Hattingen/Sprockhövel. Pfarrer Martin Funda geht in den Ruhestand. In der evangelischen Gemeinde Bredenscheid-Sprockhövel sieht er sich weiter – und im Kampf gegen Rechts.
Er ist ein Mann klarer Worte, dafür ist Martin Funda nicht nur in Hattingen bekannt. Nun geht der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel in den Ruhestand. Doch verstummen wird er deswegen nicht – der 65-Jährige will sich vielmehr in dieser Gesellschaft weiter einmischen und in dieser weiter mitmischen. Als Musiker, Kabarettist. Und als engagierter Kämpfer gegen Rechts.
Sein Engagement im Bündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“ etwa ist Martin Funda schon seit Jahren ein Herzensanliegen. Regelmäßig mischt er sich unter den Demonstrierenden, so zuletzt erst wieder an diesem Montag (4.3.) Und als Mitinitiator der Aktion „Lieber schräg singen als ver-quer denken“ hat er mit anderen die Protest-Veranstaltungen gegen rechte Gesinnungen am 8. Mai 2023, dem Tag der Befreiung von Nazi-Deutschland, in seiner Heimatstadt bereichert.
Mehr besondere Aktionen für die Proteste gegen Hattingens Montagstrommler und gegen Rechts
Mehr besondere Aktionen wie jene wünscht sich der Grünen-Mitbegründer für die Proteste gegen Hattingens Montagstrommler; und gegen Rechts. Bei den Hattinger Demonstrationen für Vielfalt und Demokratie „einfach nur Protestschilder hochzuhalten und lautstark zu rufen ‚Haut ab!‘ und ‚Wir sind mehr‘ ist zu wenig“, findet Funda. Solche Protest-Aktionen benötigten ein Programm, das Spaß mache und viel mehr Menschen als bislang zum Mitdemonstrieren animiere. Etwa durch musikalische Beiträge oder auch Straßentheater. „Bislang fehlt da der Pep.“
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An einem „peppigen“ Konzept mitzuarbeiten, kann Martin Funda sich dabei gut vorstellen, seinen zuletzt etwas in den Hintergrund gerückten Kabarett-Auftritten neuen Schwung zu verleihen, ebenso. „Eine Zeitlang hatte ich für diese mal einen eigenen Manager und bis zu 100 Auftritte im Jahr.“ Corona habe seine Auftritte als Kabarettist zuletzt etwas einschlafen lassen. „Doch wenn wieder Anfragen kommen....“, sagt Funda vielsagend, dass er bereitstünde.. Musikalisch will er in seinem im April beginnenden (Un-)Ruhestand ohnehin wieder stärker einsteigen. Funda, studierter Musiker, der einstmals als Geigenlehrer an der Musikschule Hattingen seine Brötchen verdiente, plant bereits neue Auftritte mit einer Bluegrass-Band.
Das Theologie-Studium 1999 nach 40 Semestern auf Drängen seiner Frau abgeschlossen
Dass der leidenschaftliche Musiker Martin Funda dabei einst nach seinem Musikstudium überhaupt noch Theologie studierte und dieses im Jahre 1999 nach 40 Semestern auf Drängen seiner als Pfarrerin bereits in den Ruhestand gegangenen Frau Marianne mit dem Examen abschloss, nennt Martin Funda rückblickend „Gottes Fügung“. Dass er als Seelsorger „eigentlich über die Frohe Botschaft spricht“, hat er mal gesagt. „Und dass man über diese dann auch etwas zu lachen hat.“
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Was die Bedeutung von Kirche für die Gesellschaft angeht, so schließt er sich dabei der Meinung von „Die-Linke“-Politiker Gregor Gysi an: „Wenn die Kirche den Bach runtergeht, dann geht der Staat hinterher.“ Weil die Werte, die die Kirche vertritt, wichtig seien für den Zusammenhalt in einer Gesellschaft. Das Sich-Kümmern auch um die Schwächeren, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, das Sich-Sorgen um den Erhalt der Schöpfung.
Martin Funda will sich auch im (Un)-Ruhestand weiter in seiner Gemeinde engagieren
Funda, der zunächst Teilzeit-Pfarrer in Witten-Rüdinghausen war, 2010 dann Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel wurde und seit der Fusion mit der Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter 2015 zuständig war für den Pfarrbezirk Hattingen-Bredenscheid, will sich auch im (Un)-Ruhestand weiter in seiner Gemeinde engagieren, in den beiden Kindergärten im 14-tägigen Rhythmus Minigottesdienste anbieten.
Gottesdienst und Empfang zum Abschied
Am Samstag, 9. März, 15.30 Uhr, findet in der Wichern-Kirche, Johannessegener Straße 25 in Hattingen, ein öffentlicher Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Martin Funda statt. Im Anschluss gibt es einen Empfang.
Wer dem scheidenden Pfarrer etwas schenken möchte, den bittet Funda um eine Spende zu Gunsten von „Tent of nations“ (www.tentofnations.de): über JugendInterKult e.V., www.jugendinterkult.de/spendenaktionen/, IBAN: DE09 3806 0186 0704 8870 19.
Die Pfarrstelle von Martin Funda wird im Zuge sinkender Gemeindegliederzahlen und erforderlicher Kosteneinsparungen nicht wiederbesetzt. Pfarrer Arne Stolorz wird den Seelsorgebezirk Bredenscheid übernehmen, Pfarrerin Heike Rienermann die Bezirke Nieder- und Obersprockhövel. Gemeindepädagogin Steffi Schmidt unterstützt beide in pastoralen und Managementaufgaben.
Er bleibe ja Pfarrer, betont Funda. Und als solcher, so habe er das stets gesehen, sei er „nicht für die Kirche da, sondern für die Menschen“. Und um die Menschen kümmerte er sich mitunter höchst kreativ. Während der Coronazeit etwa bot er die begehbare Osterkirche, den Osterbound (einen digital unterstützten Osterspaziergang für Familien) und die Wanderseelsorge an. Weitere ausgewählte kreative „Erfindungen“: sein Adventskalender mit Heinrich, der Kirchenratte, und eine Nacherzählung der Krippengeschichte mit Gemüse.
„Kinder sind das beste Publikum, so eines bekommt man nirgends sonst“
Die Arbeit mit Kindern war übrigens über Jahre der Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Gemeinde. Kinder, verrät der Hattinger, seien überhaupt „das beste Publikum, so eines bekommt man nirgends sonst“. Und macht dies anhand eines Jungen deutlich, der seinen Eltern nach einem Besuch des Pfarrers im Kindergarten erzählte: „Der Gott mit der Gitarre war wieder da.“
„Wer will“, fragt Funda mit einem Schmunzeln, „auf so etwas schon freiwillig verzichten?“
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