Gelsenkirchen-Scholven. Auf dem Gelände einer ehemaligen Kirche in Gelsenkirchen-Scholven soll eigentlich gebaut werden. Doch zurzeit klagen die Anwohner über Müll.
Noch vor wenigen Jahren wurde hier sonntags die Heilige Messe gefeiert, heirateten Paare, wurden Kinder getauft. Der Kontrast zu heute könnte kaum größer sein. Die ehemalige katholische Kirche St. Josef in Gelsenkirchen-Scholven macht einen verwahrlosten Eindruck – inzwischen sorgen sich Anwohner sogar schon um die Sicherheit. Jetzt hat sich sie SPD-Fraktion zu dem Thema zu Wort gemeldet.
2017 hatte die Pfarrgemeinde St. Urbanus beschlossen, Kirche und Gemeindezentrum an der Buddestraße aufzugeben, 2018 wurde die Kirche geschlossen. Ursprünglich sollten an der Stelle Seniorenwohnungen und eine Pflegeeinrichtung entstehen. 2022 kam es dann aber zu einer Planänderung: Die Wohnungsbaugesellschaft Deutsche Reihenhaus kaufte das rund 7300 Quadratmeter große Gelände, statt Seniorenwohnungen sollen dort jetzt 20 Einfamilienhäuser sowie ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten entstehen, außerdem eine vier- bis fünfzügige Kindertagesstätte. Im Mai 2023 hatte ein Vertreter der Wohnungsbaugesellschaft noch die Pläne den Abgeordneten der Bezirksvertretung Nord vorgestellt.
Darüber beschweren sich die Anwohner in Gelsenkirchen-Scholven
Doch das, was die Scholvener SPD-Politiker zuletzt dort beobachtet haben, klingt so gar nicht nach Familien-Idylle. „Bei einem Bürgergespräch ist uns von Anwohnern berichtet worden, dass sich mittlerweile nachts Obdachlose im Gebäudeinneren der ehemaligen Kirche aufhalten sollen und darüber hinaus auch offenbar Fäkalien im leerstehenden Gebäude herumliegen“, zählt Jürgen Köpsell, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung Nord, auf. „Neben vermehrtem Diebstahl von Kupferleitungen und Regenrinnen des Gebäudes seien auch erneut einige Fenster und Türen des ehemaligen Kirchengebäudes eingeschlagen worden.“
Ohnehin habe die alte Kirche in den vergangenen Jahren immer wieder Kriminelle angezogen. „Im Februar 2020 stahlen Einbrecher den Deckel des Taufbeckens“, erinnert sich Köpsell. Anfang 2021 sei das Bronzerelief eines Kreuzweges gestohlen, worden, im November 2022 sogar eine Wandlungsglocke. „Im April 2023 brannte zweimal kurz nacheinander das ehemalige Pfarrgemeindehaus der Gemeinde“, so Köpsell weiter, außerdem hätten bislang unbekannte Täter die leerstehende Kirche mit Graffitis besprüht. Nach Angaben der Polizei Gelsenkirchen entstand dabei ein Sachschaden in dreistelliger Höhe.
Drogen-Utensilien und Scherben stellen Gefahr für Kinder dar
Die Anwohner hätten ihm auch geschildert, dass sich in letzter Zeit oftmals spielende Kinder im Gebäudeinneren aufhalten würden, die offenbar durch offenstehende Eingangstüren des ehemaligen Jugendheims der Kirche in das angrenzende Kirchengebäude gelangt seien. Dort seien auch herumliegende Drogen-Utensilien gefunden worden. „Daneben stellen auch die eingeschlagenen Scheiben des Gebäudes gerade für Kinder ein hohes Verletzungsrisiko dar“, fasst Köpsell zusammen.
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„Wir fordern jetzt ein schnelles Handeln der Besitzer des Gebäudes einhergehend mit umfassenden Sicherungsmaßnahmen an den Türen und Fenstern des Gebäudes, um das offensichtliche Gefahrenpotenzial gerade für Kinder und Jugendliche nun schnellstmöglich zu beenden“, so Köpsell – der zugleich darauf hofft, dass nun schnell mit der Bebauung begonnen werden kann.
Das sagt die Deutsche Reihenhaus zu dem Problem
Da wird er sich allerdings noch ein wenig gedulden müssen: Wie Achim Behn, Sprecher der Deutsche Reihenhaus AG mitteilte, habe es Verzögerungen beim Genehmigungsverfahren gegeben. „Nach dem jetzigen Stand der Dinge könnten wir den Satzungsbeschluss Mitte des kommenden Jahres erhalten“, so Behn. „Sobald die Baugenehmigung vorliegt, wollen wir auch anfangen.“
Die Sorgen der Politik und auch die der Anwohnerinnen und Anwohner könne man nachvollziehen. „Diesen Vandalismus verurteilen wir deutlich“, so Behn. Man habe aber auch schon Maßnahmen ergriffen: „Nachdem wir im Sommer vergangenen Jahres von Seiten der SPD auf die Umstände hingewiesen worden sind, haben wir das Gelände stärker gesichert“, so Behn. Offene Fenster seien mit Holz verschlossen, Türen mit schweren Metallketten gesichert worden. „Zudem haben wir mit Schildern darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Gelände um eine Baustelle handelt und der Zutritt verboten ist.“ Darüber hinaus führten Mitarbeiter regelmäßig Kontrollen durch und reagieren auf die Schäden. Behn kündigte an, noch in dieser Woche die Situation vor Ort überprüfen zu wollen.