Witten. Ronja Wiedera backt seit ihrer Kindheit leidenschaftlich gern. Probieren kann man ihre nicht nur veganen Kreationen im Wittener Café Kijamii.

Backen war schon als Kind ihre Leidenschaft: Ronja Wiedera (27) erinnert sich noch daran, wie sie im Advent als Vierjährige mit ihrer Patentante Kekse gebacken und dazu „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ gesungen hat. Seitdem stand ihr Berufswunsch fest: „Kuchenbäckerin“. Heute arbeitet die junge Frau als Konditorin im Wittener Café Kijamii an der Oberstraße.

Lauter von ihr kreierte Köstlichkeiten stehen dort in der Vitrine. Meist sind es sieben Sorten. An diesem Tag locken zum Beispiel Matcha-Mousse-Cheesecake mit Pistazie und ein Birnenkuchen mit gebrannten Walnüssen. Den Möhrenkuchen gibt es das ganze Jahr, er wird aber jetzt in der Vorweihnachtszeit besonders gerne genommen. Seit November bestehen die Böden aus Spekulatius und der glänzende Überzug schmeckt nach Glühwein statt nach Waldfrucht. Im Regal liegen noch ein paar Mini-Stollen, die das Café erstmals anbietet. Nicht alles ist hier vegan, die Butter-Stollen sind es nicht.

Vor Weihnachten: Mit Zimt und Lebkuchen: Konditorin kreiert Köstliches zum Fest
Blick in die Kuchentheke des Wittener Cafés: Nicht alle Produkte sind vegan. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Im Wittener Café gibt‘s aufwändigen Butter-Stollen mit und ohne Marzipan

Ronja Wiedera schwärmt regelrecht von dieser weihnachtlichen Spezialität. „Der ist wahnsinnig lecker.“ Allerdings auch aufwändig herzustellen. Die 27-Jährige macht den Stollen mit und ohne Marzipan, auf jeden Fall ohne Orangeat, dafür aber mit in Rum und Kirschwasser eingelegten Rosinen. Mindestens drei bis vier Wochen sollte er vor dem Verzehr liegen. „Stollen“, rät sie, „kauft man am besten immer beim Bäcker seines Vertrauens oder backt ihn selbst.“

„Stollen kauft man am besten beim Bäcker seines Vertrauens oder backt ihn selbst“

Konditorin Ronja Wiedera

Obwohl Ronja Wiederas Traumberuf schon in der Kindheit feststand, kam es zunächst doch anders als geplant. Die Bochumerin ging zur Realschule, machte der Mama zuliebe danach noch ihr Abi und begann - ein Lehramtsstudium. Sprachen, vor allem Spanisch, hatten es ihr angetan. Sechs Semester hielt sie durch. Dann war klar: „Ich will was mit meinen Händen machen.“ Außer Bäckerin wollte sie tatsächlich auch mal Tischlerin werden. „Mein typisches Weihnachtsgeschenk war kein Puppenhaus, sondern eine elektrische Laubsäge.“

Ausbildung im Großbetrieb

2020 begann sie ihre Ausbildung dann doch bei einem Großbetrieb in Essen. Und obwohl Brot und Brötchen als sichere Bank gelten, „weil Kunden auf Luxus-Produkte wie Sahneschnitten eher mal verzichten“, widmete sich Ronja Wiedera schon in der Lehre am liebsten der Produktion von Torten und Törtchen. Nachts ab halb zwei stand sie in der Backstube. „Und wenn ich um zehn am Morgen Feierabend gemacht habe, dann konnte ich zufrieden in die Theke gucken und sagen: Das ist von mir.“

Vor Weihnachten: Mit Zimt und Lebkuchen: Konditorin kreiert Köstliches zum Fest
Konditorin Ronja Wiedera mit den Mini-Stollen, die sie in diesem Jahr erstmals fürs Café gebacken hat. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Inzwischen hat sie dem Großbetrieb den Rücken gekehrt und weiß ihre Arbeit in der kleinen Backstube des Wittener Cafés zu schätzen, wo sie noch selbst Eier in den Teig schlagen kann, statt zum Fünf-Liter-Kanister zu greifen. „Da verliert man den Bezug zu den Zutaten.“ Was bewirkt ein Ei mehr im Teig? Was verändert sich, wenn ich Butter aufschlage? „Das fasziniert mich.“ Dabei habe sie grundsätzlich gar nichts gegen Backmischungen, verwendet sie jedoch selbst nicht.

Optik der Torte soll den Geschmack widerspiegeln

Ronja Wiedera backt am liebsten für andere. Wiener Böden und Biskuitböden als klassische Basis für viele Torten haben es ihr angetan. Darauf kommt eine herrlich sahnige Masse und dann folgt der Höhepunkt: das Ausgarnieren, also Verzieren, der Torte. „Wenn sich das optische Ergebnis im Geschmack widerspiegelt, dann bin ich glücklich.“

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Ihr Traum: den Meister zu machen und ein eigenes Café zu eröffnen. „Da kann ich mich austoben.“ Bis dahin backt sie auf Wunsch auch Klassiker wie Schwarzwälder Kirschtorte und jetzt im Dezember auf Bestellung weihnachtliches Naschwerk, etwa Kirschboden mit Punschäpfeln und Spekulatiuscreme.

Vor Weihnachten: Mit Zimt und Lebkuchen: Konditorin kreiert Köstliches zum Fest
Eine Spezialität im Café Kijamii an der Oberstraße: Zimtschnecken. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Furchtbar findet sie den aktuellen Hype um die mit Pistaziencreme gefüllte Dubai-Schokolade, die es inzwischen als Riegel, Praline und Eis gibt. Da setzt Wiedera lieber auf Zimtschnecken. „Dafür kommen die Wittener ins Kijamii.“ Und natürlich für den Kaffee aus der eigenen Rösterei.

Ganz einfach: Rezept für Mürbeteig

In der Weihnachtszeit backen viele Familien gemeinsam. Konditorin Ronja Wiedera empfiehlt das „Eins, Zwei, Drei“-Rezept für Mürbeteig, der sich prima zum Plätzchen ausstechen mit Kindern eignet. Der Basisteig besteht aus drei Teilen Mehl, zwei Teilen Zucker und einem Teil Butter - also z.B. 300 g Mehl, 200 g Zucker und 100 g Butter und in diesem Fall zwei Eiern.

Eine Prise Salz und abgeriebene Zitronenschale dürfen nicht fehlen. Aber auch eine Prise Zimt oder Vanille passen hinein. Der Teig muss dann abgedeckt eine Stunde im Kühlschrank stehen, bevor er ausgerollt wird und die ausgestochenen Kekse bei 160 Grad zehn bis zwölf Minuten gebacken werden. Zuckerguss, Schokolade, Perlen - dekoriert werden kann zum Schluss nach Lust und Laune.

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