Essen. Viele Familien bereiten sich schon auf die Einschulung vor. Doch warum sind Tornister so teuer – und worauf sollte man beim Kauf achten?
Im Sommer wird das Leben vieler Familien auf den Kopf gestellt: Wenn sich erfahrene Kindergartenkinder in unsichere Erstklässler verwandeln und in die Schule kommen, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Auf die Einschulung 2025 in NRW bereiten sich viele Eltern schon jetzt vor – und kaufen ihrem Kind einen Schulranzen. Doch wie findet man den richtigen Tornister? Und warum kosten sie so viel? Ein Überblick.
280 Euro für einen Schulranzen: Warum sind sie so teuer?
Eltern zahlen in diesem Jahr im Schnitt rund 280 Euro für den Schulranzen ihres Kindes, sagt Lars von Tolkacz. Er ist Inhaber vom „Spielzeugparadies“ in Essen und berät Familien seit Jahren beim Kauf. Dass die Preise so hoch sind, hat laut Experten mehrere Gründe. Zum einen seien die Produktions- und Transportkosten gestiegen.
Zum anderen hätten sich Tornister in den letzten Jahrzehnten zu wahren High-Tech-Geräten weiterentwickelt. Sie haben zum Beispiel eine weiche, atmungsaktive Polsterung, verstellbare Brust- und Beckengurte und wiegen maximal 1,2 Kilogramm. „Die meisten Ranzen lassen sich heutzutage auch in ihrer Größe verstellen und wachsen quasi mit dem Kind mit“, so von Tolkacz. Damit ähneln sie immer mehr professionellen Trecking-Rucksäcken – auch, was die Preise betrifft.
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Von Tolkaczs teuerstes Modell, das mit einem elektronischen Display ausgestattet ist, liegt bei knapp 400 Euro. Immerhin: Eine Federmappe, ein Turnbeutel und ein Schlampermäppchen sind in der Regel im Preis inbegriffen.
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Wie findet man den passenden Schulranzen?
Ein Schulranzen sitzt laut von Tolkacz gut, wenn er etwa schulterhoch ist, oberhalb des Gesäßes aufhört und nicht viel breiter als der Rücken des Kindes ist. Es gibt entsprechend der Körpergröße kleinere und größere Modelle. Die zukünftigen Erstklässlerinnen und Erstklässler sollten im besten Fall an die fünf Modelle testen. „Wenn das Kind zu viele Schulranzen aufsetzt, kann das überfordernd sein“, warnt der Experte.
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
Für die Beratung sollte man eine halbe Stunde bis Stunde einplanen. Am Ende, betont von Tolkacz, müsse das Kind dann selbst die Entscheidung treffen dürfen. „Die Kinder müssen sich wohlfühlen und ihren Ranzen voller Stolz tragen, damit der Schulanfang für sie zu einem positiven Erlebnis wird.“
Wie lässt sich beim Kauf sparen?
Neben beliebten Marken wie Ergobag, Scout oder Step by Step gibt es günstige Alternativen von anderen Anbietern. „Sie kosten zwischen 80 und 100 Euro. Allerdings kann man die Qualität nicht vergleichen. Die Materialien sind nicht so hochwertig und der Rücken der Kinder wird weniger geschont“, sagt von Tolkacz. Er rät Eltern, die sparen wollen, eher dazu, auf Modelle aus den Vorjahren zu setzen. „Sie sind teilweise bis zu 50 Prozent reduziert. Und da die Designs mittlerweile generell eher zeitlos sind, macht das nur wenig Unterschied.“
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Welche Modelle liegen im Trend?
Tornister sind heutzutage vergleichsweise schlicht. Modelle mit bunten Aufdrucken von Tieren, Autos oder Astronauten gibt es kaum noch. Stattdessen sind die Ranzen meist in einer Farbe mit dezenten Mustern gestaltet. An den individuellen Geschmack jedes Kindes lassen sie sich dennoch anpassen: Magnete oder sogenannte Kletties gibt es mit allen erdenklichen Motiven. „Der Vorteil ist, dass man sie immer wieder austauschen kann. Damit steigt die Chance, dass der Ranzen dem Kind lange gefällt. Diese Extras treiben den Preis aber natürlich auch nochmal nach oben.“
Was die Farbwahl betrifft, entscheiden sich Mädchen laut von Tolkacz immer noch eher für Pink und Jungen für Blau. „In der Regel bleibt es klassisch. Aber es gibt auch immer mehr die Fälle, in denen ein Junge einen pinken Ranzen möchte und ein Mädchen sich für das schwarze Modell mit Ninjas darauf entscheidet.“ Von dunklen Farben rät der Experte allerdings ab, damit die Kinder im Straßenverkehr gut zu erkennen sind. „Es gibt die Norm, dass 30 Prozent der Fläche als Warn- und Reflektionsfläche dient. Dunkle Ranzen sind daher zwar auch im Scheinwerferlicht gut zu erkennen, ansonsten fallen sie aber nicht auf.“
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Darüber hinaus liegen nachhaltige Schulranzen im Trend. Die allermeisten Tornister würden mittlerweile aus recycelten PET-Flaschen hergestellt werden. „Nachhaltigkeit ist ein Riesenthema. Teilweise werden extra Plastikflaschen aus dem Ozean gefischt und zu Nylongarn verarbeitet, aus dem dann der Ranzen gebaut wird“, erklärt von Tolkacz. Zu seinem Sortiment gehört ein Modell, das zu 99 Prozent recycelt werden kann. „Das ist aber ein absolutes Nischenprodukt, das es nur in zwei Farben gibt und nochmal teurer ist.“
Wann sollte man den Tornister kaufen?
Die ersten Familien kaufen den Schulranzen schon im Oktober. „Die Hauptsaison ist aber im Februar und März. Jetzt fangen die ersten Kinder an, ihren Ranzen im Kindergarten zu zeigen. Dann wollen die anderen auch einen haben, was wiederum ihre Eltern unter Druck setzt“, sagt von Tolkacz. Stress müsse man sich aber nicht machen, so der Experte: „Auch im Sommer haben wir noch 500 Schulranzen hier, da wird jeder etwas Passendes finden.“
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