potential im Seniorenbereich schon an.
  • In dieser Saison läuft es nicht für den gebürtigen Essener. Der 22-Jährige ist nur noch Innenverteidiger Nummer vier, zuletzt gehörte er nicht zum Spieltags-Kader.
  • Kourouma könnte RWE am Saisonende nach fünf Jahren verlassen. Sein Berater äußert sich gegenüber dieser Redaktion.

Uwe Koschinat musste handeln, als vor zwei Wochen beim Drittliga-Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Rot-Weiss Essen (1:2) der Halbzeitpfiff ertönte. Sein Abwehrspieler José-Enrique Rios Alonso lief schon im ersten Durchgang Gefahr, mit Gelb-Rot vom Platz gestellt zu werden, deshalb war ein Wechsel in der Pause unausweichlich. Für Mustafa Kourouma (22) hätte das die Möglichkeit sein können, sich auszuzeichnen. Doch Koschinat entschied sich gegen einen positionsgetreuen Wechsel und brachte stattdessen Eric Voufack in die Partie. Julian Eitschberger rückte für Rios Alonso in die Dreierkette, Kourouma blieb frustriert draußen.

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    Es war einer von mehreren Rückschlägen, die der 22-jährige Innenverteidiger in dieser für ihn persönlich enttäuschenden Drittliga-Saison hinnehmen musste. Anschließend kam es sogar noch schlimmer für den 1,86 Meter großen Abwehrspieler. Bei den folgenden Meisterschaftsspielen gegen Unterhaching und in Wiesbaden flog Kourouma aus dem Spieltags-Kader von Rot-Weiss Essen.

    Rot-Weiss Essen: Koschinat sieht „riesige Fortschritte“ bei Kourouma

    Koschinat hatte seine Entscheidung nach dem Unterhaching-Spiel begründet und auch erklärt, warum er Kourouma in Bielefeld nicht einwechselte. „Bei Mustafa Kourouma ist es so, dass er riesige Fortschritte macht. Aber das Bielefeld-Spiel war schon ein Beispiel dafür, dass wenn wir die Dreierkette auflösen, dann agieren wir eher mit Spielern, die offensiver angesiedelt sind. Es ist eher selten der Fall, dass wir einen Innenverteidiger gegen einen Innenverteidiger während des Spiels tauschen werden.“

    Trainingslager Rot Weiss Essen
    Mustafa Kourouma machte im Trainingslager in der Türkei auf sich aufmerksam. Für Einsätze bei Rot-Weiss Essen hat es nicht gereicht. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO

    Die Begründung mag nachvollziehbar sein, bei Kourouma haben die Nichtberücksichtigungen nach Informationen dieser Redaktion Frust erzeugt. Im kommenden Sommer läuft sein Vertrag beim Klub von der Hafenstraße aus. Nach fünf Jahren bei RWE stehen die Zeichen auf Trennung, wie Kouroumas Berater Sven Vierbuchen bestätigt. Der Geschäftsführer der Agentur UG Sports sagt zur Situation: „Musti ist ein junger talentierter Spieler, der mittlerweile aber auch in ein Alter kommt, in dem er regelmäßig spielen muss. Er hat in der Vergangenheit seine Drittligaqualität bereits unter Beweis gestellt und gute Partien für RW Essen abgeliefert.“

    „Daher ist es normal, dass wir intensiv den Markt im In- und Ausland sondieren““

    Sven Vierbuchen (UG Sports)
    Berater von Mustafa Kourouma

    Da Kourouma aktuell eben nicht regelmäßig spielt, ist eine Verlängerung aktuell weit weg, das sagt Vierbuchen klar: „Für Musti ist es als Eigengewächs, das sich zu hundert Prozent mit RWE und der Stadt identifiziert, natürlich keine leichte Situation und auch ein Stück weit enttäuschend. Daher ist es normal, dass wir intensiv den Markt im In- und Ausland sondieren und gemeinsam überlegen, was der beste Schritt im Sommer ist.“

    Rot-Weiss Essen: Kourouma sollte der Heber-Nachfolger werden

    Der gebürtige Essener ist eines der wenigen Eigengewächse, das der Verein in den letzten Jahren hervorgebracht hat. 2020 kam Kourouma aus der BVB-Jugend in die U17 von Rot-Weiss Essen und schaffte zwei Jahre später den Sprung zu den Profis. Zu seinen Förderern in der U19 gehörte Trainer Vincent Wagner, den es nach dem Aufstieg der RWE-Profis zur U23 der TSG Hoffenheim zog, der ehemalige Sportdirektor Jörn Nowak und Ex-Chefscout Stanko Patkovic. Im Aufstiegsjahr erhielt Kourouma einen Dreijahresvertrag, dem Abwehrtalent sollte die Zukunft in Essen gehören. Nach dem Abgang von Daniel Heber zum 1. FC Magdeburg war Kourouma perspektivisch als Nachfolger des Ex-Kapitäns vorgesehen.

    RWE-Verteidiger Mustafa Kourouma (l.) feiert sein Siegtor im Derby beim MSV Duisburg.
    RWE-Verteidiger Mustafa Kourouma (l.) feiert sein Siegtor im Derby beim MSV Duisburg. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

    Es sah zunächst danach aus, als könnte er die Erwartungen erfüllen. Unter Christoph Dabrowski machte der physisch starke Innenverteidiger in der 3. Liga stetige Fortschritte. In seinem ersten vollen Seniorenjahr sammelte Kourouma immerhin 13 Drittliga-Einsätze und 500 Spielminuten. Ein Jahr später waren es 21 Pflichtspiel-Einsätze. Er machte Druck auf die im Abwehrzentrum gesetzten Felix Götze und José-Enrique Rios Alonso und stellte in einer starken Essener Mannschaft unter Beweis, dass er in der 3. Liga bestehen kann. Emotionaler Höhepunkt war sein Siegtor in der Nachspielzeit im Derby beim MSV Duisburg. Auch beim BVB II hatte er zuvor getroffen.

    Dritte RWE-Saison im Profibereich eine Enttäuschung für Kourouma

    Als Felix Götze zum SC Paderborn in die 2. Bundesliga wechselte, hätte seine Stunde schlagen können. Doch stattdessen ist Kourouma seit Saisonbeginn nur noch Innenverteidiger Nummer vier bei RWE. Das hat sich auch nach dem Trainierwechsel nicht geändert. Koschinat sprach dem 22-Jährigen immer wieder Mut zu, in den Vorbereitungsspielen gegen den FC Emmen und Dynamo Dresden wusste Kourouma auch zu überzeugen, an Kapitän Michael Schultz und den beiden formstarken Innenverteidigern Rios Alonso und Tobias Kraulich gibt es aktuell aber kein Vorbeikommen.

    Nur 146 Einsatzminuten in der laufenden Drittliga-Saison sind eine enttäuschende Bilanz für Kourouma, der seine wenigen Chancen nicht nutzen konnte. In Rostock und im Niederrheinpokal gegen Sonsbeck machte er ohne den nötigen Spiel-Rhythmus eine unglückliche Figur. Bei seinem einzigen Startelf-Einsatz in der Liga in Osnabrück flog Kourouma in der Schlussphase vom Platz.

    Rot-Weiss Essen: Alles deutet auf einen Wechsel hin

    Nach fünf Jahren an der Hafenstraße, seinem Heimatklub, könnte ein sportlicher Tapetenwechsel die richtige Entscheidung für Kourouma sein, um seine ins Stocken geratene Fußballer-Laufbahn wieder in Schwung zu bringen.