Gelsenkirchen. Bulmke, Rhades Frauen und YEGs Ü32 erfrischen. Atmosphäre am Schürenkamp bleibt schwach. Viele Spieler verletzen sich. Bitter: Bei der Krönung ist die Halle leer.

Mit dem fußballerisch stark auftrumpfenden Bezirksligisten Sportfreunde Bulmke, dem ebenfalls spielstarken Ü32-Team von YEG Hassel und der clever agierenden Frauen-Mannschaft des SSV Rhade hat die Hallenkreismeisterschaft Gelsenkirchen in diesem Januar drei neue Titelträger hervorgebracht. Damit wurde der drohenden Langeweile unter dem Hallendach eine deutliche Absage erteilt.

Akkaya: „Das Turnier hat Spaß gemacht“

„Das Turnier hat aus sportlicher Sicht Spaß gemacht. Mit Bulmke und Buer haben die zwei Ausnahme-Mannschaften völlig verdient das Finale erreicht“, meinte Hüseyin Akkaya, Spielertrainer von Endrunden-Teilnehmer Adler Feldmark. Kreisvorsitzender Christian Fischer zog ebenfalls zufrieden sein Gesamtfazit: „Wir hatten am Finaltag 500 Zuschauer. Das ist eine gute Resonanz. Das Catering hatte noch nie so eine Bandbreite wie dieses Mal. Da war wirklich alles dabei. Und wir haben die Jugend in den Tagen vor dem Finale mit einem internationalen U11-Mädchen-Turnier und einem U11-Stützpunkt-Turnier mit eingebunden.“

Im Spiel um den Sieg beim Sparkassen Hallenmasters gingen Schalke 04 und der SSV Rhade an die Grenzen.
Im Spiel um den Sieg beim Sparkassen Hallenmasters gingen Schalke 04 und der SSV Rhade an die Grenzen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Halle Gelsenkirchen: Größtmögliche Bühne bieten

Was Fischer ebenfalls hervorhebt: „Das Frauen-Turnier haben wir für Mannschaften aus anderen Kreisen geöffnet und von fünf auf sieben Mannschaften vergrößert. Das sollte auch die Marschrichtung für die Zukunft sein, um den Frauen die größtmögliche Bühne zu bieten.“ Dass mit Teutonia Schalke ein Team die Gelsenkirchener Titelkämpfe aus seinem Terminplan strich und stattdessen an einem Turnier in Herten teilnahm, kommentiert Fischer so: „Ich fand es total schade, dass Teutonia hier nicht dabei war. Aber ich kann ihnen nichts vorschreiben.“

  • Disziplin: Klappstühle fürs Abbrummen von Zeitstrafen

Nachdem die Hallenkreismeisterschaft im Vorjahr wegen unzähliger Strafen und Beschimpfungen aus dem Ruder lief, gab es dieses Mal über weite Strecken Verbesserungen. Eine davon: Zum Abbrummen von Zeitstrafen hatte die Turnierleitung zwei Klappstühle in den Teambereichen hinter der Bande aufgestellt. So konnten sich die verbannten Spieler abkühlen, anstatt ihre Emotionen stehend an der Bande rauszulassen. Ein Schiedsrichter, der gerade nicht selbst zur Spielleitung eingeteilt war, stand in vielen Fällen als Begleitung neben dem „Sünder“, um vermeintliche Fehler bei der Rückkehr auf das Spielfeld zu verhindern.

Für die Unparteiischen gab es bei der Hallenkreismeisterschaft in Gelsenkirchen auch mal etwas zu lachen. Der Großteil der Spiele lief fair ab.
Für die Unparteiischen gab es bei der Hallenkreismeisterschaft in Gelsenkirchen auch mal etwas zu lachen. Der Großteil der Spiele lief fair ab. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Kaczmarczik: „Dieses Jahr fand ich nicht schwierig“

Frank Kaczmarczik, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses, bilanziert im Gespräch mit der WAZ: „Die Mannschaften sind insgesamt disziplinierter aufgetreten. Regeltechnisch war alles okay. Wenn wir auf den Finaltag blicken: Es gab drei Rote Karten. Ein Platzverweis wurde wegen Handspiels ausgesprochen, einer wegen eines Foulspiels. Und einer wegen Schiedsrichter-Beleidigung. Aus Schiedsrichter-Sicht fand ich dieses Jahr in der Halle nicht schwierig.“

Halle Gelsenkirchen: Zwei Spiele fielen negativ auf

Zwei Ausnahmen gab es allerdings. Nach dem emotional aufgeladenen Halbfinale zwischen den Sportfreunden Bulmke und Hessler 06 wurde eine Rote Karte nach der Schluss-Sirene gezückt. Anschließend gab es eine mehrminütige Rudelbildung, an der sich auch Zuschauer beteiligten. „Das hat den zuvor guten Eindruck des Turniers leider getrübt“, meinte Giovanni Militello, Mitglied der Turnierleitung. Kaczmarczik hat „ein anspruchsvolles Spiel“ in Erinnerung und stellt fest: „Beim Gruppenspiel Middelich-Resse gegen FC Zrinksi mussten sechs Zeitstrafen verhängt werden. Dabei waren beide Mannschaften bereits ausgeschieden.“

  • Viele Verletzungen - vor allem YEG Hassel betroffen

Das Thema „Verletzungsgefahr in der Halle“ schwebt alljährlich über der Hallenkreismeisterschaft. Bei Landesligist YEG Hassel meldeten sich etliche Spieler ab, weil ihnen das Risiko auf dem Hallenboden zu groß ist. Ausgerechnet bei YEG verletzten sich drei Leute aus dem Indoor-Kader. Torwart Jean-Paul Temime musste seine Risswunde am Schienbein im Krankenhaus nähen lassen. Bei Adler Feldmark mussten Ziya Besevli (Knöchelverletzung) und Efkan Aydin (Knieprobleme) nach dem Gruppenspiel gegen Horst 08 verletzt raus.

Ziya Besevli, Spieler von Adler Feldmark, hat sich bei der Hallenkreismeisterschaft am Knöchel verletzt, und wird in seine Teamecke geleitet.
Ziya Besevli, Spieler von Adler Feldmark, hat sich bei der Hallenkreismeisterschaft am Knöchel verletzt, und wird in seine Teamecke geleitet.

Zwei Gladbecker Spieler müssen ins Krankenhaus

Richtig hart erwischte es Kerim-Can Aydin von F.S.M. Gladbeck. Im Vorrunden-Spiel gegen Zrinski zog sich der Mittelfeldmann einen Bruch des Sprunggelenks und Wadenbeins zu, riss sich obendrein noch eine Sehne. „Nach sechs Wochen kommen die Schrauben, die zur Fixierung eingesetzt wurden, raus. Ich werde nicht mehr in der Halle spielen“, sagt Aydin. Schmerzhaft war das Turnier auch für Ü32-Spieler Thorsten Steinrötter von Adler Ellinghorst. Er zog sich in Gelsenkirchen eine klaffende Platzwunde am Kopf zu und musste mit sechs Stichen im Krankenhaus genäht werden.

  • Siegerehrung ohne Charme

Während es rein sportlich durch die neuen Hallen-Champions Sportfreunde Bulmke, SSV Rhade und YEG Hassel Ü32 erfrischende Abwechslung gab, lief die Siegerehrung bei den Herren erneut ohne Charme und viel zu langatmig ab. Wieder wurde es versäumt, die beiden Finalteilnehmer gebührend vorzustellen und vielleicht mit Licht-Spot und fetziger Musik einlaufen zu lassen, um den Rahmen insgesamt aufzuwerten.

Sascha Wolf, Trainer der Sportfreunde Bulmke

„Das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Aus dem Zirkus geht man ja auch nicht, bevor man den letzten Künstler gesehen hat“

Sascha Wolf, Trainer der Sportfreunde Bulmke, über die Siegerehrung vor leeren Rängen

Sascha Wolf: „Das hat auch mit Respekt zu tun“

Sascha Wolf, Trainer der Sportfreunde Bulmke, monierte: „Als uns der Pokal überreicht wurde, war kaum noch jemand in der Halle. Ich finde, das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Aus dem Zirkus geht man ja auch nicht, bevor man den letzten Künstler gesehen hat. Der Applaus ist schließlich der Lohn für das, was man geleistet hat. Ich finde, das hat auch mit Respekt zu tun.“

  • Atmosphäre

Die meisten Spiele liefen ohne große Emotionen ab. Von den Rängen gab es, wenn überhaupt, nur ansatzweise Unterstützung. „Das Turnier ist so vor sich hin geplätschert. Es gab wenig Stimmung“, meinte YEG Hassels Trainer Marcel Radke. Göksel Maden, Co-Trainer von Finalist SSV Buer, merkte an: „Ich habe auch schon andere Hallenturniere in Dortmund oder Essen erlebt. Da war die Stimmung deutlich besser. Man würde sich hier für Gelsenkirchen einfach mehr Atmosphäre wünschen. Ich denke, dass es ein brutaler Auslöser zur Besserung sein würde, wenn wir in Gelsenkirchen auf Kunstrasen spielen würden. Das würde mehr Leute anziehen.“

Horst-Keeper Lobe: „Für uns wäre es schonender“

Jannik Lobe, Torwart von Horst 08, schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich finde gut, dass der Kreisvorsitzende Christian Fischer in Richtung Kunstrasen schon etwas versucht hat. Leider hat es in diesem Jahr nicht geklappt. Die Halle am Schürenkamp erinnert mich eher an Basketball-Spiele. Wenn hier eine grüne Spielfläche wäre, hätte das enorm aufwertenden Charakter und wäre auch für uns Torhüter schonender.“

Da war guter Rat teuer: Bei einem Gruppenspiel des SC Hassel blieb der Ball in der Gelsenkirchener Schürenkamp-Halle an der Umrandung des Basketballkorbs stecken.
Da war guter Rat teuer: Bei einem Gruppenspiel des SC Hassel blieb der Ball in der Gelsenkirchener Schürenkamp-Halle an der Umrandung des Basketballkorbs stecken. © FUNKE Foto Services | Michael Korte
  • Fehlende Player‘s Party

Der Mitternachts-Cup in Herten gilt als eines der Vorzeige-Turnier im hiesigen Amateurfußball. Die SSV Buer erlebte dort zwei Mal in Folge volle Ränge und Top-Bedingungen. Die Spieler feiern nach dem Turnierende noch bei der Player‘s Party. Warum funktioniert etwas Ähnliches nicht in Gelsenkirchen? Christian Fischer: „Wir haben es mal angedacht, unsere Hallenkreismeisterschaft ähnlich wie in Herten aufzuziehen, aber es scheitert an administrativen Sachen. Wir bekommen die Halle nicht bis spät in die Nacht. Wir haben hier einfach zu wenig Möglichkeiten, um ein richtig geiles Event zu schaffen.“

Kann längst nicht alle Ideen zur Aufwertung der Hallenkreismeisterschaft in Gelsenkirchen umsetzen: Kreisvorsitzender Christian Fischer.
Kann längst nicht alle Ideen zur Aufwertung der Hallenkreismeisterschaft in Gelsenkirchen umsetzen: Kreisvorsitzender Christian Fischer. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

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