Mülheim. Der Mülheimer Wohnungsbau ist zuversichtlich, in Rekordtempo bis Sommer 2025 ein neues Wohnquartier aufzubauen. Ein Besuch auf der Baustelle.
„In Relation von Volumen und Zeit ist es auf jeden Fall die schnellste Baustelle unserer Geschichte“, sagt Carsten Czaika beim Rundgang über die regendurchtränkte Baustelle. Czaika leitet die Abteilung „Planen und Bauen“ bei der Genossenschaft Mülheimer Wohnungsbau (MWB) und ist sehr zufrieden mit der Leistung des Generalunternehmers, der hier, zwischen Zeppelinstraße und Mülheims Hauptfriedhof, binnen kürzester Zeit ein neues Wohnquartier mit 135 Wohnungen hochziehen will.
Elf dreistöckige Wohngebäude, dazu ein Quartierspavillon sind geplant für das Areal der ehemaligen Stadtgärtnerei. Das Familienunternehmen Adams aus dem rheinland-pfälzischen Niederzissen ist als jener Generalunternehmer angeheuert, um das Ganze bis zum Sommer 2025 stehen zu haben.
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Mülheimer Wohnungsbau sieht sich im Zeitplan, damit die ZUE in Raadt schließen kann
Das neue Wohnquartier ist elementarer Baustein der Mülheimer Strategie zur Flüchtlingsunterbringung. Die Wohnplätze dort sind laut Stadtverwaltung in Zukunft nötig, um der Aufnahmeverpflichtung der Stadt nach dem Königsteiner Schlüssel gerecht zu werden. Insbesondere im benachbarten Raadt schaut man nach dem Baufortschritt, denn: Das neue Flüchtlingsquartier ist Kompensation dafür, die Landesflüchtlingsunterkunft (ZUE) im kleinen Nachbarstadtteil nach zwei Jahren Betrieb im Sommer 2025 wieder zu räumen.
Deswegen sei der Zeitplan auf der Großbaustelle „super eng getaktet“, so Czaika. Die Baustelle sei exakt im Plan. Das erste der elf dreigeschossigen Wohngebäude ist mittlerweile fast fertiggestellt, es soll alsbald abgerüstet werden. Vorgefertigte Holzbauteile, in die Fenster schon eingebaut sind und auch Vorrichtungen für Steckdosen, werden per Schwertransport angeliefert und quasi direkt verbaut. Regen sehen die Bauherren gar nicht gerne, die hölzernen Bauteile dürfen schließlich nicht durchnässen. Deswegen wird jedes Element, sobald eingebaut, sofort regenfest abgedeckt.
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Fast 32 Millionen Euro investiert die Baugenossenschaft hier, wo mindestens zehn, maximal 20 Jahre lang geflüchtete Menschen in kleinen Wohnungen zwischen 54 und 64 Quadratmetern unterkommen sollen. Ein Novum in der öffentlichen Wohnungsbauförderung des Landes NRW gewährleistet, dass hier später durch Umbau auch größere Wohnungen geschaffen werden können, eben mit Standardgrößen auch für alle Bürgerinnen und Bürger mit Anspruch auf sozialen Wohnraum.
Besonderheit der 135 Wohnungen in Mülheim: Wände können ohne großen Aufwand versetzt werden
Schon in seiner Planung habe der MWB berücksichtigt, dass es in Zukunft zur Umwidmung kommen soll. Die angesiedelten Wohnungen werden über sicht- und wettergeschützte Laubengänge erreichbar sein. Die Holzbauweise auch im Innenausbau erlaubt es, Wände ohne großen Aufwand zu ersetzen. Schrauber und Säge reichen. Jede Wohnung wird entweder über eine kleine Terrasse oder einen Balkon verfügen. Czaika und Adrian Avram, Teamleiter beim MWB für Bauleitung und Kalkulation, können vor Ort schon manche Baufortschritte zeigen.
Das sieht man nicht aller Tage: Bei Aufbau der Wohnungen werden in eine Zelle ganze Betonblöcke gehievt, im Innern steckt ein komplett eingerichtetes Bad, außen am Beton sind alle Anschlussleitungen vormontiert. Fliesen, Sanitäranlagen, Spiegel, Accessoires - alles schon drin. „Man macht später nur noch die Tür auf“, sagt Czaika. Fertigbadzellen zu verbauen, sei üblich etwa auch beim Bau von Hotels oder Seniorenwohnanlagen, klärt Adams auf. Und es sorge für Beschleunigung am Bau. Der MWB etwa hat Erfahrungen damit schon gesammelt beim Bau des Wohnstiftes im Eppinghofer Dichterviertel.
Eine Million Euro Mehrkosten für das Mülheimer Bauprojekt
Die Baustelle sei im Zeitplan. „Wir haben hier einen absolut guten, sehr fairen Partner gefunden mit sehr viel Erfahrung“, lobt Adams den Generalunternehmer. Unvorhergesehene Probleme haben laut Czaika allerdings rund eine Million Euro Mehrkosten verursacht: Es hatte sich herausgestellt, dass es auf dem 13.000 Quadratmeter großen Areal bis zu zwölf Meter messende Aufschüttungen gegeben hatte, die eine Gründung erschwert haben. Bis zu 17 Meter tief waren Betonpfähle für eine sichere Gründung zu setzen.
Für interessierte Bürgerinnen und Bürger bietet der MWB regelmäßig Führungen über die Baustelle an. Dabei ist dann auch Mülheims Sozialamtsleiter Thomas Konietzka, der das Unterbringungskonzept des neuen Quartiers erläutert, in dem - anders als in der ZUE in Raadt - Menschen einziehen werden, die nicht auf der Durchreise sind, sondern denen eine Bleibeperspektive bereits eingeräumt worden ist von den Behörden.
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