Gladbeck. Der Feuerwerksverkauf hat begonnen und die ganz eiligen stehen Samstagfrüh schon Schlange. Wofür die Gladbecker Geld ausgeben und wie viel.

Sie tragen Namen wie Pure Energy, Inter Galactic, Boom Box, Donnergrollen, Geisterschreck oder Bull Shark – dahinter verbergen sich Feuerwerksbatterien, die Sascha Göldner und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gladbecker Trinkgut-Markt auf Paletten und in Regale räumen. Seit Samstag darf in Deutschland offiziell Silvester-Feuerwerk verkauft werden und die Nachfrage ist groß.

Böllerverkauf in Gladbeck
Der Andrang bei Lidl an der Buerschen Straße in Gladbeck war enorm, schon um 7 Uhr war der Parkplatz voll. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Schaut man auf den Parkplatz des benachbarten Lidl-Marktes an der Buerschen Straße, so fällt auf: Schon weit vor 7 Uhr ist er voll, die Menschen stehen Schlange vor dem Markt und warten auf Einlass. Um 7 Uhr öffnen sich die Automatiktüren und zielstrebig steuern die frühen Kunden die Regale mit dem Feuerwerk an.

Vor einer Gladbecker Lidl-Filiale bildet sich vor 7 Uhr eine lange Schlange

Bereits um kurz nach 7 Uhr sind die ersten wieder draußen, viele haben Einkaufswagen voll mit Feuerwerk dabei und verstauen den Feuerzauber nun im Kofferraum. Rund 100 Euro habe er ausgegeben, verrät ein Familienvater. Er schwört auf das Discounter-Feuerwerk. Preis-Leistungsmäßig sei es das Beste, so seine Überzeugung. Das könne man gerade auch im Grenzgebiet beobachten, wo auch viele Kunden aus den Niederlanden anreisten, um sich mit dem Silvesterspaß einzudecken.

Böllerverkauf in Gladbeck
Die Feuerwerksregale bei Trinkgut sind am Samstagmorgen vor der Öffnung gut gefüllt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Familie habe im Laden einfach zugegriffen, berichtet der Vater und dass man früh dran sein müsse, weil sonst die guten Sachen schon weg wären. Er deutet auf eine Batterie, 2.99 Euro habe sie gekostet, 15 Schuss feuere sie ab. „Da hat man für wenig Geld viel Tamtam“, freut er sich über den Schnapper.

„Wir kaufen nicht mehr die klassischen Böller, das ist vorbei, es geht um Lichteffekte, darum, etwas am Himmel zu sehen“

Lidl-Kunde

Rund eine Stunde sei man in der Nacht wohl mit dem Feuerwerk beschäftigt, schätzt er mit Blick in den Kofferraum. Wobei er die reine Brenndauer auf 15 bis 20 Minuten schätzt. Aber es brauche ja auch Zeit zum Anzünden und zwischendurch kämen eben auch immer wieder Nachbarn und man sei eben gemeinsam draußen. Überhaupt: Silvester feiere die Familie gemeinsam, die Kinder seien da, da wolle man sich was gönnen. Wobei: „Wir kaufen nicht mehr die klassischen Böller, das ist vorbei, es geht um Lichteffekte, darum, etwas am Himmel zu sehen.“

Diesen Trend hat auch Sascha Göldner in den vergangenen Jahren beobachtet. Die Kunden griffen vermehrt zu Feuerwerksbatterien, wollen ein Feuerwerk für die Familien. Aber auch zum Tischfeuerwerk griffen die Kunden wieder vermehrt, womöglich auch, um mit den Kindern in der Wohnung feiern zu können. „Das Geschäft mit den klassischen Böllern und Chinakrachern geht zurück“, so auch seine Erfahrung. Das sei ja auch durchaus nicht unumstritten, sagt er, gerade mit Blick auf Tierhalter und Tierschützer, die ja aus Tierschutzgründen vielfach einen Verzicht auf die Knallerei forderten.

Verkauf von Feuerwerk ist nur an den letzten drei Tagen des Jahres gestattet

Das Silvestergeschäft will gut geplant sein. Der Verkauf von Pyrotechnik-Artikeln der Kategorie F2, dazu zählt das klassische Silvesterfeuerwerk, ist in Deutschland lediglich an den letzten drei Werktagen eines Jahres gestattet. Doch die Vorbereitungen beginnen schon wesentlich früher. Im Juli habe er die Ware bereits bestellt, berichtet der Gladbecker Kaufmann. Das Wareneingangssystem habe ihm angezeigt, was er im vergangenen Jahr bestellt habe, was er retourniert habe und habe daraus einen Bestellvorschlag entwickelt. Einiges sei auch vorgegeben durch die einheitliche Trinkgut-Werbung. Drumherum könne man eben selbst noch schauen, welche Produkte man vielleicht ausprobieren wolle.

Böllerverkauf in Gladbeck
Die klassischen Raketen sind nach wie vor gefragt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Kurz vor dem Verkaufsstart erfolge dann die Lieferung, die Lagerung muss dann sicher erfolgen, es gibt Obergrenzen, über die darf er nicht hinausgehen. Mitarbeiter müssen für den Umgang mit dem explosiven Material geschult sein, außerdem muss der Feuerlöscher griffbereit direkt dort stehen, wo das Feuerwerk zum Verkauf aufgebaut ist.

Die Bezirksregierung Münster kontrolliert den Feuerwerksverkauf

Diese Vorschriften werden überwacht, zuständig dafür ist in Gladbeck die Bezirksregierung Münster. Die hat im Vorfeld angekündigt, dass man auch in diesem Jahr wieder mit acht Teams im Rahmen umfangreicher Kontrollen überprüfe, ob alle Bestimmungen eingehalten werden. „Dabei werden auch die Brandschutzmaßnahmen, Flucht- und Rettungswege und die sachgemäße Aufbewahrung unter die Lupe genommen“, so die Ankündigung.

Preislich könne er mit den benachbarten Discountern durchaus mithalten, sagt Göldner selbstbewusst. Aber von der Menge her habe er natürlich nur einen Bruchteil. Bei ihm werde das Feuerwerk hauptsächlich mit den Getränken zusammengekauft. „Oft ist es klassisch so, dass der Vater gemeinsam mit den Kindern die Getränke für Silvester besorgt und dann auch noch Feuerwerk mitnimmt.“ Im Schnitt geben seine Kunden dafür 30 Euro und mehr aus.

181 Schuss mit 1,4 Kilogramm Schwarzpulver für mehr als 100 Euro

Denn bei den Preisen gibt es nach oben tendenziell erst einmal keine Grenzen. Göldner bietet auch Feuerwerksbatterien für mehr als 100 Euro das Stück an. Dafür gibt es dann beispielsweise die Yakuza Showtime. In dieser großen Kiste, denn tatsächlich ist es erst einmal ein Karton, stecken dann 1,4 Kilogramm Schwarzpulver und mit einem Mal Anzünden schießen 181 Schuss nacheinander in die Silvesternacht, nach 54 Sekunden ist der Spaß vorbei. Das muss es einem wert sein. Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Leute kaufen es.

Als Göldner seinen Laden um 8 Uhr öffnet, stehen auch bei ihm die ersten Kunden schon vor der Tür und gehen mit schnellen Schritten in die Ecke, in der das Feuerwerk aufgebaut ist. Zielstrebig schnappt sich der erste Kunde einige Pakete mit klassischen Raketen. Auch die sind eben immer noch gefragt.

Nebenan beim Discounter tun sich dagegen eine Stunde nach Öffnung schon erste Lücken im Sortiment auf. Zwar schleppen die Mitarbeiterinnen aus dem Lager immer wieder Nachschub heran, doch alle Lücken scheinen sie nicht mehr füllen zu können. Dabei geht der Verband der pyrotechnischen Industrie davon aus, dass das Angebot im Handel in diesem Jahr um rund 15 Prozent gestiegen ist. Beobachtet man den Andrang an diesem frostig-kalten Samstagmorgen, hat man – zumindest bei der kurzen Momentaufnahme – nicht den Eindruck, dass davon viel übrig bleiben wird.

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