Bottrop. Jeder kennt sie, die Stereotypen eines Fußballteams. Sie sorgen für die besonderen Momente, die Lacher, aber auch für manch einen blauen Fleck.

Das Schöne am Verfassen einer Kreisligafußballkolumne ist es, dass sich viele Menschen, die Berührungspunkte mit dem Amateurfußball haben oder hatten, in den Geschichten wiederfinden. So gibt es in jeder Mannschaft auch immer gewisse Spielertypen, die beobachtet werden können. Beim SV 1911 Bottrop kann auch Coach Carter ein Lied von seinen Stereotypen singen.

Der Torwart. Meist ist die Mannschaft schon froh, wenn er einen Abschlag über die Mittellinie bringt. Dennoch hat sie ihn sehr gerne in ihren Reihen. Wahrscheinlich deswegen, weil man so immer jemanden hat, dem man bei einem Gegentor die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Der Fitnessfreak. Ernährt sich vornehmlich von Rührei und Eiweißshakes. Dementsprechend nimmt es apokalyptische Ausmaße an, wenn er in der Kabine seiner Darmflora freien Lauf lässt. Beschwert sich außerdem immer über zu viele Laufeinheiten, da er ja „heute erst Beine im Fitnessstudio trainiert“ hat.

Die Shisha-Enthusiasten besitzen nahezu keine Ausdauer. Temporunden sind ein größerer Feind als Gastgeber, bei denen Rauchen verboten ist. Unterhalten sich über Traube, Apfel, Wassermelone & Co. genauso oft, wie Marktverkäufer an umsatzstarken Tagen.

Mr. Rabona kommt bei einem etwas ungenaueren Anspiel schon in Schwierigkeiten bei der Ballannahme. Dennoch werden auch die einfachsten Pässe, Schüsse oder Flanken lieber mit dem starken Fuß hinterm Standbein geschlagen, als normal mit dem schwachen Fuß. Dieser ist ja wie gesagt auch nur zum Stehen da.

Der Marathonläufer besitzt an seinem Körper einen geringeren Fettanteil als Naturjoghurt, läuft aber dennoch mit seinen Zahnstocherbeinen jeden Gegner in Grund und Boden. Ist wissenschaftlich nicht zu erklären, vor allem da er älter als die Hälfte der Mannschaft ist.

Der Treter. Ball? Fehlanzeige! Hier werden Knöchel zum Bluten gebracht und Schienbeine einem kernigen Belastungstest unterzogen. Spielerisch kann er nämlich nicht wirklich was reißen. Farbe bringt er durch die blauen Flecken an den Beinen seiner Gegenspieler ins Spiel. Oder ergänzend durch eine Reihe an Gelben und Roten Karten.

Der Möchtegern-Ronaldo hat immer die buntesten Schuhe an und lässt sich auf diesen auch gerne Mal seine Initialen sticken. Sämtliche Torgelegenheiten vergibt er kläglich durch einen Lupfer. Hat dafür aber für den unwahrscheinlichen Fall eines Tores immer einen Jubel parat.

Der Seuchenvogel. Von Leistenproblemen über Schulterschmerzen bis zu sämtlichen Erkältungen. Er hat einfach alles. Am liebsten, wenn es gerade mal spielerisch gut läuft oder er aus personellen Gründen gebraucht wird. In Sommer- und Winterpausen dafür immer kerngesund.

Das Ausnahmetalent. Dieser Spielertyp könnte locker zwei bis drei Ligen höher spielen, hat aber einfach keine Lust, mehr als zweimal in der Woche zu trainieren. „Außerdem trinken die in der Bezirksliga oder höher kaum Bier.“ Prioritäten sollte jeder haben.

Der Ausredenkönig hat die größte Familie aus der Mannschaft. Zumindest scheint es so, da er gefühlt jede Woche auf einem Familiengeburtstag eingeladen ist und deshalb nicht beim Training erscheint. Steht beim Zuspätkommen immer im Stau. Übrigens auf derselben Strecke, die 80 Prozent des Teams ohne Stau gefahren ist. Wundert sich dann, dass ihm kein Glauben geschenkt wird.

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Lukas Schneider ist Bottroper und leidenschaftlicher Amateurfußballer. Der 24-Jährige ist Torhüter des SV 1911 Bottrop und teilt mit uns in seiner Kolumne „1911 Freunde“ den Blick auf das nicht selten skurril komische Innenleben des kleinsten Bottroper Kreisliga-Vereins.