Gladbeck. Der 19-jährige Nico Hanisch aus Gladbeck ist Jungwähler. Vor der Bundestagswahl erzählt er, worum er sich besonders sorgt.

In seiner Generation beobachtet Nico Hanisch eine große politische Spaltung. Der 19-jährige Gladbecker ist Schüler der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule – und Jungwähler. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar darf er das zweite Mal in seinem Leben seine Stimme bei einer Wahl abgeben. Und das will er auf jeden Fall tun. Denn der junge Mann macht sich Sorgen um seine Zukunft.

Seine Generation spalte sich in zwei Lager, auf der einen Seite diejenigen, die in Richtung Linke und Grüne tendieren, auf der anderen Seite diejenigen, die sich den Sichtweisen der AfD anschließen, so seine Beobachtung. „Diese extreme Spaltung habe ich zuvor noch nicht bemerkt.“ Und von wegen unpolitische Generation: Die Überzeugungen der eigenen Sichtweisen gehen so weit, dass Freundschaften zerbrechen. „In meinem Freundeskreis war das Migrations-Thema ein ständiger Streitpunkt“, berichtet der 19-Jährige. Jetzt sind Kontakte innerhalb der Gruppe beendet worden. „Beide Seiten haben nichts Erhaltenswertes mehr in der Freundschaft gesehen.“

Die Bundestagswahl ist bei Jugendlichen gerade ein großes Thema

Unter Jugendlichen sei die Bundestagswahl aktuell ein großes Thema. „Viele machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Ich auch.“ Denn es gebe viele Unsicherheiten. Seien es die politischen Auseinandersetzungen, die zum Teil in Kriege ausgeartet sind, oder auch das Klima und die wirtschaftliche Lage.

„Viele machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Ich auch“

Nico Hanisch
Jungwähler

Das Klimathema liegt dem 19-Jährigen wie vielen in seiner Generation sehr am Herzen. Zuletzt seien Klimaversprechen nicht eingelöst worden. „Dafür wird es jetzt Zeit.“ Die bisherigen Regierungen seien sehr konservativ gewesen, die Ampel habe zwar schon einiges in die Wege geleitet, aber: „Aufgrund der vielen internen Streitigkeiten gab es erschwerte Bedingungen. Es wäre mehr möglich gewesen.“ Beim Thema Klima sei eine Brandlinie bereits übersprungen. Daher gelte es nun, in vernünftige Alternativen zu investieren. Dazu zähle der Ausbau von Windkraft und Wasserkraft. „Und zwar so, dass es für Verbraucher bezahlbar bleibt“, so der junge Mann, der sich selbst als politisch interessiert bezeichnet.

Klima und Wirtschaft: Diese Themen bereiten dem jungen Gladbecker Sorgen

Er selbst versuche, klimafreundlich zu leben. Fleisch beziehe er aus „vernünftigen Quellen“, Mülltrennung sei für ihn eine Selbstverständlichkeit und mit dem Auto sei er nur sehr selten unterwegs. Selbst habe er gar keinen Führerschein. „Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs.“

Als zweites großes Thema, das ihm Sorgen bereitet, bezeichnet Nico Hanisch die wirtschaftliche Lage. „Die meisten Menschen werden einkommensschwächer.“ Die Stabilisation der innerdeutschen Wirtschaft, und damit verbunden eine bessere Lebensqualität für die Menschen, gelte es wieder herzustellen.

Jungwähler: „Viele sehen in Lösungsvorschlägen der AfD Hoffnung“

Viele, auch in seiner Altersklasse, würden in den Lösungsvorschlägen der AfD Hoffnung sehen. „In meinem schulischen Umfeld gibt es einige Leute, die von der AfD sehr überzeugt sind“, so der junge Mann, der kurz vor dem Abitur steht. Ihnen gefalle etwa die von der AfD angestrebte Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen. „Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Haus und Familie. Das gefällt vielen. Sowohl Männern als auch Frauen“, so seine Beobachtung.

Gespräch mit Jungwähler Nico Hanisch in der WAZ Redaktion in Gladbeck
Jungwähler Nico Hanisch beim Gespräch in der Lokalredaktion in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Er geht davon aus, dass die AfD Teil der kommenden Regierung sein wird. Auch wenn bisher alle Parteien ausschließen, mit ihr zu koalieren: „Es müssen ja Mehrheiten entstehen.“ Die AfD sehe er vor allem als Gefahr für die Demokratie. Auch wenn sie wirtschaftlich einige gute Ideen habe: Es sei nicht vertretbar, die AfD zu wählen. Ebenfalls für den Klimaschutz sei die Partei eine Bedrohung. Bisher Erreichtes könnte von der AfD rückgängig gemacht werden, so seine Befürchtung.

„Viele wollen Jungwähler für sich gewinnen“

Fühlt er sich als junger Mensch von der Politik ausreichend wahrgenommen und beachtet? Bei dieser Wahl merke er es bisher, dass auf Themen seiner Generation eingegangen werde. „Viele wollen Jungwähler für sich gewinnen.“ Er sei aber gespannt, wie nach der Wahl tatsächlich auf die Jugend eingegangen werde.

Von einem Bundestagsabgeordneten würde er erwarten, dass er die Menschen repräsentiert. Und Dinge, die er verspricht, auch umsetzt. Probleme offen anzusprechen, gehöre auch dazu. In Gladbeck beobachte der Schultendorfer etwa Drogenprobleme. „Auf Schultoiletten werden Drogen verkauft, auch auf offener Straße, etwa am Marktplatz und am Goetheplatz.“ Er selbst habe solche Geschäfte bereits beobachtet. Auch die Innenstadt sei heruntergekommen, Läden hielten sich hier kaum. „Gladbeck steht aus wirtschaftlicher Sicht nicht sonderlich gut da.“ Ein MdB sollte diese Themen ansprechen.

Dass er als junger Mensch bei der Bundestagswahl nun auch seine Stimme abgeben kann, und eben auch darüber mitentscheidet, wer ihn künftig repräsentiert, sei auf jeden Fall ein Privileg. Denn so könne er darüber mitbestimmen, wie das Land geführt wird.

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