Gladbeck. Svenja Glathe setzt in Gladbeck Mode-Trends: Zum Schuhgeschäft Große-Kreul gehört auch eine trendige Boutique. Wie es dazu gekommen ist.
Mit Lederjacken hat alles angefangen. Damals, vor nicht ganz 20 Jahren. Dann kamen Jeans hinzu. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht einmal eine Umkleidekabine. Das war bei den Jacken nicht schlimm, und hat dann auch bei den Hosen irgendwie geklappt“, erinnert sich Svenja Glathe und lacht. Und heute? Ist Große-Kreul an der Goethestraße in Gladbecks Innenstadt sowohl Schuhgeschäft als auch Boutique. Und Umkleidekabinen gibt‘s natürlich auch schon lange.
Ein klassisches Schuhgeschäft ist Große-Kreul in Gladbeck schon lange nicht mehr
Ganz genau, sagt Svenja Glathe, betrage der Textilanteil am Laden mittlerweile 45 Prozent. Vom klassischen Schuhgeschäft, das das Gladbecker Familienunternehmen einmal war, hat sich der Laden also mit großen Schritten entfernt. In den Regalen und auf den Dekotischen gehen Schuhe, Pullis und Schals ein modisches Miteinander ein. An Kleiderstangen hängen ebenfalls Sachen, mit denen Frau bestens durch die kalte Jahreszeit kommt. Auf dem Tisch mit den Jeanshosen, ja, die gibt es natürlich immer noch, sind aktuell passend kleine Taschen in Denim-Design ausgestellt. Alle Sachen sind sportlich, aber schick – und sie tragen ganz eindeutig die Handschrift von Svenja Glathe.
Als die gebürtige Kirchhellenerin 2006 ins Geschäft eingestiegen ist, da haben, erzählt sie, Ehemann Jens-Große Kreul und ihr Schwiegervater sie „einfach machen lassen“. „Gut, die fehlenden Kabinen waren Thema, aber ansonsten hatte ich wirklich freie Hand.“ Und der Erfolg gibt ihr recht.
Zehn Jahre lang ist Svenja Glathe zwischen Gladbeck und München gependelt
Zehn Jahre lang haben sie und ihr Mann zuvor eine Fernbeziehung geführt. Svenja Glathe hat BWL in München studiert, dann dort im Investmentbanking gearbeitet. „Aber natürlich stand von Anfang an fest, dass mein Mann mit seinen geschäftlichen Wurzeln in Gladbeck nicht nach München ziehen wird.“ Und so nahm die heute 50-Jährige Abschied von den heiß geliebten Bergen und dem Leben in der Großstadt, um im Ruhrgebiet an der Seite des Lebenspartners neu durchzustarten. „Wir stehen beide für sportlich-schicke Outfits. Das passt, ebenso wie unsere enge Zusammenarbeit“, sagt sie.
„Die Modebranche hat einen ganz anderen Rhythmus als das Schuhgeschäft, sie ist viel dynamischer“
Dass sie mit ihrem Boutiquen-Part den tradierten Schuhladenbetrieb ordentlich durcheinandergewirbelt hat, gibt sie unumwunden zu. „Das Schuhgeschäft folgt im Grunde zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Die Modebranche hat da einen ganz anderen Rhythmus, ist viel dynamischer.“ Die Folge: Alle zwei, drei Wochen räumt und dekoriert Glathe mit ihrem Team um. Nicht nur im Schaufenster wechselt regelmäßig die Optik. Andere Farben, immer andere Kombinationen, neue Accessoires. Die Social Media-Welt, weiß die Geschäftsfrau, hat das Visuelle in den Vordergrund rücken lassen. „Früher haben sich die Leute ihre Sachen selber zusammengestellt, heute sind eher komplette Outfits gefragt, die ins Auge fallen und dann anprobiert werden.“
Wie der stationäre Einzelhandel gegen Onlineshops punkten kann
Für die Geschäftsfrau ist das ein Umstand, mit dem sie punkten kann. Den Onlinehandel zurückdrängen, weiß sie, das wird nicht mehr funktionieren. Aber es gebe eben Dinge, mit denen der stationäre Einzelhandel sich gegenüber der Konkurrenz aus dem Internet behaupten könne. „Das ist auf jeden Fall die persönliche Beratung, neben den optischen Anreizen, die ich immer wieder aufs Neue im Laden bieten kann“, sagt sie.
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Ihre Kundinnen seien „so 35 plus“ und wüssten die Atmosphäre im Laden an der Lambertistraße zu schätzen. Der Mix zwischen Schuhgeschäft und Boutique biete zudem viele Möglichkeiten. „Da kommen Mütter ins Geschäft, die eigentlich nur nach Kinderschuhen schauen wollen, und dann nehmen sie auch noch einen Pulli oder eine Jeans für sich mit.“ Stammkundinnen – von denen hat Svenja Glathe einige – würden zudem auch einfach mal auf einen kleinen Plausch vorbeischauen. Wegen der Atmosphäre eben, die kein Onlineshop so bieten könne.
Kritischer Blick auf Gladbecks Innenstadt
Auf Gladbecks Innenstadt hat die Geschäftsfrau einen durchaus kritischen Blick. Sie sagt aber auch: „Was den Einzelhandel betrifft, läuft hier noch einiges besser als in den Nachbarstädten.“
Blick in die Innenstadt
Die Gladbecker Innenstadt hat ihre Probleme, das ist bekannt. Gleichzeitig gibt es aber auch viele Geschäfte, die hier die Fahne hochhalten und ihren Teil dazu beitragen, dass die City trotz allem nicht tot ist – wie manchmal pauschal behauptet wird.
In loser Folge will die Lokalredaktion deshalb Fachgeschäfte und inhabergeführte Läden aus der Gladbecker Innenstadt vorstellen und die Geschäftsleute zu Wort kommen lassen.
In Castrop-Rauxel beispielsweise habe die Innenstadt aktuell ein großes Problem mit Leerständen. Das hat nun auch die Große-Kreuls dazu bewogen, ihren Laden dort zum Ende des Jahres aufzugeben. „Um unseren Standort herum sind in letzter Zeit immer mehr Läden geschlossen worden. Jetzt läuft unser Mietvertrag dort aus, ein guter Zeitpunkt, um in Castrop-Rauxel die Reißleine zu ziehen.“ Svenja Glathe bedauert diesen Schritt zwar, sieht ihn aber auch als alternativlos an.
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Gladbeck schlage sich auf jeden Fall, was den Einzelhandel betrifft, noch weitaus besser. Mit Sorge schaut Glathe allerdings auf die jüngste Entwicklung an der Lambertistraße. Und: Dass Andrea Kronenberg ihr Modegeschäft an der Hochstraße im Sommer 2023 geschlossen hat, bedauert sie nach wie vor. „Der Laden war großartig, solche Mitbewerber brauchen wir.“
Kritisch sieht die Geschäftsfrau den Gladbecker Wochenmarkt: „Er ist wenig attraktiv, vor allem, was die Stände angeht, die sich durch die Horster Straße ziehen. Da müsste dringend an der Attraktivität gearbeitet werden!“ Dass es in Gladbeck seit einiger Zeit mit Katja Krischel eine Citymanagerin gibt, sei ein positiver Ansatz. „Die Innenstadt braucht Kümmerer!“
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