Gladbeck. Entlang der Lambertistraße stehen viele Läden leer. Geschäftsinhaber ärgern sich über Immobilienbesitzer und rücksichtslose Familien.
Es wird einsamer auf der Lambertistraße. Mit dem Rückzug von Mein Café gibt es einen weiteren Leerstand an der kleinen Straße, die eigentlich viel Aufenthaltsqualität bietet. Mit Sorge betrachten Mirela Jess vom Café Creme und Friseurin Sandra Beckmann die Entwicklung an dieser Stelle in Gladbecks Mitte. Ihr Eindruck: Die Lambertistraße sei innerhalb der Stadt ein Stiefkind.
So kritisieren sie zum einen das Engagement der Stadtverwaltung an dieser Stelle, aber auch das anderer Institutionen. So habe man etwa auch innerhalb der Werbegemeinschaft lange kämpfen müssen, bis der Blumenschmuck auch hier aufgehängt werde, führt Sandra Beckmann nur ein Beispiel an.
Einige der Leerstände sehen ungepflegt und wenig einladend aus
Dass sich nun ein nächster großer Leerstand entwickelt, für die beiden Geschäftsfrauen ein schlechtes Zeichen. Mirela Jess sorgt sich, ob es denn tatsächlich Interessenten gibt, die hier investieren, gerade zum jetzigen Zeitpunkt, sagt sie mit Blick auf die wirtschaftliche Lage. Das Café Creme laufe gut, man profitiere von den vielen Stammgästen, doch gerade jüngere Menschen seien nur noch selten unterwegs, so ihre Beobachtung.
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Neben Mein Café steht seit einiger Zeit schon die ehemalige Apotheke Dr. Kuhn leer, gleiches gilt für das Ladenlokal daneben. Der groß angekündigte Lieferdienst Eagle Delivery, er ist hier nie eingezogen. Mit viel Vorschusslorbeeren war das Projekt an den Start gegangen. Als grüner Lieferdienst sollte er den Kunden die Einkäufe aus der Stadt nach Hause bringen. Am Ende floppte das Projekt. Jetzt also weiter der Leerstand.
Geschäftsleute appellieren an die Eigentümer der Immobilien
Was auffällt: Wer in die ehemalige Apotheke blickt, der sieht ein Ladenlokal im Rohbau, der Putz ist an vielen Stellen abgeschlagen, es gibt keinen Fußbodenbelag. Im Laden daneben ist augenscheinlich die Schaufensterscheibe gerissen. Mit Styrodurplatten scheint das Glas stabilisiert worden zu sein. In beiden Fällen fragen sich die beiden Nachbarinnen: „Was macht das für einen Eindruck auf potenzielle Interessenten?“
Eindringlich appelliert Sandra Beckmann auch an die Eigentümer der Immobilien, ihren Teil dazu beizutragen, die Straße attraktiv zu halten. Dazu gehöre eben das äußere Erscheinungsbild der Häuser, und vielleicht müsse sich mancher auch von seinen bisherigen Mietvorstellungen verabschieden, weil sie an dieser Stelle schlicht nicht mehr zu erwirtschaften seien.
Kritik: Spielgerät ist für eine Fußgängerzone überdimensioniert
Ein Dorn im Auge ist den beiden Frauen aber auch das große Spielgerät in Form einer Eistüte. Auch Frank Hellmich hatte sich darüber geärgert. „Die Kinder machen häufig so viel Lärm, dass sich unsere Gäste, die draußen saßen, gestört fühlten.“ Ähnliche Rückmeldungen bekommt Mirela Jess ebenfalls von ihren Kunden. Und auch Sandra Beckmann kennt solche Klagen. Nichts gegen Spielmöglichkeiten für Kinder, aber dieses Gerät sei für eine Fußgängerzone überdimensioniert.
Dadurch werde dieser Teil der Innenstadt immer mehr zu einem Spielplatz. Es komme auch regelmäßig vor, dass hier Fußball gespielt werde. Auch Gäste, die draußen ihren Kaffee oder ihr Eis genießen wollen, seien bereits abgeschossen worden. Was die beiden Frauen besonders ärgert: „Es ist diese Rücksichtslosigkeit. Und oft sind die Eltern hier auch unterwegs, ermahnen ihre Kinder aber nicht einmal.“ Dazu beobachten sie eine zunehmende Aggressivität. Dabei seien der Spielplatz am Hallenbad oder auch der Hof der Lambertischule ja nicht weit weg.
Wirtschaftsförderung Gladbeck kann zwischen Interessenten und Eigentümern vermitteln
Sie hätten darüber in einer Sprechstunde auch schon mal mit Bürgermeisterin Bettina Weist gesprochen, sagt Sandra Beckmann. Dort habe man nur erfahren, dass das Fußballspielen in der Fußgängerzone nicht verboten sei. „Doch dass Eltern so gar nicht reagieren, kann ich auch nicht nachvollziehen.“
Bei der städtischen Wirtschaftsförderung hat man die Entwicklung der Lambertistraße im Blick. Allein durch den neuen Leerstand sei die Straße wiederum mehr in den Fokus gerückt, sagt Özcan Zopi, der neue Leiter. Man sehe sich auch hier in der Rolle des Vermittlers. Interessenten, die sich an die Wirtschaftsförderung wenden, leite man weiter, etwa an Frank Hellmich, der einen Nachfolger für das Café sucht, aber auch an die entsprechenden Immobilienbesitzer.
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Doch am Ende, auch das sagt Özcan Zopi klar, seien die es, die sich mit einem Mietinteressenten einigen müssten. Die Eigentümer könnten sich nicht komplett aus der Verantwortung ziehen, mahnt er auch mit Blick auf den Zustand ihrer Immobilien. Gleichzeitig gibt es auch Überlegungen, wie man den Leerstand „attraktiver“ gestalten kann. Klingt zunächst widersprüchlich, doch vielleicht ließe sich mancher Leerstand auch nutzen, um auf Projekte der Stadt aufmerksam zu machen, erläutert Zopi.
Auf diese Weise würden zumindest die dunklen, toten Schaufensterflächen verschwinden. Ein Beispiel haben die Wirtschaftsförderer auch schon parat. So könnte man vielleicht das Projekt Umbau Oberhof den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt noch einmal nahebringen und darüber informieren. Aber auch das funktioniere eben nur gemeinsam mit den Immobilienbesitzern.
Stadt Gladbeck erreicht auch nicht alle Immobilienbesitzer
Aus Erfahrung wissen die Wirtschaftsförderer: Einig Besitzer sind offen für solche Idee, mit denen sei man auch in Kontakt, es gebe aber auch Besitzer, zu denen habe auch die Verwaltung schlicht keinen Kontakt. „Man kann eigentlich sagen, dass es bei Eigentümern aus der Region oder aus Gladbeck einfacher ist, in Kontakt zu kommen. Bei großen Immobiliengesellschaften ist es dagegen oft schwierig.“
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Aber nicht für alles ist die Wirtschaftsförderung direkt zuständig. So berichten die beiden Geschäftsfrauen, dass sie und ihre Kunden sich zum Teil auch unsicher fühlten. Gerade an Abenden, an denen sie lange geöffnet habe, sagt Sandra Beckmann. An Tagen, an denen sie allein im Laden sei, verschließe sie ab 16 Uhr die Tür, Kunden müssten dann anklingeln, erzählt Sandra Beckmann. Sie wünscht sich mehr Präsenz des Ordnungsdienstes hier.
Tatsächlich ist noch in dieser Woche ein weiteres Gespräch zur Sicherheit in der Innenstadt geplant, sagt Anna Langhof von der Pressestelle der Stadt. Da sei dann auch so etwas Thema.
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