Hattingen. Seit 23 Jahren ist die Hattingerin Marianne Funda in der Notfallseelsorge aktiv. Was sie bei ihren Einsätzen erlebt, was sie Betroffenen rät.

„Jeder Einsatz als Notfallseelsorgerin ist anders“, sagt Marianne Funda. Seit 23 Jahren ist die Pfarrerin in der Notfallseelsorge aktiv. Solange gibt es ein Notfallseelsorgeteam für Hattingen und Sprockhövel im Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten. Pfarrer, Pfarrerinnen und Ehrenamtliche stehen bei rund 30 Einsätzen pro Jahr Angehörigen plötzlich Verstorbener und in akuten Krisensituationen bei. Angefordert wird die Notfallseelsorge dabei vom Rettungsdienst oder der Einsatzleitung über die Kreisleitstelle.

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Die meisten Einsätze gibt es dabei im häuslichen Umfeld, sagt Marianne Funda. Plötzliche Tode infolge eines Herzinfarktes etwa kämen schließlich viel häufiger vor als schwere Verkehrsunfälle mit Angehörigen vor Ort, andere Katastrophen mit lebensbedrohlichem oder gar tödlichem Ausgang oder auch Situationen, in denen Angehörige zu Hause über den Suizid oder Unfalltod eines Familienmitgliedes informiert werden müssen.

Sie muss die Betroffenen emotional stabilisieren

Die Aufgabe der 65-Jährigen ist bei allen Notfall-Einsätzen dabei stets dieselbe: „Ich muss versuchen, die Betroffenen emotional zu stabilisieren, indem ich ein Stück Sicherheit in der chaotischen Situation repräsentiere.“ Sehr unterschiedlich reagierten Menschen dabei auf plötzliche Tode von Angehörigen oder in sonstigen Akutkrisen. „Manche schreien, andere weinen, wieder andere verstummen oder geben sich ganz cool.“ Sie sei für diese Menschen dann „einfach nur da“. Mitunter sage sie gar nichts, vor allem aber signalisiere sie Betroffenen, dass sie „völlig okay“ reagierten auf das Geschehene. „Eine Notfall-Krisensituation ist ja schließlich so unnormal und außergewöhnlich, dass jede noch so ungewöhnliche Reaktion darauf ,normal’ ist.“

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Sätze, die Betroffenen helfen können in solchen Lebensmomenten wie es für die meisten überhaupt gut ist, wenn sie in den ersten Stunden einer Akutkrise nicht allein sind. Zwei bis drei Stunden verweilt Marianne Funda dabei in der Regel bei Betroffenen. „Wenn jemand nicht allein sein will, bleibe ich gegebenenfalls aber auch länger, bis etwa ein Freund eingetroffen ist.“

Eine notfallseelsorgerische Betreuung ist „sehr hilfreich“

Für die meisten Menschen in einer Akutsituation sei eine notfallseelsorgerische Betreuung „sehr hilfreich“, betont die Pfarrerin. „Sie reduziert die Wahrscheinlichkeit, nach einem traumatischen Erlebnis eine posttraumatische Belastungsstörung zu bekommen, deutlich.“

Zwar könnten Betroffene einige Zeit danach emotional noch stark auf das Geschehene reagieren – mit Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, unkontrollierbaren Erinnerungen. Doch wenn diese Symptome länger andauerten,, so Marianne Funda, „ist es angeraten, sich professionelle Hilfe beim Arzt oder Psychologen zu holen“.

Wer nach einem traumatischen Erlebnis Symptome bei sich oder Angehörigen feststellt, sollte sich an die Kreisleitstelle wenden: 112. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Notfallsorge hat, kann sich direkt an die Leitung dieser wenden. Kontakt: 02302/ 984 35 11.