Düsseldorf. Eigentlich muss jedes künftige Schulkind amtsärztlich untersucht werden. Darum klappt das in NRW immer noch nicht überall.

2021, während der Pandemie, waren die Gesundheitsämter in NRW so überlastet, dass nicht einmal jeder fünfte Schulanfänger die obligatorische Schuleingangsuntersuchung durchlief. Corona ist heute kaum noch ein Thema, aber Probleme mit den Gesundheits-Checks gibt es vielerorts immer noch. Das geht aus zwei Berichten von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) an den Landtag hervor.

Zwölf Gesundheitsämter in NRW haben Probleme bei den Untersuchungen

2022 wurden die unteren Gesundheitsbehörden (Gesundheitsämter) per Erlass dazu verpflichtet, bei den Schuleingangsuntersuchungen wieder zum „vorpandemischen Untersuchungsumfang“ zurückzukehren. Das bedeutet: Jede Erstklässlerin und jeder Erstklässler muss vor dem Schulbesuch amtsärztlich untersucht werden.

41 von 53 Gesundheitsämtern in NRW haben das vor dem laufenden Schuljahr 2024/25 geschafft (77 Prozent), zwölf Gesundheitsbehörden scheiterten allerdings an den Vorgaben und konnten nicht jedes Kind untersuchen, steht in einem der Berichte, der schon am 19. November verschickt wurde.

Die Schuleingangsuntersuchung

Die Schuleingangsuntersuchung (SEU) ist eine gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung, die von einer Schulärztin oder einem einem Schularzt im Gesundheitsamt vor Aufnahme eines Kindes in die Grundschule durchgeführt werden muss. Sie soll flächendeckend in ganz NRW erfolgen. Ziel der Untersuchung ist es, den Gesundheitszustand sowie die Entwicklung eines Kindes einzuschätzen und eventuell vorhandene Förderbedarfe zu erkennen, um dem Kind den bestmöglichen Schulstart zu ermöglichen. Die Untersuchung dauert etwa 60 bis 90 Minuten. (Quelle: Stadt Essen)

Nun hat Minister Laumann die Lage in einem zweiten Bericht konkreter beschrieben. Probleme bei den Gesundheits-Checks gibt es demnach in Duisburg, Mönchengladbach, Hagen, Hamm, Gelsenkirchen sowie in den Kreisen Mettmann, Lippe, Warendorf, Euskirchen, Rhein-Sieg- sowie Ennepe-Ruhr-Kreis.

Zu wenig Personal und zu viele Eltern, die die Termine nicht einhalten

Gründe sind demnach oft Terminabsagen durch die Eltern - auch bei Ersatzterminen - und Personalprobleme in den Gesundheitsämtern, zum Beispiel, weil freie Stelle nicht nachbesetzt werden können oder weil Mitarbeitende krankheitsbedingt ausfallen. Alle Gesundheitsbehörden machen das Land NRW zudem darauf aufmerksam, dass diese Untersuchungen immer mehr Zeit in Anspruch nähmen, weil der Beratungsbedarf der Eltern größer geworden sei.

Hamm ist das Schlusslicht mit einer Untersuchungsquote von nur 56 Prozent

In Gelsenkirchen scheint das Problem nicht groß zu sein: Dort konnten laut Minister Laumann 99 Prozent der Mädchen und Jungen untersucht werden. Erheblich schlimmer ist die Lage in Hamm mit einer Untersuchungsquote von nur 56 Prozent, offenbar wegen eines dramatischen Personalmangels im Gesundheitsamt. Der Kreis Euskirchen und der Rhein-Sieg-Kreis erreichen nur eine Quote von 60 beziehungsweise 70 Prozent.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat nicht gemeldet, wie viele Checks durchgeführt werden konnten, flächendeckend gelang dies dort aber nicht. Hier wird laut dem Bericht viel Aufwand für vorgelagerte Untersuchungen von Kita-Kindern betrieben, zu Lasten der klassischen Schuleingangsuntersuchung. Dass zuletzt in Hagen nur 87 Prozent der künftigen Schulkinder eine Eingangsuntersuchung durchliefen, liegt laut der Stadt unter anderem an „fehlenden personellen Ressourcen“.

In den Ruhrgebietsstädten Essen, Mülheim, Oberhausen, Bochum und Dortmund soll es gelungen sein, alle künftigen Schulkinder zu untersuchen, ebenso in Düsseldorf und Köln.

Die Checks der künftigen Schulkinder werden künftig wohl noch komplizierter. NRW bereitet nämlich ein landesweites „Screening“ für die Grundschulanmeldung vor. „Wir wollen systematisch den Sprachstand aller Kinder erfassen, um Probleme schon vor der Einschulung zu identifizieren“, hatte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärt. Das Schulministerium erprobe in diesem Jahr ein digitales Screening-Verfahren an 130 Grundschulen. Wenn der Test erfolgreich ist, solle dieses Werkzeug im Herbst 2025 allen Grundschulen bei der Anmeldung der Schulkinder zur Verfügung stehen.

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