Gladbeck. Die Pfarrei St. Lamberti sucht weiter nach Verwendungen für Gladbecker Kirchen. Eine wird schon seit einiger Zeit zum Verkauf angeboten.
Die Pfarrei St. Lamberti in Gladbeck will die Braucker Kirche St. Marien verkaufen. Schon seit längerer Zeit ist ein solches Immobilienangebot auf der Internetseite des Bistums zu finden. Dort wird das Gelände zum Kauf angeboten. Wörtlich heißt es: „Das Eigentum am ca. 12.800 m2 großen Grundstück mit dem sich darauf befindlichen Kirchengebäude, dem Pfarrhaus, dem Gemeindeheim, den zwei Mietshäusern, dem Schwesternhaus, dem Mädchenheim und der Kindertageseinrichtung (Familienzentrum) steht zur Veräußerung.“
Gleichzeitig macht Norbert Dahlmann, der verantwortliche Projektentwickler der Pfarrei, deutlich, dass man in Gladbeck nichts überstürzen werde. Konkret auf St. Marien bezogen spricht er davon, dass es zwar immer wieder Gespräche gebe, es aber immer noch erst einmal um den Austausch von Ideen gehe. Konkrete Verhandlungen habe es bisher nicht gegeben.
Gladbecker Pfarrei macht konkrete Vorgaben für das Gelände
Aus dem Exposé geht auch hervor, dass die Pfarrei konkrete Vorstellungen für das Gelände hat, die ein Investor in seinen Plänen berücksichtigen müsste. So soll in Brauck ein sakraler Raum für 50 bis 150 Personen erhalten bleiben. Gleiches gilt für die Kita. Der Standort soll fortbestehen, doch der Pfarrei schwebt ein Neubau vor. Auch Wohnraum für die dort lebenden Ordensgemeinschaften müsste ein Investor schaffen.
Der Pfarrei schwebt vor, gemeinsam mit dem Investor an dieser Stelle „eine soziale Struktur für zukünftiges Wohnen und Leben im Quartier zu entwickeln“. So seien barrierefreies oder betreutes Wohnen an dem Standort denkbar, auch Demenz-WG, Mehrgenerationen-Wohnen, Arzt- und Physiopraxen sowie Seniorenbüro und Internationales Mädchenzentrum, letztere gibt es beide dort bereits: All das seien Nutzungen, die die Pfarrei sich vorstellen kann.
Braucker Kirche steht nicht unter Denkmalschutz
Doch was bedeutet das für den eigentlichen Kirchenbau? Anders als viele andere Gladbecker Kirchen ist St. Marien nicht denkmalgeschützt. Darauf weist die Pfarrei selbst hin. Sogar ein Abriss und eine vollständige Neuplanung des Areals seien theoretisch möglich. Gleiches gelte für eine teilweise oder vollständige Umnutzung des Gebäudes. Aber: „Aus Sicht der Kirchengemeinde und der Stadt ist der Erhalt der Kirchtürme und die stadtbildprägende Frontansicht erstrebenswert und in die zukünftige Nutzung zu integrieren.“
Das sind viele Vorgaben und Wünsche. Einen Investor zu finden, der all das erfüllt, ist sicherlich nicht einfach. Aber man habe keinen Zeitplan, keine Deadline, zu der ein Verkauf abgeschlossen sein muss, macht Dahlmann deutlich. Das bedeutet eben auch, dass man warten und eben tatsächlich auf Grundlage der vorgelegten Konzepte eine Entscheidung treffen könne.
Kirchen werden erst aufgegeben, wenn es tatsächlich ein Konzept gibt
Die Pfarrei habe bewusst diesen Weg gewählt, sagt Dahlmann mit Blick auf andere Städte, in denen teils anders vorgegangen worden sei. So sei etwa in Scholven die Kirche aufgegeben worden, ohne dass es ein Konzept zu einer neuen Nutzung dort gebe. Die Folge: Solche Gebäude und Gelände würden verkommen. In Scholven klagten Anwohner zuletzt über Fäkalien, Drogen und Scherben auf dem Gelände. In Gladbeck dagegen würden alle Standorte so lange weiter genutzt, unterhalten und gepflegt, bis eine neue Nutzung gewiss sei.
Klar ist aber auch: Neben St. Marien sollen auch Herz Jesu in Zweckel und Heilig Kreuz in Butendorf anderweitig genutzt werden. In Zweckel gibt es die Idee, die Kita in den Kirchenbau zu integrieren. Aber auch dort gebe es bisher noch keine konkreten Verhandlungen. Man sei im Austausch mit Interessenten, doch es sei eben nichts fest. Am Ende gelte für alle Standorte: „Hoffentlich kommen da gute Lösungen“, so Dahlmann zu den Inhalten und Intentionen der Gespräche. Das gelte im Übrigen auch für die Heilig-Kreuz-Kirche in Butendorf. Auch dafür gebe es noch keine konkreten Entscheidungen.
Weiter ist man da wohl schon beim Standort St. Franziskus in Rentfort-Nord. Auch hier plant die Pfarrei einen Verkauf, angedacht ist hier eine Wohnbebauung sowie ebenfalls der Neubau der Kita. Bereits im Juni erklärte Pfarrei-Sprecherin Lena Gerbig, dass die Kirche darüber mit Investoren verhandele.
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Unabhängig von der Situation in Gladbeck hat sich auch die Bank im Bistum Essen (BIB) in Stellung gebracht. Dort geht man davon aus, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Immobilien aus dem kirchlichen Bestand auf den Markt kommen werden. Aus dem Grund kündigte die Bistumsbank gegenüber dieser Zeitung an, verstärkt Immobilienprojekte im kirchlich-karitativen Raum umsetzen. Dazu schaffe man derzeit eine Immobilienplattform, so die BIB. Dort schätzt man, dass bis zum Jahr 2060 rund 40.000 Immobilien aus dem kirchlichen Umfeld zum Verkauf stehen könnten. Nicht nur Gotteshäuser, sondern auch Zweckbauten oder Wohnimmobilien, die bisher in kirchlichem Besitz seien.
Von zwei Kirchen in der Stadt hat sich die Pfarrei bereits getrennt. Die Kirche St. Elisabeth in Ellinghorst haben die Grubenhelden bereits 2019 übernommen. St. Johannes in Gladbeck-Ost wurde inzwischen abgerissen. Die Caritas baut dort Wohnraum für Menschen mit Behinderung. In einem zweiten Gebäude wird eine Tagesbetreuung einziehen.
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