Witten. Weltenbummler Andreas Graßhoff (62) hat seine Heimat Witten nicht vergessen. Er will eine alte Musiknummer neu aufnehmen. Dafür braucht er Hilfe.

Weltenbummler Andreas Graßhoff ist umgezogen: von New York nach Paris. Seit vorigem Herbst lebt der 62-jährige Ex-Wittener mit seiner Frau Joyce Green in Frankreichs Hauptstadt.

Die gebürtige Texanerin ist aus beruflichen Gründen an die Seine gewechselt. Sie ist Chefin des Modeimperiums Chanel Frankreich. Bei aller Weltläufigkeit will Wittens ehemaliger Backhaus-Chef Graßhoff Heimat und Wahlheimat miteinander verbinden. Ein Musikprojekt soll’s richten. Der Hobbysänger möchte seinen Song „Ein Mann sieht Brot“ noch mal aufnehmen, diesmal auf Französisch. Der Tausendsassa hat nur ein Problem: Ihm fehlt die Originalaufnahme.

Wittener Redaktion erreicht Andreas Graßhoff beim Kochen in seiner Pariser Wohnung

Der Reporter erreicht Andreas Graßhoff per Videoschalte. Er köchelt grade in seiner Wohnung im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine. „Ich probiere gerade mal was aus“, sagt der experimentierfreudige Hobbykoch. Beruflich hat er sich einen Namen als Kaufmann, Betriebswirt und Konditormeister gemacht. Vor seinem Einsatz am heimischen Herd hat er Französisch gebüffelt. Das macht Andreas Graßhoff mit derselben Akribie, wie er sich in New York einen amerikanischen Ostküsten-Akzent draufgeschafft hat.

Harley-Fahrer Andreas Graßhoff gilt aber auch als Gaudibursch. So hat er vor 20 Jahren ein CD-Projekt für den guten Zweck gemacht. Damals toppte das Kinderlied „Schnappi, das kleine Krokodil“ die deutschen Charts. Graßhoff dachte sich: „Das kann ich allemal.“ Dafür hat der Lebensmittel-Experte sogar Gesangsunterricht genommen. Von wegen brotlose Kunst.

Saxofonist Wolf Codera in diesem Frühling bei einem Konzert in Hattingen: Seinem Kumpel Andreas Graßhoff half er vor 20 Jahren bei der Produktion des Songs „Ein Mann sieht Brot“.
Saxofonist Wolf Codera in diesem Frühling bei einem Konzert in Hattingen: Seinem Kumpel Andreas Graßhoff half er vor 20 Jahren bei der Produktion des Songs „Ein Mann sieht Brot“. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das Ergebnis von Andreas Graßhoffs Anstrengungen war das Lied „Ein Mann sieht Brot“. Es wurde in vier Versionen auf CD gebrannt. „Wir haben 200 Stück davon machen lassen“, erinnert sich der gelernte Bäcker. „Es war ein Benefizprojekt für die Welthungerhilfe.“ Zugleich war die Aufnahme eine clevere PR-Aktion. Denn die Beteiligten schwärmten nebenher bei Familie, Freunden und Bekannten von der skurrilen Aktion.

Der Wittener Musiker Wolf Codera war bei Aufnahme dabei - und Peter Schillings Tastenmann

Hilfe erhielt der umtriebige „Brot-Baron“, wie er in Pariser Feinschmeckertempeln genannt wird, nicht nur von Profis wie dem Wittener Saxofonisten Wolf Codera und Peter Schillings Tastenmann Andreas Recktenwald, sondern auch von Laien. „Wir haben das vor Ort im Backhaus mit Kunden und Kundinnen aufgenommen“, erinnert sich Codera. „Das waren riesige Chöre in mehreren Sitzungen. Sie haben bestimmt Kaffee und Kuchen dafür bekommen. Das war eine schöne Aktion.“

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Für Wolf Codera und Andreas Recktenwald war’s obendrein eine lustige Aktion. „Wir mussten Aufnahmen wegwerfen, die eigentlich ganz gut waren. Aber wir haben uns zwischendurch vor Lachen weggeschmissen, wenn der Chor den Refrain ,Ein Mann sieht Brot‘ gesungen hat.“ Der Refrain sei ganz einfach geschrieben gewesen, wie das Tatütata der Feuerwehr. Codera: „Es war eigentlich nur ein Ton.“

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Für den guten Sound habe zudem ein heimlicher Weltstar der Musikszene gesorgt: Christoph Kemper aus Recklinghausen. Abgemischt wurde der Song in einem Studio im Siegerland. „Wir wollten etwas, was im Prinzip jedermann mitsingen konnte“, erinnert sich Wolf Codera. Dennoch hatte der Profi Anspruch an die Qualität der Produktion. „Wir haben den Refrain mehrstimmig geschrieben.“

Stück war bei Sommerfest der Wittener Stadtwerke zu hören

Das Stück, meint sein Kumpel Andreas Graßhoff, sei sogar live zu hören gewesen, etwa bei einem Sommerfest der Wittener Stadtwerke. Er würde sich freuen, wenn Beteiligte an dem Musikprojekt nicht nur unvergessliche Erinnerungen haben, sondern eben auch noch die Silberscheibe. Denn die CD scheint etwas wirklich Rares zu sein.

Plattenhändler Heinz Greune vom Laden „Schall & Rausch“ im Wiesenviertel war bei der Anfrage der Redaktion überrascht, obwohl er in Wittens Musikszene beinah jede und jeden kennt. Aber vielleicht klingelt beim Titel „Ein Mann sieht Brot“ etwas bei unserer Leserschaft. Wer Andreas Graßhoff auf der Suche nach der verschollenen Aufnahme helfen kann, möge sich bei der Redaktion melden: redaktion.witten@waz.de (Stichwort: Graßhoff). Der Ex-Bäcker in Paris würde sich freuen.

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