Witten. Für den kleinen Sohn oder das geliebte Tier: Tattoo-Bedeutungen sind vielfältig. Für welches Motiv sich ein Wittener 22 Stunden tätowieren ließ.
Tattoos sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Hinsichtlich der Motive und Körperstellen gibt es kaum Einschränkungen mehr, fast alles ist möglich. Aber was sind die Gründe und Geschichten hinter den Tätowierungen? Wir haben die Wittener gefragt, warum sie sich unter die Nadel legen. Dabei wurde es auch emotional.
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Bewegendes Tattoo von Luisa Rind: „Mein Papa war alles“
Luisa Rind (30) trägt ein emotionales Tattoo unter der Haut. „Du fehlst“ steht auf ihrem Schlüsselbein. Darunter ist das Geburts- und Sterbejahr ihres Vaters zu sehen. Im November 2022 kam die Schockdiagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dann ging alles sehr schnell. „Ich habe meinen Vater einige Wochen später verloren“, sagt Luisa. „Er hatte keine Chance.“ Um ihren Papa Udo für immer bei sich zu tragen, hat sich die Hauswirtschafterin im April 2023 für ein Tattoo entschieden.
„Ich wollte etwas, was mich für immer an ihn erinnert“, sagt die alleinerziehende Mutter. Denn ihr Vater sei einfach alles für sie und ihren Sohn gewesen. „Meinem kleinen Kind zu erklären, warum Opa nicht mehr da ist, das war schon sehr schwierig.“ Er sei wie ein Vaterersatz für den Kleinen gewesen.
Auch ihren Sohn hat die 30-Jährige auf besondere Weise verewigt: Sein Name und das Geburtsdatum zieren seit 2017 ihr linkes Handgelenk. Kurz nach seiner Geburt sei das ihr erstes Tattoo gewesen. „Mein Sohn Toni ist einfach mein Leben“, sagt Luisa. Mit ihren beiden persönlichen Motiven könnte sie glücklicher nicht sein. Und folgen noch mehr? „Vielleicht folgt bald noch etwas für meinen Hund.“
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Thorsten Schulte: Bilder für die ganze Familie
Wittener Thorsten Schulte (45) hat sich 22 Stunden an insgesamt drei Tagen tätowieren lassen. Als Ergebnis trägt er seit Ende 2021 symbolisch seine Familie auf der Brust und auf dem Hals. Zu sehen sind der Kopf eines Mannes und einer Frau. „Das steht symbolisch für mich und meine Nina“, sagt der 45-Jährige. Das Motiv soll etwas Kriegerisches verkörpern. Dahinter steht ein Lebensmotto von Thorsten: „Man muss in der Ehe immer füreinander kämpfen.“ Auf dem Frauenkopf ist der Schriftzug „Love“ verewigt, den seine Frau unter dem Ohr trägt. Die Federn zwischen den beiden Gesichtern sollen eine gewisse Leichtigkeit einer Ehe darstellen.
Auch seine beiden Kinder Ben und Max sind auf dem Tattoo des Witteners verewigt. Ein Leopard steht für Kraft und Mut des Erstgeborenen. Denn seine Geburt war keinesfalls leicht. „Es gab eine Not-Operation, sein Leben stand auf der Kippe“, sagt Thorsten. Zum Glück ist alles gut gegangen, Mutter und Kind sind gesund. Auch der jüngere Sohn ziert den Körper des 45-Jährigen: Auf seinem Hals rangt ein Löwenkopf eines Jungtiers. „Das steht für Willensstärke und Charisma.“
Für seinen besonderen Tattoowunsch ist Thorsten Schulte extra nach Düsseldorf gefahren. „Ich habe nach einem Künstler gesucht, der sich auf Porträts spezialisiert hat“, sagt der 45-Jährige. Fündig geworden ist er bei Star-Tätowierer Dmitriy Paramonov. Der Ukrainer sei allerdings immer nur kurz als Gasttätowierer in verschiedenen Studios. Zurzeit arbeitet er in Los Angeles. „Als er dann in Düsseldorf war, habe ich meine Chance genutzt“, sagt der Wittener. Nun trägt er seine Familie für immer unter der Haut.
Jessica Berg: Autogramm von der besten Freundin tätowiert
„Wenn ich das schaffe, dann lasse ich mich Tätowieren“, hat Jessica Berg (35) zu sich selbst gesagt, als ihr elf Zähne auf einmal gezogen wurden. Kurze Zeit später ziert ein erstes Motiv ihren rechten Unterarm. Zu sehen ist ein Hase, der für ihr geliebtes Haustier, den leider schon gestorbenen „Schnuffel“ steht. Doch das ist nicht das einzige Tattoo der Wittenerin.
Auf dem linken Arm der 35-Jährigen sind zwei Schmetterlinge zu sehen, dazwischen steht verschnörkelt der Name Julia. „Das steht für meine beste Freundin“, sagt sie. Diese sei aus allen Wolken gefallen, als sie mit dem Motiv überrascht wurde. Denn das Tattoo zeigt die Unterschrift von einer Autogrammkarte ihrer Freundin Julia Bender, die als Sängerin arbeitet. Jessica Berg sagt: „Männer kommen und gehen, Freundinnen bleiben für immer.“ So soll das Tattoo die tiefe Verbindung und langjährige Freundschaft der beiden zeigen.
Malte Stawiarski: Totenkopf auf dem Hinterkopf
Er ist fast schon eine Tattoo-Berühmtheit in Witten. Malte Stawiarski trägt über 30 Motive auf seiner Haut. Viele Tattoos davon sind ungewöhnlich, der erste Blick von vorne fast erschreckend. Denn die Augäpfel des Witteners sind tiefschwarz. Gefärbt mit Tattoo-Tinte. Wie es dazu kam, hat er der WAZ-Redaktion im letzten Jahr erzählt. Aber auch von hinten sieht der Wittener eher ungewöhnlich aus.
Malte Stawiarskis Nacken und Hinterkopf ziert ein großes Totenkopf-Tattoo. Auch vorne am Hals trägt der Wittener dieses Motiv, Hand und Finger ziert ein Skelett, das bei jedem Griff lebendig wird. „Ich mag das Gruselige, das Düstere einfach“, sagt er damals. Seine ganze Tattoo-Geschichte, gibt es hier zu lesen.
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