Gladbeck. Um den Kunstrasenplatz des SV Zweckel in Gladbeck gab es in den vergangenen Jahren viele Diskussionen und Ärger. Wir werfen einen Blick zurück.

Eine scheinbar unendliche Geschichte findet in Gladbeck nun doch ein gutes Ende. Viele Jahre lang ist über einen Kunstrasenplatz in Zweckel mitunter auch sehr sehr heftig diskutiert worden. Wir erinnern an einige der größten Aufreger in dieser Zeit.

Spieler-Schelte: Norman Seidel platzt der Kragen

Im Jahre 2016, der SV Zweckel spielte seinerzeit in Oberliga Westfalen um Punkte, also der höchsten Amateurklasse des Landesverbandes, platzte dem Kapitän der Kragen. Norman Seidel, ein Akteur mit Regionalliga-Erfahrung, tat sich, weil er die Nase voll hatte von Spiel- und Trainingsausfällen im Herbst, Winter und Frühjahr, als öffentlicher Kritiker der Stadt Gladbeck hervor. „Der Platz“, giftete der Spielführer des SVZ, „ist eine einzige Katastrophe. Die Trainingsbedingungen sind mehr als schlecht.“ Und Seidel legte nach: „Der SV Zweckel hat die schlechtesten Bedingungen in der Oberliga.“

Gegnerische Trainer teilten übrigens die Auffassung Seidels. Stefan Fröhlich etwa, Coach des SV Lippstadt 08, sagte nach einem Gastspiel in Zweckel: „Dieser Platz hat nicht einmal eine Kreisligazulassung verdient und das ist einfach nur traurig.“

Norman Seidel (rechts), damals der Kapitän des SV Zweckel, übte scharfe Kritik an der Gladbecker Stadtverwaltung. Er behauptete: „Der SV Zweckel hat die schlechtesten Bedingungen in der Oberliga.“
Norman Seidel (rechts), damals der Kapitän des SV Zweckel, übte scharfe Kritik an der Gladbecker Stadtverwaltung. Er behauptete: „Der SV Zweckel hat die schlechtesten Bedingungen in der Oberliga.“ © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-B ning

Als Reaktion auf die SVZ-Kritik bot der damalige Sportdezernent der Stadt Gladbeck, Rainer Weichelt, dem Klub an, seine Heimspiele in der Vestischen Kampfbahn auszutragen. In der Saison 2016/2017, der SVZ war inzwischen in die Westfalenliga abgestiegen, nahm der Klub diese Offerte an. „Alles andere“, so Andre Schwarz, der seinerzeit Sportlicher Leiter bei den Schwarz-Grünen war, „wäre ja nicht glaubhaft gewesen.“ Allzu häufig spielten die Zweckeler dann aber nicht im Stadion, Aufwand und Ertrag standen für den Klub schlichtweg in keinem Verhältnis.

Hansa Scholven schießt gegen das Baulandstraßen-Projekt

Mitte 2020 sorgten die Stadt Gladbeck und die Stadt Gelsenkirchen mit dem sogenannten Baulandstraßen-Projekt für eine Überraschung. Der gemeinsam geschmiedete Plan sah den Umzug des SV Zweckel nach Scholven vor. In einer Pressemitteilung hieß es dazu: „Die Stadt Gladbeck und die Stadt Gelsenkirchen planen gemeinsam die Weiterentwicklung der bestehenden Gelsenkirchener Sportanlage an der Baulandstraße zu einer gemeinsamen Spielstätte für den SV Zweckel und Hansa Scholven.“ Unter anderem sollte in Scholven ein von der Stadt Gladbecker finanzierter Kunstrasenplatz entstehen.

Barbara Kochmann, Vorsitzende des SV Hansa Scholven, schoss gegen den geplanten Umzug des SV Zweckel an die Baulandstraße.
Barbara Kochmann, Vorsitzende des SV Hansa Scholven, schoss gegen den geplanten Umzug des SV Zweckel an die Baulandstraße. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Der SV Zweckel stimmte dem Umzug zu. In einem Statement in einer Sportausschusssitzung betonte SVZ-Chef Uli Wloch aber ausdrücklich: „Dass wir für diesen Plan sind, ist eine Entscheidung der Vernunft und keine des Herzens.“

Der SV Hansa Scholven war in dieses Vorhaben laut seiner Vorsitzenden Barbara Kochmann zunächst überhaupt nicht eingeweiht. Der Gelsenkirchener Klub schoss auch deshalb gegen den geplanten Umzug des SV Zweckel. Unter anderem sammelten Kochmann & Co. Unterschriften gegen den SVZ-Umzug. Begründung: „Wenn Zweckel mit seinen vielen Mannschaften kommt, wird Bülse und uns die Möglichkeit genommen, uns zu entwickeln und weitere Teams zu melden.“

Die Dorstener Straße als Wahlkampfthema

„Der Fußballplatz muss bleiben.“ Das war auf einem Plakat der DKP zu lesen, die den Umzug des SV Zweckel an die Baulandstraße nach Gelsenkirchen zu einem Thema im Kommunalwahlkampf 2020 machte. Die Partei forderte wie später auch die ABD-Fraktion (bestehend aus ABI, BIG und DKP) den Erhalt des Sportplatzes in Zweckel.

Im September 2020 befasste sich deshalb auch der Haupt- und Finanzausschuss mit einem Bürgerantrag. Der Anregung von Peter Jarosch (DKP-Kandidat in Zweckel-Mitte) und Rolf Schümer (Berlin, ehemaliger DKP-Ratsherr), den Umzugsplan nach Scholven zurückzustellen bis zum Abschluss der rechtlichen und technischen Prüfungen für einen Plan B, der den Erhalt der Sportanlage und die Fortsetzung der bisherigen Nutzung beinhaltet, mochten SPD, CDU, Grüne und FDP jedoch nicht folgen. Nur DKP-Chef Dorka sprach sich für die Annahme des Bürgerantrags aus.

Der SV Zweckel und der BV Rentfort finden eine Lösung

Am Ende kam alles anders. Verantwortlich dafür waren letztlich der SV Zweckel und der BV Rentfort. Oder genauer: ihre beiden Vorsitzenden Reinhard „Shorty“ Schwarz (BVR) und Ulrich Wloch (SVZ). Sie hatten einfach mal die Köpfe zusammengesteckt und eine Idee entwickelt. Ihr Vorschlag lautete, einen Kunstrasenplatz in Zweckel zu bauen und später einen weiteren in Rentfort-Nord zur gemeinsamen Nutzung und für besonders publikumsträchtige Spiele der ersten SVZ-Mannschaft (Stichwort: „Lärmschutzgutachten“).

Uli Wloch ist der Vorsitzende des Gladbecker Fußballvereins SV Zweckel. Er hat beharrlich und letztlich erfolgreich um einen Kunstrasenplatz für seinen Klub gekämpft.
Uli Wloch ist der Vorsitzende des Gladbecker Fußballvereins SV Zweckel. Er hat beharrlich und letztlich erfolgreich um einen Kunstrasenplatz für seinen Klub gekämpft. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Idee von Wloch und Schwarz hatte bei den Sportpolitikern aller Parteien sofort Anklang gefunden. Ergebnis: Im Februar 2024 wurde an der Dorstener Straße mit den Arbeiten begonnen, am 15. September wird der Kunstrasenplatz offiziell an den SV Zweckel übergeben.

Wie es der Zufall will, steht an diesem Sonntag das Bezirksliga-Derby auf dem Programm - der SVZ empfängt den BVR.

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