Witten. Zwei Jahre lang hat Tine Drees ihre florale Deko am Wittener Kornmarkt verkauft. Dann flüchtete sie vor den Problemen dort. Nun ist sie happy.
Tine Drees dekoriert gerade ein bisschen das Schaufenster um. Kleine Glasflaschen mit unterschiedlichen Strohblumen und Kerzen stellt sie zu netten Arrangements zusammen. „Ich brauche jetzt was Buntes“, sagt die 53-Jährige. Vor fünf Wochen ist sie mit ihrem Trockenblumenladen in das Eckhaus an der Wiesenstraße 13 in Witten umgezogen. Nachdem es an ihrem ersten Standort gegenüber vom Kornmarkt Ärger gab, ist die Einzelhändlerin nun glücklich.
Das Ladenlokal in dem Eckhaus, in dem vorher die Annahmestelle einer Reinigung ihren Platz hatte, hat es ihr angetan. Obwohl es in dem Altbau mit den hohen Decken recht kühl ist, liebt Tine Drees ihren neuen Arbeitsplatz. Ein kleines Öfchen spendet Wärme. Momentan blickt sie zwar durch ein Fenster direkt auf die in Trümmern liegende Volksbank. Doch im Lädchen herrscht eine heimelige Atmosphäre.
„Und das Schönste ist, dass ich mir auf dem Weg zur Arbeit keine Gedanken mehr darüber machen muss, ob wieder Dreck vor dem Laden liegt“, sagt sie. Das war schließlich der Grund, warum sie der Ecke Johannisstraße/Kornmarkt den Rücken gekehrt hat. Im September 2022 startete sie dort mit ihrer hübschen Deko - durchaus im Bewusstsein, dass sie sich nicht den schönsten Platz ausgesucht hatte. Trotzdem glaubte sie ihr Geschäft am richtigen Fleck: „Hier ist Laufkundschaft und es gibt Parkplätze.“
Schnell musste die gelernte Floristin, die bei Blumen Fiebig in Heven ihre Ausbildung begann, zuletzt als Filialleiterin in einem Düsseldorfer Blumengeschäft in den noblen Schadow-Arkaden gearbeitet hat und der Familie wegen nach Witten zurückkehrte, einsehen: Das funktioniert nicht.
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Wie andere Geschäftsleute auch, war sie von den Problemen am Kornmarkt zunehmend frustriert. Vor den Schaufenstern wird regelmäßig getrunken, gegessen oder randaliert. Party-Müll liegt herum, mitunter wird die Notdurft einfach verrichtet. Tine Drees wurde auch mehrmals bestohlen, sagt sie.
Eine neue Bleibe zu finden, sei nicht schwer gewesen. „Mir wurden mehrere Ladenlokale im Wiesenviertel, wo ich gerne hinwollte, angeboten.“ So steht zum Beispiel das ehemalige Tattoo-Studio neben dem Klimbim leer. Auch am Humboldtplatz findet sich bei der Zahnwerkstatt Ruhr ein Geschäftsleerstand. Doch Tine Drees hat - wie gesagt - ihr Herz an das Eckhaus verloren. Dass es am Rand des Wiesenviertels liegt, stört sie nicht.
Im vergangenen September hat die Einzelhändlerin nach zwei Jahren ihre Sachen am Kornmarkt gepackt. Dann dauerte es zwei Monate, bis sie an der Wiesenstraße einziehen konnte. „Das war eine schöne Auszeit“, sieht sie den Zwangsurlaub positiv. Wer den neuen Laden betritt, erkennt vieles wieder. Es gibt weiterhin Trockenblumen in allen Formen und Farben sowie Deko in skandinavischem Design.
Echte Blumen gibt‘s bei „Tine“ nicht
Echte Blumen verkauft Tine Drees nicht, „weil ich mit der Qualität auf dem Großmarkt in Dortmund nicht zufrieden bin“. Aber wer ihr frische Rosen und Tulpen vorbeibringt, für den bindet sie gegen Aufpreis Sträuße zusammen. Trockenblumen kommen ebenfalls mit hinein. „Das ist gerade Trend.“ Tine Drees verschönert auch Hochzeiten mit Blumendeko und gibt Workshops im Raum gleich nebenan.
Ein bisschen was soll sich hier aber trotzdem noch ändern. Im Sommer wird die Wand außen gestrichen. Dann hängt die Geschäftsfrau wieder Kränze raus. Das alte Fahrrad steht schon vor der Tür, soll aber auch noch einen anderen Anstrich erhalten. Tine Drees will die Beleuchtung optimieren. Ganz wichtig: „Ich möchte stärker kleinere Unternehmen unterstützen.“
So verkauft sie etwa Geschirrtücher, bedruckte Tassen und Kerzen, die zwei Frauen aus Wengern und Hagen herstellen. Auch handgemalte Postkarten findet man bei ihr. Und solche mit kleinen Strohblumensträußchen, von Tine Drees selbstgemacht. Zusätzlich gibt es die ersten hochwertigen Kunstblumen. Es sollen mehr werden.
„Hier ist doch nichts los“, habe man ihr anfangs prophezeit. Doch Tine Drees kann nicht klagen. Sogar reichlich Herrenkundschaft sei schon reingeschneit. „Die bringen Vasen mit und ich arrangiere die passenden Sträuße darin.“ Auch das ist bei „Tine“ möglich.
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