Gladbeck. Ein Stadtteil feiert seine neue Nahversorgung: Am Eröffnungstag der Läden im Zentrum an der Schwechater Straße war der Andrang einfach riesig.
Rentfort-Nord – ein Stadtteil im Ausnahmenzustand! Donnerstag stand die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums „GZ Nord“ an der Schwechater Straße an. Ganz unspektakulär, ohne große Worte und Musik. So ein offizieller Rahmen war den meisten Menschen im Stadtteil aber vielleicht auch gar nicht so wichtig. Sie wollten einfach nur schauen, was das Einkaufszentrum zu bieten hat – und dann endlich auch das neue Shoppingerlebnis hautnah auf sich wirken lassen. Ganz ohne lange Fahrerei mit dem Auto oder dem Bus in die Stadt. Dementsprechend rummelig ging‘s zu am ersten Tag am und im „GZ Nord“.
Das sagen die Menschen im Stadtteil zu ihrem neuen Nahversorgungszentrum
Eigentlich hatten Marlies und Dieter Jakobi an diesem Donnerstag schon jede Menge zu erledigen. Aber ein Einkauf im neuen Supermarkt, ein Blick in die anderen Geschäfte im „GZ Nord“, das wollte sich das Ehepaar auf keinen Fall entgehen lassen. „Es ist kaum zu glauben, wie lange wir hier im Stadtteil darauf warten mussten. Sie können sich nicht vorstellen, wie groß unsere Freude ist“, sagt die Seniorin und lacht. Ehemann Dieter weiß auch schon ganz genau, was in Zukunft da auf ihn zukommt. „Wenn beim Einkaufen mal etwas vergessen wird, darf ich jetzt immer über die Straße laufen und es besorgen“, sagt der rüstige Rentner. Aber irgendwie scheint die Aussicht ihn zu freuen.
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Das Ehepaar ist zwar noch mobil, aber die Dinge des täglichen Bedarfs ab sofort direkt vor der Haustür shoppen zu können, das wissen sie schon sehr zu schätzen. „Außerdem, wie viele ältere Leute gibt es hier in Rentfort-Nord, die kein Auto mehr fahren. Für die ist das jetzt hier einfach wunderbar!“
Der Rummel am Eröffnungstag vom Einkaufszentrum „GZ Nord“ in Gladbeck war riesig
Und das neue Zentrum hat einen weiteren Vorteil, den das Ehepaar auch sofort für sich entdeckt hat. Hier trifft man nämlich auch Bekannte, Nachbarn, kann einen kleinen Plausch halten.
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Vielleicht nicht gerade am Eröffnungstag, dazu war der Rummel dann doch etwas zu groß. Zu viele neugierige Menschen schoben sich dicht an dicht vorbei an den Läden, schauten sich in den Geschäften um. Und auf dem Parkplatz des Zentrums war schon um kurz nach 10 Uhr kein einziger freier Parkplatz mehr zu ergattern. Von der riesigen Baustelle im Stadtteil hat sich, so wie es aussieht, niemand abschrecken lassen.
Dementsprechend gut gelaunt zeigte sich auch das Team im neuen Rewe-Markt. „Es läuft richtig gut, und wir sind auch pünktlich zur Eröffnung mit allen Arbeiten fertig geworden“, sagt Betreiber Max Beckmann und schaut zufrieden auf den Trubel um ihn herum. Und auch am Eisstand der Zweckeler „Kugel Bude“, die ihren festen Standort im Eingang des Supermarktes hat, gibt‘s viel zu tun, trotz des durch und durch herbstlichen Wetters. „Aber Eis geht doch immer“, sagt Eiscafé-Betreiber Chavez Perrech und reicht einer Kundin einen Becher mit zwei Kugeln dunkler Schokolade an.
Runder Tisch Rentfort-Nord erinnert an die „schwierigste Schrottimmobilie Deutschland“
Die Kümmerer im Stadtteil, das sind die Mitglieder vom Runden Tisch Rentfort-Nord, die natürlich ebenfalls gebannt auf den Eröffnungstag vom „GZ Nord“ hingefiebert haben. Zeit bleibt aber auch, um nochmal einen kurzen Blick zurückzuwerfen auf die bewegte Geschichte des Stadtteils.
„Vor über 15 Jahren haben wir uns am Runden Tisch auf den Weg gemacht, unsere ‚Problemimmobilie‘ niederzulegen und den Platz für ein neues Nahversorgungszentrum in Rentfort-Nord freizumachen“, schreibt Claudia Braczko stellvertretend für alle Mitglieder in einer Stellungnahme. Im Oktober 2020 habe endlich der Abriss der „schwierigsten Schrottimmobilie Deutschlands“ starten können. Ein Jahr darauf habe man in Rentfort-Nord dann eine große Abrissparty gefeiert.
Claudia Braczko: „Jetzt entsteht eine neue Mitte im Stadtteil. Es war eine schwierige Zeit, die wir zusammen bewältigt haben, in der wir aber auch viel geschaffen haben: gemeinsame Aktionen des Runden Tisches, die Treffen von Jung und Alt, der Austausch und das Miteinander im Stadtteil. Das wollen wir auch in Zukunft schaffen!“
>> Und noch ein letzter Blick zurück
- Und auch an die Geschichte des Hochhauses Schwechater Straße 38 erinnert der Runde Tisch: Vor über 50 Jahren, im Juli 1971, hatte die Stadt die Baugenehmigung für ein 14-geschossiges Wohnhochhaus mit Geschäftslokalen auf der im Bebauungsplan Nr. 34 dafür ausgewiesenen Fläche in Rentfort erteilt, auf der „grünen Wiese“.
- Die einst als hochmodern geltende Immobilie im Gladbecker Neubauviertel Rentfort-Nord wurde 1984 von der GWG als Defizit-Objekt aufgegeben und vom Käufer in Wohnungsteileigentum umgewandelt. Die Wohnungen wurden bald zu Spekulationsobjekten, die Verwahrlosung ließ sich nicht aufhalten und 2006 mussten die Wohnungen geräumt werden.
- Ende 2013 schloss auch der noch vorhandene Supermarkt und damit der wichtigste Nahversorger im Stadtteil – das einstige Zentrum für viele Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil existierte nicht mehr.