Essen. Welche wirtschaftlichen Effekte löst der Traditionsverein von der Hafenstraße aus? RWE präsentiert Zahlen und eine Botschaft: Da geht noch mehr

Der Wert eines Fußballvereins misst sich nicht allein an den Trophäen, die er gewonnen hat, an den Topstars, die für ihn spielen oder an den Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Der Wert misst sich auch an den Umsätzen und Investitionen, die der Verein in der Stadt und in der Region auslöst. Wie wertvoll ist also Rot-Weiss Essen?

Der Traditionsverein von der Hafenstraße hat diese Frage gestellt. Die Antwort lieferte am Donnerstag die Unternehmensberatung SLC Management, nachdem sich in den Tagen alles zuvor um Personalien an der Spitze des Vereins gedreht hatte. Marcus Uhlig, der scheidende Vorsitzende von Rot-Weiss Essen präsentierte mit den Autoren der Studie die Ergebnisse. Demnach sind die wirtschaftlichen Effekte, die RWE als Drittligist auslöst, durchaus beachtlich. Professor Alfons Medeja, der Autor der Studie, beziffert sie auf 48 Millionen Euro pro Jahr.

Mit zwölf Millionen Euro pro Jahr profitiert allein die Essener Gastronomie von RWE

Mit rund zwölf Millionen Euro profitiert allen voran die heimische Gastronomie von Rot-Weiss Essen. SLC Management hat ermittelt, dass Gästefans an Spieltagen am Stadion durchschnittlich 13 Euro ausgeben, weitere 28,80 Euro lassen sie in der Stadt. Bleiben Fans über Nacht, erhöhen sich ihre Ausgaben pro Tag um 60 Euro. Heimfans geben an Spieltagen durchschnittlich 31 Euro aus. Rund 2,1 Millionen Euro erwirtschaftet die Hotellerie bei Heimspielen von RWE. Darüber hinaus löst der Verein laut SLC Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus sowie Umsätze in Höhe von fast zehn Millionen Euro.

Den Beschäftigungseffekt durch RWE beziffert die Studie auf 6,7 Millionen Euro. Auch den Wert des hohen Bekanntheitsgrades des Traditionsvereins haben die Unternehmensberater in Euro und Cent umgerechnet. So müsste die Stadt Essen fast 15 Millionen Euro für Werbung ausgeben, wollte sie die gleiche Wirkung erzielen. Befragt wurden für die Studie laut SLC 5240 Fans und Sympathisanten von RWE und anderen Vereinen sowie 500 repräsentativ ausgewählte Einwohnerinnen und Einwohner.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie durch RWE war bewusst gewählt

Laut Marcus Uhlig beschäftigt sich RWE ständig mit der Frage, wie sich weitere Einnahmen erzielen lassen. Der Zeitpunkt, zu dem der Verein die Studie zu den wirtschaftlichen Effekten präsentierte, war nicht zufällig gewählt. Die Entscheidung des Stadtrates über den Ausbau des Stadions rückt näher, noch vor der Sommerpause soll die Politik in einem ersten Schritt 950.000 Euro an Planungsmitteln für das Projekt freigeben.

Auch zum Stadionausbau äußerten sich Professor Medeja und sein Team. Sollte die Stadt das Stadion tatsächlich ausbauen, stiegen die ökonomischen Effekte, die RWE auslöst, um weitere neun Millionen Euro auf insgesamt 57 Millionen Euro pro Jahr. Wirtschaftlich weiter aufwärts ginge es, wenn RWE in die zweite Liga aufsteigen sollte. Ausschlaggebend dafür wären laut SLC Fernsehübertragungen, höhere Besucherzahlen und zusätzliche Vermarktungsmöglichkeiten, die sich für den Verein ergeben würden.

Die Ergebnisse wären auch für Investoren interessant, doch die soll es bei RWE nicht geben

Oberbürgermeister Thomas Kufen nahm die Vorlage als erklärter Befürworter des Stadionausbaus dankbar auf. Die Studie zeige, „was für eine Kraft in dem Verein steckt“. Kufen kündigte an, dass die Ergebnisse in die Beschlussvorlage Eingang finden werden, die er dem Rat bald zur Abstimmung vorlegen will.

Interessant dürften die Ergebnisse auch für potenzielle Sponsoren oder Investoren sein, merkte Alfons Medeja an. Aber: RWE suche keinen Investor „und auch keinen Scheich“, wie Marcus Uhlig betonte. Gemünzt war dies auf die Verhältnisse bei 1860 München d und auf Uhligs Nachfolger Marc-Nicolai Pfeifer, der zuletzt Geschäftsführer bei den „Münchener Löwen“ war. Dort hat mit Hasan Ismaik ein Investor das Sagen. Im Verein geht es seit seinem Einstieg drunter und drüber. Die Sorge mancher RWE-Fans, dass in Essen ähnliches drohen könnte, will ihnen Uhlig nehmen. Dass ein Investor bei RWE einsteigen könnte, sei durch den Beschluss der Vereinsgremien ausgeschlossen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändert“, sagte Uhlig.

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