Essen. In Essen gibt es dringendere Investitionen als die Stadion-Erweiterung. Eigentlich kann sich die klamme Stadt den Ausbau nicht leisten.
Für 1,2 Millionen Euro wird der Stadionausbau in Essen jetzt geplant. Das hat der Rat nach langer Diskussion beschlossen. Folgt auf die Planung auch die Umsetzung, dürfte man mit 27 Millionen Euro nicht auskommen, um die Ecken an der Hafenstraße zu schließen. Diese Verschwendungsmentalität der politischen Entscheidungsträger macht fassungslos.
Zahlen zeigen: 16.506 Tickets wurden in 17 RWE-Heimspielen im Schnitt verkauft. Das Stadion bietet aber aktuell 19.962 Zuschauern und Zuschauerinnen Platz. Bei Spielen der SGS Essen und diversen anderen Veranstaltungen bleiben stets etliche Plätze frei. Zu klein ist es also aktuell nur bei absoluten Topspielen, sonst nicht. Und vor allem: Eigentlich kann sich die klamme Stadt den Ausbau gar nicht leisten.
Befürworter, die meisten davon dürften Fans von Rot-Weiss Essen (RWE) sein, versprechen sich von dem Ausbau (noch) bessere Stimmung und mehr Sitzplätze. Sie sehen zudem mehr Potenzial für Länderspiele und Konzerte, mehr Einnahmen durch Miete und Pacht. Die Stadt könnte somit an Attraktivität gewinnen und größerer Anziehungspunkt für Auswärtige werden.
Lesen Sie hier die Gegenargumentation
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Essen kann aber kein Anziehungspunkt sein, wenn viele andere Teile der Stadt marode daherkommen. Fährt man mit offenen Augen von Kettwig nach Karnap, muss man das Projekt Stadionausbau schlicht als überheblich bezeichnen. Selbst im Süden kommt man kaum 50 Meter weit, ohne Schlaglöcher zu umkurven.
In der von Leerständen geprägten Innenstadt wird man an allen Ecken und Enden von Menschen um Geld angebettelt, und im Essener Norden türmen sich seit Jahren Sperrmüllberge und Unrat. Lehrer der Gesamtschule Nord in Vogelheim hoffen, dass die Sonne niemals scheint, weil sie keine funktionierenden Jalousien an den Fenstern haben, von tragfähigen Stühlen ganz zu schweigen. Es drängt sich die Frage auf, ob man in dieser Stadt vielleicht besser in Bildung und Infrastruktur investieren sollte.
Mehr Konzentration auf andere Essener Projekte wäre hilfreich
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Untätig sind die Verantwortlichen in diesen Bereichen nicht. Bezirkskehrer und Frühjahrsputz in City und Stadtteilen verbessern die Lage. Das alleine reicht aber nicht – wie man im Stadtbild sieht. Ein Sommer-, Herbst- und Winterputz wäre ebenso nötig wie noch viel mehr Aufklärung und Sanktionierung bei jenen, die den Müll einfach am Straßenrand auftürmen. Einige Essener träumen von einem glatten Straßenbelag oder von einer Ausstattung in sämtlichen Schulen wie die, die Schüler und Schülerinnen der neu gebauten Gustav-Heinemann-Gesamtschule bekommen.
Mehr Konzentration – auch finanziell – auf Kitas, Schulen und Infrastruktur würde allen Essenern und Essenerinnen helfen und nicht nur jenen, die dem Drittligisten zujubeln. Auch wenn die Rot-Weissen eine wirklich beeindruckende Saison hinlegen.
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