Bottrop. Das Warten hat ein Ende. Die Sehnsucht war groß. Der Fußball ist zurück - endlich Zeit für die Kicker von 1911 wieder all ihr Können auszupacken.

Über vier Monate kein richtiges Spiel mehr. Knapp 20 Wochen ohne einen richtigen lebensfüllenden Inhalt am Sonntag. Seit dem 08.03.2020 durften die Schützlinge von Coach Carter nicht mehr gegen eine andere Mannschaft antreten, um zu zeigen was sie (nicht) können.

Doch das Warten hat ein Ende. Diesen Sonntag dürfen die 11er endlich wieder ran. Das erste Testspiel steht an und das Trainergespann kann - zusätzlich zum Trainingsgeschehen - weitere Eindrücke gewinnen, um für den Ligastart eine schlagkräftige Truppe aufs teilweise holprige Kreisligageläuf zu schicken.

Konkurrenzkampf wie in der Bundesliga

Die Übungsleiter dürften den mittlerweile verstaubten Alkoholtester wieder aus der Versenkung geholt haben, um zu überprüfen, ob sich am Vorabend auch alle an die alkoholfreien Vorgaben gehalten haben. „Ich werde momentan nur 15 Spieler in den Kader für unsere nächsten Spiele berufen!“, erinnert Coach Carter seine Schützlinge daran, dass von nun an Leistung im Training gefragt ist.

Bei einem Kader von knapp 30 aktiven Kreisligakickern, dürfte es durchaus den einen oder anderen enttäuschten Spieler geben. „Es zeichnet sich zwar schon eine gewisse Aufstellung ab, aber dennoch ist noch nichts entschieden!“

Auch mal schön, dass sich zur Abwechslung nicht nur die Bäuche der beleibteren Spieler unter den Trikots abzeichnen, sondern offensichtlich auch ein Spielsystem.

Selbst die Schalker Torhüter hätten leichtes Spiel

Dieses soll dann in den folgenden Sonntagen für Siege sorgen, sodass nach der letzten enttäuschenden Saison endlich wieder gejubelt werden darf. Von solch einem erfolgreichen Format träumt jede Amateurfußballmannschaft, nur konnte man bei den 11er in den letzten Partien eher über das - intern selbstformulierte - „wilde Format“ berichten.

Bogenlampen durch den eigenen Strafraum als Klärungsversuche, gelupfte Torabschlüsse die nicht mal die Schalker Torhüter vor Probleme gestellt hätten und waghalsige Dribblings des eigenen Schnappers durch den Sechzehner, sind nur einige Beispiele des wilden Weywiesen-Wahnsinns.

Pommes, Wurst, Bier - Amateurfußball!

Während der Trainer bei solchen Situationen diverse Nervenzusammenbrüche durchlebt, ist es für die Zuschauer, die sich in die Nähe eines solchen Spektakels verirrt haben, meist ein wahres Vergnügen. Mit wabbeligen Pommes oder einer verbrannten Bratwurst in der Hand, welche sich durch das Bier leichter herunterspülen lassen, wird für manch einen Fußballliebhaber der langweilige Sonntag zu einem echten Wochenhighlight.

So dürfen Expertenmeinungen über Schiedsrichterleistung und Spielgeschehen auch nicht fehlen. Natürlich war man „früher viel besser drauf und so eine Leistung hätte es niemals gegeben.“ Zwei Euro als Eintritt lohnen sich da also definitiv, um sich bei dem mehr oder minder sportlichen Auftritt der Ascheathleten die nötige Portion Kreisligawahnsinn abzuholen.

Es geht wieder los! Diesen Sonntag! Endlich!

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Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.