Gladbeck. Die Grubenhelden aus Gladbeck haben die Elisabeth Kirche gekauft. Das Gebäude sieht wie ein Bergbaustollen aus. Es soll Lager werden. Zuerst.
Start-up-Unternehmen lassen sich ja eigentlich gern in modernisierten Industriebauten nieder. Nicht so die Grubenhelden. Die zieht es in eine Kirche, die innen aussieht wie ein Bergbaustollen. Gerüchte gab’s schon länger, nun ist es offiziell: Matthias Bohm, Chef des Modelabels Grubenhelden, hat der Propsteipfarrei St. Lamberti die ehemalige St. Elisabeth-Kirche in Ellinghorst abgekauft.
Auch das Bistum Essen hat mit den Grubenhelden und der Propsteipfarrei am Verhandlungstisch gesessen
Der Vertrag ist unter Dach und Fach. Jetzt gehen die beiden neuen Partner mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit.
Gut neun Monate haben die Verhandlungen gedauert, in die auch das Bistum Essen involviert war. Da die katholische Kirche, die 2010 aufgegeben wurde, unter Denkmalschutz steht, mussten viele Details beachtet werden. „Matthias Bohm ist uns ein guter Nachbar“, betont Propst André Müller. Worauf er sich bezieht: Der „Freiraum“-Store des Modelabels mit dem intensiven Bezug zum Bergbau liegt gleich gegenüber der Kirche. „Jeden Morgen beim Aufstehen schau ich auf die Kirche“, sagt Matthias Bohm. Und als der Platz in den Räumen oberhalb seines Verkaufstores immer knapper wurde, weil das junge Unternehmen so schnell gewachsen war, kam die Idee auf, die aufgegebene Kirche nutzen zu wollen, die ja ebenfalls einen Bezug zum Bergbau hat.
Es war dann die städtische Wirtschaftsförderung, die Kirche und Start-up an einen Tisch gebracht hat. Bohm will die Kirche als Logistik- und Lagerstätte nutzen. In einem ersten Schritt, wie er betont.
Auch interessant
Dahinter steht auch das Ansinnen, die Produktion der Grubenhelden-Kollektion komplett nach Deutschland zu holen. Ausbilden will Bohm zudem auch: Im nächsten Jahr beginnt ein Auszubildender eine Schneiderlehre bei den Grubenhelden. Dass der 36-Jährige aber noch weitergehende Pläne mit seiner neuen Immobilie hat, klingt schon durch. Verraten will er aber noch nichts.
Das Gemeindeheim bleibt fürs Gemeindeleben in Ellinghorst erhalten
„Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden mit dieser Lösung“, sagt auch Elisabeth Kolberg vom Kirchenvorstand. Bohm hat zwar auch das Gemeindeheim neben der Kirche gekauft, er hat der Gemeinde aber ein Nutzungsrecht für das Nebengebäude bis zum Jahr 2030 eingeräumt. So kann das Gemeindeleben in Ellinghorst weitergehen.
Das wird vor allem auch den großen Pfadfinderstamm von St. Elisabeth freuen. Es waren nämlich auch die Pfadfinder, die sich vor neun Jahren vehement für den Erhalt der Kirche eingesetzt haben. „Für mich ist das doch toll, wenn weiter Leben in der Bude ist“, sagt Bohm. Und auch er freut sich da besonders auf die Pfadfinder.
Im Entwicklungskonzept von 2015, erläutert André Müller, war das Gemeindeheim in Ellinghorst als sogenannter A-Standort bis zum Jahr 2030 klassifiziert. Das bedeutet konkret: „Die Instandhaltungsrücklagen, die gebildet wurden, werden auch nach dem Verkauf von der Pfarrei in das Nebengebäude investiert, um das Gemeindeleben zu ermöglichen.“
Die „französische Lösung“ für die Kirche in Ellinghorst, sie also einfach verfallen zu lassen, habe man nie gewollt, betont Propst Müller außerdem.
Auch interessant
Dass nun das junge Gladbecker Unternehmen das Gebäude nutzen wird, sei definitiv eine gute Nachfolgelösung für die denkmalgeschützte ehemalige Kirche und habe zudem auch noch einen positiven Effekt für den gesamten Stadtteil. Als vor zehn Jahren die Schließung von St. Elisabeth beschlossen und verkündet wurde, so Müller, sei das mit ganz viel Trauer und auch Protest in der Gemeinde verbunden gewesen. „Daraus haben wir gelernt“, gibt der Propst unumwunden zu. Und er verspricht: „Das müssen wir künftig besser machen.“