Bottrop. Auf vielen Sportplätzen herrscht an Trainings- und Spieltagen dichtes Gedränge. Nicht so beim kleinsten Klub Bottrops, beim SV 1911 Bottrop.
In den meisten Amateurvereinen herrscht reges Treiben unter der Woche. Die Sportanlagen platzen aus allen Nähten, weil zu viele Mannschaften für zu wenig Spielfelder vorhanden sind. Neben diversen Seniorenmannschaften beider Geschlechter gibt es in vielen Vereinen auch noch unzählige Jugendmannschaften. Der SV 1911 Bottrop hingegen darf sich meist aussuchen, auf welcher Spielhälfte sich der Ball kniehoch zugeschossen wird.
Im Frühjahr und Sommer darf man die Asche sogar komplett verbannen und auf den Rasenplatz ausweichen. Höchstens die Alten Herren der 11er müssen mal vom Platz gescheucht werden. Aber auch die sind froh, wenn sie ihre begnadeten Körper vom holprigen Geläuf herunterhieven und Bier trinken können.
Mütter machen allen klar, wer der beste Fußballer auf dem Spielfeld ist
Am Wochenende ist eine ähnliche Diskrepanz zu beobachten. Schon am Samstag steppt bei den Jugendspielen der meisten Vereine der Amateurfußball-Bär. Väter - die ihre eigene Karriere nicht über die Kreisliga heben konnten - treiben ihre Sprösslinge auf aggressivste Art und Weise nach vorne. „Rennt doch nicht alle dem Ball hinterher!“, hört man den Trainer verzweifeln. Selbst die Mütter zeigen vollen Körpereinsatz. Festgekrallt an der liebsten Tupperdose, in der sich Möhrenstreifen und ein Trinkpäckchen befinden, stellen sie auf hysterische Art und Weise klar, dass ihr Kind auf jeden Fall der Beste in diesem Sport ist.
Sonntag geht es dann munter weiter. Erst-, Zweit- und Drittvertretung der Senioren locken einige Zuschauer an, die sich alkoholisiert noch alkoholisiertere Spieler anschauen können und dabei ihren Gefühlen freien Lauf lassen.
Der SV 1911 Bottrop hat nur eine Attraktion: Die erste und einzige Mannschaft
Beim gallischen Dorf unter den Bottroper Amateurvereinen - dem SV 1911 Bottrop - sieht es am Seitenrand ähnlich aus. Nur ist das Spektakel auf der Sportanlage nach einem Spiel vorbei. Keine zweite Mannschaft. Keine Damen. Keine Jugend. Dennoch locken die 11er mit ihrer erfrischenden Art eine Menge Spieler an, sodass der Kader mehr als 30 Spieler umfasst. Eigentlich genug. Nur verletzen sich im Amateurbereich in der Regel mehr Spieler, als beim Rentnerschwimmen ohne Wasser. Da ist es bei der Weywiesen-Truppe mittlerweile auch soweit, dass Coach Carter höchstselbst die Schuhe schnürt und aushilft wo er nur kann. „Wildes Format“ eben.
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Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 25-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.