Witten. Diese Miss Germany hat durchaus was zu sagen. In Witten überraschte Kira Geiss mit einer Botschaft, die sich gerade an jüngere Mädchen richtet.
- Miss Germany setzte sich gegen 15.000 Bewerberinnen durch
- Sie ist gläubig und kam auf Einladung der Creativen Kirche nach Witten
- Kira Geiss hat als Jugendliche selbst Momente der Verzweifelung erlebt
Der Stadtgottesdienst „Himmelwärts“ der Creativen Kirche in Witten fängt eigentlich so wie immer an. Mit viel Schwung preist die Band um Sängerin Miriam Schäfer den Herrn, Moderator Matthias Kleiböhmer führt gewohnt locker in das Thema des Abends ein: „Schönheit und Identität“. Dann aber ist es anders als sonst, denn ein richtiger Star kommt auf die Bühne: die Miss Germany 2023.
Mit Anfang 20 hat Kira Geiss den Titel gewonnen, sich laut Moderator gegen 15.000 Bewerberinnen durchgesetzt. Dass sie jetzt den Weg an die Ruhr fand, hat mit ihrer Mission zu tun. Kira hat mit 16, 17 zu Gott gefunden, nach Jahren der Selbstzweifel, an sich, an ihrem Körper, nach Jahren des sich Verstellens, um anderen zu gefallen. „Ich war ein Chamäleon“, sagt sie heute. Das sind jene Tiere, die ihre Farbe wechseln können. Wenn die Männchen verknallt sind, schillern sie am buntesten.
Sehnsucht danach, gesehen und geliebt zu werden
Die heute 22-Jährige will damit sagen, dass sie gerade in Teenagerjahren und auch später noch ihr wahres „Ich“ gar nicht gelebt hat. Sie beschreibt ihre Sehnsucht, „gesehen und geliebt zu werden“. „Aber wer sieht mich wirklich, unabhängig von meiner Oberfläche?“ Es habe sich oft „kaputt, leer und einsam angefühlt“, erzählt die gebürtige Ravensburgerin, die später die Jugendgemeinde „Eastside“ in Magdeburg aufgebaut hat, vor rund 150 Zuhörenden im Saalbau.
In Beziehungen sei sie eine „liebe, konturlose“ Freundin gewesen, die sich auf Partys herumtrieb, „nur um dazuzugehören“. Um gesehen zu werden, wollte sie natürlich äußerlich schön sein. Prüfte ihr Aussehen, fühlte sich mal zu dick, mal zu dünn. Heute spricht die Miss Germany 2023 von „Selbstsabotage“ und ihrer ersten „Lebenslüge“. Direkt ans Publikum gerichtet, sagt sie: „Ich als Kira und vielleicht auch Du haben das Bedürfnis, als Individuum geliebt und gemocht zu werden.“
Zu viel Wert auf Luxus gelegt
Die „zweite Lebenslüge“ wurde ihr bewusst, als sie den Miss-Germany-Titel holte. Lange habe sie gedacht, zufriedener, glücklicher zu sein, wenn sie in schicken Restaurants verkehrt, Designerhandtaschen trägt und in schönen Hotels übernachtet. „Wir binden unsere Identität an Materielles.“ Kira nennt es die „Luxuslüge“. Die ihr bewusst geworden sei, als sie in einem Fünf-Sterne-Hotel auf dem Bett gesessen und geweint habe. „Die Lüge hatte sich wie ein Parasit in mich hineingefressen.“ Kira bemüht ein Gleichnis aus der Bibel: „Wir sollten unser Haus nicht auf Sand bauen, sondern auf festem Grund. Unser Fundament ist Gott.“
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Den Weg zu ihm fand die geborene Schwäbin „erst mit 16“. Sie berichtet von den Anfängen der Gemeindearbeit in Magdeburg. „Wir hatten Geld, Frauenpower, aber keine Sau erreicht.“ Heute, mit dem Rückenwind der Miss Germany („meine Plattform“), spricht sie in ganz Deutschland über Gott, über Glauben, über Schönheit und Identität, über Jugendarbeit. „Eastside“ ist längst ein voller Erfolg.
„Gott sagt: Ich habe dich geformt und liebe dich so, wie du bist“, sagt Kira Geiss und verneint die Frage des Moderators, ob sie für ihren Miss-Titel gebetet habe. Sie erteilt Schönheit und Ästhetik weiterhin keine Absage, natürlich dürfe man sich auch schminken. Doch Kira warnt vor Selbstoptimierungswahn und Idealen, die uns verbiegen. „Manchmal zerreißt es mir das Herz zu sehen, wenn sich junge Mädchen noch nie getraut haben, ihr echtes Ich zu zeigen.“
Viele Bücher signiert
Kira Geiss kann offenbar beides gut miteinander verbinden, sie selbst zu bleiben und trotzdem schön zu sein. Lange braune Haare mit blondem Pony, ein weiter schwarz-weiß gestreifter Pullover, zwei offenbar gar nicht so superschlanke Beine in einer schwarzen Lederhose, weiße Sneaker mit grünen Schnürsenkeln und dunkelgrün lackierte Fingernägel - so hatte sie die Saalbaubühne betreten.
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Im Laufe des Gottesdienstes erfüllt die „Himmelwärts“-Band ihr mit „Oceans“ noch einen Musikwunsch. Es geht um die „Ups“ und „Downs“, das Auf und Ab im Leben. Momentan schwimmt die sympathische Miss Germany offenbar ganz oben auf der Welle. Für ihren Auftritt im Saalbau bekommt sie viel Applaus. Hinterher muss Kira noch jede Menge Bücher signieren. Daraus hat sie auch immer wieder Passagen vorgelesen. Titel ihres Erstlings: „Bittersüße Realität: Über mein Leben, Social Media und die Glamourwelt.“
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