Witten. Ein Promi zu Gast im Himmelwärts-Gottesdienst in Witten: Kinderliedermacher Rolf Zuckowski äußert sich zu Tod, Aschaffenburg und Kreuzfahrten.
- Kinderliedermacher Rolf Zuckowski besucht am Wochenende Witten. Er ist zu Gast bei „Himmelwärts“ und bleibt über Nacht.
- Der 77-Jährige singt immer noch gerne für Groß und Klein, ihn bewegen inzwischen aber auch ernstere Themen.
- Im großen Interview spricht er mit uns über die Weihnachtsbäckerei, den Tod und Kreuzfahrten.
Mit über 20 Millionen verkauften Tonträgern zählt er zu den erfolgreichsten Künstlern in Deutschland. Über 700 Titel gehen auf sein Konto. Jeder kennt „In der Weihnachtsbäckerei“ und „Wie schön, dass du geboren bist“. Doch Rolf Zuckowski tourt längst nicht mehr nur als Kinderliedermacher durch die Lande. Der 77-Jährige setzt sich - so kennt man ihn kaum - inzwischen mit Fragen des Älterwerdens auseinander. Am Sonntag, 2. Februar, ist der Hamburger Junge zu Gast im Wittener „Himmelwärts“-Gottesdienst.
Herr Zuckowski, ich denke bei Ihnen trotz allem immer noch zuerst an die Weihnachtsbäckerei. Nervt das?
Rolf Zuckowski: Gar nicht. Ich bin dankbar, dass die Menschen mit meinen Liedern leben. Wer aber ganz genau hinschaut, wird erkennen, dass ich mich schon früh mit Themen auseinandergesetzt habe, die die ganze Familie betreffen.
Haben Sie Beispiele?
So geht es etwa 1977 in der „Vogelhochzeit“ schon um die Vergänglichkeit und das Loslassen. Kinder nehmen das in den Texten noch nicht wahr, Eltern aber schon. Anfang der 80er Jahre entstand dann „Gemeinsam unterwegs“ mit der Botschaft, dass wir auf unserer Reise durch die Zeit irgendwann ans Ziel gelangen. Das wird sowohl auf Geburtstagen als auch Trauerfeiern oft gesungen. Ich habe es zum Beispiel meiner 84-jährigen, inzwischen verstorbenen Schwägerin im Pflegeheim vorgesungen. Sie konnte seit zwei Jahren nicht mehr sprechen. Aber ich hatte das Gefühl, sie summt die Melodie mit. Das war ein berührender Moment.
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Sind sie gläubig?
Mein Glaube tut sich schwer mit einem persönlichen Gott. Und wenn ich an die tödliche Messerattacke in Aschaffenburg denke, verlässt mich der Glaube. Aber in der Gemeinschaft und der Musik ist durchaus Göttliches spürbar. In einem meiner Lieder geht es um ein Häschen, dass krank wird vor Traurigkeit, als sein Opa stirbt. Da habe ich mich getraut, das Thema Tod an Kinder heranzutragen und ihnen zu helfen, damit umzugehen.

Wie gehen Sie persönlich mit dem Gedanken an den Tod und die Endlichkeit um?
Viele Jahre habe ich die Kinderkrebsstation unseres Krankenhauses besucht. Ich bin außerdem Pate von Kinderhospizen. Da spürt man: Hier geht etwas zu Ende, was nicht sein darf. Aber alle versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich selbst habe irgendwann bei Trauerfeiern auch an mich und mein Ende gedacht. Aber ich habe keine Angst vor den Jahren, die kommen. Ich bin gesund. Schon 77 zu sein, das ist ein Schatz. Viele wären gerne so alt geworden. Dass man trotzdem einige Dinge nicht mehr so gut kann, muss man akzeptieren.
Was führt Sie nun nach Witten?
Mal wieder die Creative Kirche. Ich finde deren Ideen und die Art, den Glauben zu leben, sehr ermutigend. 2020 habe ich während der Pandemie schon bei einem der Wohnzimmergottesdienste mitgemacht. Ich bin auch schon ein paar Mal im Saalbau aufgetreten und ich habe Verbindungen zum Nordoff-Robbins-Zentrum an der Ruhrstraße, in dem Lutz Neugebauer Musiktherapie anbietet. Ich freue mich, wieder nach Witten zu kommen. Ich übernachte auch in der Stadt und werde vielleicht mal einen kleinen Spaziergang machen.

Was erwartet die Besucher beim Himmelwärts-Gottesdienst?
Es wird ein Gespräch mit Moderator Matthias Kleiböhmer geben. Aber ohne Gesang und Gitarre geht‘s natürlich nicht. Ich neige selbst im Gespräch dazu, manchmal a capella zu singen. Außerdem steht ein Auftritt mit den Soul Children, dem Kinderchor der Creativen Kirche, auf dem Programm.
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Sie kommen von der Elbe extra an die Ruhr. Sie leben ja in Hamburg...
Wir wohnen direkt oberhalb der Elbe. Ich kann die Schiffe vorbeiziehen sehen. Mein Vater war Seemann. Von ihm habe ich wohl die Liebe zum Meer. Auf kleinen Expeditionsschiffen war ich schon in Grönland und der Antarktis. Dort kann man spüren, wie unser Planet wäre, wenn es keine Menschen gäbe.
Vor dem Hintergrund Ihrer Musik: Was würden Sie uns Menschen mit auf den Weg geben?
Die Kraft, die in der Musik liegt, hilft auch in schwersten Zeiten. Dabei darf man die Hoffnung nicht verlieren. Und da, wo man zupacken kann, damit Dinge besser werden, sollte man das tun.
Sie haben lange kein Lied mehr geschrieben. Dürfen wir auf etwas Neues hoffen?
Ich wehre mich nicht dagegen. Aber die Situation dafür muss stimmen.
Gottesdienst und Ausstellung
„Was bleibt?“: Über das Leben und die eigene Endlichkeit spricht Liedermacher Rolf Zuckowski mit Moderator Matthias Kleiböhmer beim nächsten Himmelwärts-Gottesdienst am Sonntag, 2. Februar, um 18 Uhr im Saalbau. Neben Sängerin Miriam Schäfer und der Band stehen für zwei Songs auch die Soul Children mit dem Liedermacher auf der Bühne.
Eine Wanderausstellung mit Bildern des Inselmalers Anselm aus Langeoog und Lied-Zitaten Zuckowskis ergänzt den Abend im Saalbau. Die Vernissage mit musikalischen Beiträgen von Rolf Zuckowski und einer Einführung von Ausstellungsorganisatorin Kerstin Slowik beginnt bereits um 17 Uhr.
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