Gladbeck. Vom Vandalismus zum Wohlfühl-Ort: Jugendliche des Riesener-Gymnasiums in Gladbeck gestalten ihre Toiletten um. Motto: „Pimp your Klo!“
Wir kennen sie wahrscheinlich alle, diese unappetitlichen, um nicht zu sagen (leicht) siffigen Schulklos. Verdreckt, mit Schmierereien zugekleistert, ramponiert. Das Riesener-Gymnasium in Gladbeck versucht, diesen Zustand zu verbessern. „Pimp your Klo!“, so lautet die Parole, mit dem Ziel einer dauerhaften Aufwertung der sanitären Anlagen.
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Und das war offensichtlich auch dringend notwendig, wenn man Lehrkräften und Jugendlichen so zuhört. Die beiden Achtklässler Merlin Feulner und Jona Illerhaus wissen von Kritzeleien mit „Edding“ auf den Schultoiletten und „Verunreinigungen“, wie es die beiden 13-Jährigen geschönt nennen, zu berichten. Jan Ebert aus der 10c wird deutlicher. „Gestunken hat‘s“, sagt der 15-Jährige, „es war richtig dreckig!“ Ach ja, Jona und Merlin fällt noch etwas ein: gewässerte Klopapierrollen, an die Wände geklatscht. Finden manche Menschen lustig, andere nicht. „Man geht nicht gerne drauf“, bringt Jona eine solche Situation in einer Schultoilette auf den Punkt.
Zerstörungswut verursachte Verstopfungen
Während des Pilotprojektes „Automaten für gratis Tampons und Binden“, seien die Hygieneartikel zuhauf gezogen und in die Toilettenschüsseln geworfen worden. Konsequenz: massive Verstopfungen der Anlagen, berichtet Lehrer Jörg Judersleben. Der 57-Jährige stellt aber generell zum Thema „Vandalismus und Dreck auf Schulklos“ fest: „Die Verursacher kommen auch von außerhalb. Sie haben sich viel Mühe gegeben, Schaden anzurichten. Aber dieser Fall liegt schon mehr als ein Schuljahr zurück.“
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Fiese Toiletten und Pissoires, die wecken schnell auch Nachahmer, so Judersleben. Sei ein Ort erst einmal verwahrlost, öffne das Türen für andere, die nicht pfleglich mit Gegenständen umgehen wollen.
Und da ist der Knackpunkt, an dem das Riesener-Gymnasium ansetzt. In der Hoffnung, dass etwas, das in Eigenregie aufgehübscht und gestaltet ist, wertgeschätzt ist, wurde die Gruppe „Pimp your Klo!“ geboren. „Das Projekt lief über eine Woche im Sommer“, erzählt Merlin. Ungefähr 20 Jugendliche der Stufen 7 und 8 packten mit an, ließen ihre Ideen einfließen. Die Lehrer Julia Schröder und Florian Schwärzel führten die Oberaufsicht bei diesem Projekt. Obwohl: Im Zentrum standen die Einfälle der Jugendlichen.
Doch zunächst einmal mussten die Gruppen-Mitglieder in die Hände spucken, um eine Grundreinigung vorzunehmen. Mit Gummihandschuhen, Schrubber & Co. gingen die Jugendlichen zu Werke. Eineinhalb Tage brauchten sie, um klar Schiff zu machen.
„Um bestrafen zu können, müssen wir der Täter erst einmal habhaft werden“
Dann war der Weg frei für den schönen Part in der Projektarbeit. Um den „Schmierfinken“ eine Möglichkeit zum Austoben zu bieten, installierten die „Klo-Designer“ am Riesener-Gymnasium „Kritzelwände“: Wie ein Blick in einen Toilettenraum zeigt, werden sie rege genutzt. Der 15-jährige Liam Marquardt zählt weiter auf: „Wir haben Bilder angebracht und künstliche Blumen aufgestellt.“ Weitere Accessoires wie Spiegel und Dufterfrischer – mit der fruchtigen Note „Zitrone“ – komplettierten das Arrangement.
„Was macht ein Mathematiker auf dem Klo? Pi-Pi!“
Sogar für Humor ist Platz. Kostprobe gefällig? Da ist auf einem Bild folgender Witz zu lesen: „Was macht ein Mathematiker auf dem Klo? Pi-Pi!“ Eine Anspielung auf die mathematische Konstante. Wir erinnern uns dumpf an den Matheunterricht? Pi dient der Berechnung des Verhältnisses zwischen Kreis-Umfang und seinem Durchmesser.
Stilvolle Lampen und rankende Pflanzen sollen Atmosphäre schaffen
„Wir wollten Atmosphäre schaffen“, unterstreicht die stellvertretende Schulleiterin Daniela Wollnick-Lück. Schließlich sollen die Kinder nicht notgedrungen und nur weil sie müssen, eine Schultoiletten aufsuchen. Mal eben Händewaschen, das verkneift man sich im schmutzigen Umfeld lieber. Ein Blick in die „Mädchen-Abteilung“ beweist: Das Konzept ist gelungen. Lampen, die asiatisch anmuten und ein gedämpftes Licht statt der üblichen Neonröhren verbreiten, und rankendes Grün in Töpfen verströmen tatsächlich einen Hauch Wohlfühlfaktor.
„Seit Ende August haben wir die neuen Toiletten. Bis jetzt gab es einen Vorfall: Da hat jemand Bilder von der Wand gerissen“
Ob jetzt mehr Respekt gegenüber der sanitären Einrichtung herrscht? Bis jetzt scheint es so. Wollnick-Lück konstatiert: „Seit Ende August haben wir die neuen Toiletten. Bis jetzt gab es einen Vorfall: Da hat jemand Bilder von der Wand gerissen.“
Schüler als Toiletten-Aufsicht sind eine Option
Vielleicht wäre eine Aufsicht hilfreich, die nicht „Lehrer“ heißt. Das, bekräftigt Wollnick-Lück, sei nicht nur denkbar, sondern wünschenswert. Schüler, die aufpassen, dass Gleichaltrige keinen Unfug auf den stillen Örtchen treiben.
Derer gibt es vier für 610 Kinder und Jugendliche am Riesener-Gymnasium. Die „Schönere-Klos-“Gruppe kann sich übrigens nicht vorstellen, warum andere ihr Mütchen auf den WC-Räumen kühlen. Eventuell, weil keine Strafen folgen, vermutet Jona. Was so nicht stimme, korrigiert Merlin. Immerhin könnten Wüteriche Tadel kassieren. Das setze allerdings voraus, „dass man der Täter habhaft“ wird, wendet Judersleben ein.
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Wenn die gestiegene Aufenthaltsqualität jedoch dazu führen sollte, zerstörerischen Auswüchsen einen Riegel vorzuschieben, wären die wachsamen Augen von Mitschülern bestimmt eine Option. Aber warten wir erst einmal die Auswertung des Pilotprojekts „Pimp your Klo!“ ab...
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