Witten. Kein PS-Geprotze mehr vor Knut‘s und Klimbim: Die Wiesenstraße soll verkehrsberuhigt werden, damit das Nachtleben sicherer wird. Nur wie?

Wenn ausgehen in Witten, dann Wiesenviertel! Die Wiesenstraße ist Wittens beliebteste Ausgehmeile, sieht aber nicht so aus. Die Straße soll nun verändert werden: verkehrsberuhigt, mit breiteren Bürgersteigen und mehr Platz für die Außengastronomie von Klimbim bis Weinbar. Das sind die Pläne.

Dass sich etwas ändern muss, ist seit langem klar. Ein Beispiel: Wenn samstagsabends die schmalen Bürgersteige vor den Kneipen voll Menschen sind, rasen direkt daneben „Poser“ - meist junge Männer - in ihren getunten Autos vorbei. Diese „Show off“ - also „Angeberei“ - ist ein echtes Problem im Viertel.

Das PS-Geprotze nervt nicht nur das alternativ-nachhaltig-angehauchte Wiesenviertel-Publikum. „Es ist ein Wunder, dass bislang noch nichts passiert ist“, sagt Waldemar Riedel, der Wirt vom Knut‘s. Die Straße ist kurvig, eng, wenig einsichtig. Trotzdem meint mancher Autofahrer, für 100 Meter auf Tempo 80 beschleunigen zu müssen.

Abendliches Durchfahrtsverbot am Wochenende?

Schon 2021 ließ die CDU prüfen, ob es nicht ein abendliches Durchfahrtsverbot an Freitagen, Wochenenden und vor Feiertagen zwischen Casino- und Steinstraße geben könnte, „um sowohl die Außengastronomie zu stärken als auch die Verkehrssicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern zu erhöhen“. Auch im „Mobilitätskonzept Innenstadt“ wird eine Verkehrsberuhigung der Wiesenstraße empfohlen.

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„Die Anwohnenden haben ein großes Interesse an einer Neugestaltung“, sagt Anna Hürten vom Vorstand des Wiesenviertelvereins. Der fordert sogar, Parkplätze für Freiflächen zu opfern. Diese öffentlichen Plätze werden oft gar nicht von den Anwohnern - oft Studierende - genutzt, wären also aus deren Sicht verzichtbar. Umgesetzt wurde dies zum Beispiel mit der „Parklet“-Sitzgruppe.

Besonders eng ist es vor Klimbim, Knut‘s und Café Raum

Zwei Vorschläge liegen nun auf dem Tisch, die das Planungsamt zurzeit prüft: eine Verbreiterung des Bürgersteigs oder eine „Niveauangleichung“ von Gehweg und Straße. Als Vorbild dient hier die Annenstraße. In einem „Verkehrsversuch“ soll zeitweise eine Umgestaltung getestet werden. In der Folge sind dann bauliche Maßnahmen geplant.

Handlungsbedarf besteht vor allem dort, wo nachts besonders viel los ist: Vor Klimbim, Knut‘s und dem Raum-Café ist der Bürgersteig so schmal, dass ein Rollator kaum zwischen die Tische der Außengastronomie passt.

Für das Parklet, eine Sitzgruppe aus Paletten, sind bereits Parkplätze geopfert worden.
Für das Parklet, eine Sitzgruppe aus Paletten, sind bereits Parkplätze geopfert worden. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Vor 2025 wird das aber nichts“, bremst Verkehrsplanerin Anna Schumacher im Mobilitätsausschuss zu hohe Erwartungen. Denn der ursprüngliche Plan, die Wiesenstraße zur Einbahnstraße zu machen, sei nicht umsetzbar. Der Grund ist die Stadtgalerie, deren Anlieferung über die Wiesenstraße erfolgt.

„Der Lieferverkehr muss auch über die Wiesenstraße zurückgeführt werden. Durch die enge Straße am Humboldtplatz passen die Lkw nicht“, sagt Schumacher. Das Planungsamt hat dazu die Maße der Lieferfahrzeuge abgefragt und verschiedene Wege simuliert.

„Mehr Wohnzimmer vorm Haus wagen“

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Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betont: „Wir wollen die Aufenthaltsqualität in der Wiesenstraße verbessern und wir müssen das Tempo dort herausnehmen. Dazu gibt es noch andere Möglichkeiten als eine Einbahnstraße.“ Definitiv unterstütze die Stadt die Idee, „mehr Wohnzimmer vorm Haus zu wagen“.

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Eine Idee hat Verkehrsplaner Tim Raabe parat. Kommunen können „Stadtmobiliar“-Elemente ausleihen, um auf etwa 150 Metern Straßenraum testweise neu zu gestalten und neue Mobilitätskonzepte auszuprobieren. Das sind zum Beispiel Sitzbänke oder Pflanzkübel, die man auf einen Teil der Straßenfläche stellt. Damit wäre viel gewonnen, findet auch Knut‘s-Wirt Waldemar Riedel. „Durch eine Verbreiterung der Außenfläche müssen Autos automatisch langsamer fahren.“

Die Crux: Die „Stadt-Terrassen-Elemente“ vom Anbieter „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ sind bereits von anderen Kommunen ausgeliehen. Witten könnte sich frühestens 2025 für die modularen Möbel anmelden.

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