Gladbeck. Gladbecker Schulen haben in einem Modellversuch Automaten für die kostenlose Abgabe von Menstruationsartikeln getestet. So sind die Bilanz aus.

Tampons und Binden kostenlos an einem Automaten in weiterführenden Schulen ziehen: Das hörte sich in den Ohren der Gladbecker Politik nach einem Service für Schülerinnen an. Als Pilotprojekt startete das Angebot an drei Einrichtungen. Die Erfahrungen sind sowohl positiv wie auch negativ. Das ist aus dem einjährigen Modellversuch in Gladbeck geworden.

Das Projekt durchlief zwischen Februar 2022 und Februar 2023 die Testphase. „Automaten von ,Periodically‘ wurden an drei weiterführenden Schulen angebracht“, berichtet David Hennig. Über ein Ausgabefach können Schülerinnen bei Bedarf Binden und Tampons erhalten – kostenlos.

Zu Beginn nahmen drei Schulen in Gladbeck an dem Versuch teil

Teilgenommen haben zu Beginn, so erzählt der Stadtsprecher, die Erich-Fried-Schule, die Erich-Kästner-Realschule und das Heisenberg-Gymnasium. Doch aus diesem Starttrio ist eine Einrichtung bereits nach kurzer Zeit ausgeschieden.

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Christoph Hauptvogel, Rektor der Erich-Fried-Hauptschule, sagt: „Die Einführung dieses Automaten hat uns mehr Ärger als sonst etwas eingebracht.“ Deswegen sei der Versuch schon nach „ein, zwei Wochen drangegeben“ worden.

„Die Einführung dieses Automaten hat uns mehr Ärger als sonst etwas eingebracht.“

Christoph Hauptvogel
Rektor der Erich-Fried-Hauptschule in Gladbeck

Grund: Vandalismus-Schäden. „Aus dem Automaten durften so viele Produkte, wie man wollte, gezogen werden“, sagt Hauptvogel. Das habe dazu geführt, dass Monatsartikel zuhauf entnommen wurden, allerdings nicht für den Gebrauch. Die Produkte seien in der Toilette gelandet und hätten sie verstopft.

Die Erich-Fried-Schule hat ein eigenes Angebot in petto

Die Ganztagshauptschule in Brauck mit 215 von insgesamt 450 Schützlingen, sei zu ihrem vorherigen System zurückgekehrt, so Leiter Hauptvogel. Er erläutert: „Wir haben in Sekretariat eine Hygienebox in Schuhkartongröße, aus der sich die Mädchen auf Vertrauensbasis gegen zehn Cent pro Teil etwas nehmen dürfen.“ Diskretion bleibe bei diesem Vorgehen gewahrt.

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Von positiven Erfahrungen weiß hingegen Ulrich Elsen, Chef eine Einrichtung ums Eck, zu berichten. Der Leiter der Erich-Kästner-Realschule in Brauck findet, der Automaten-Versuch funktioniere „ganz gut“. Allerdings räumt Elsen, dass die Vorrichtung für Menstruationsartikel nicht unbeobachtet sei. „Der Automat befindet sich im Sekretariat.“

Ulrich Elsen, Leiter der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck.

„Der Automat befindet sich im Sekretariat.“

Ulrich Elsen

Damit Mädchen nicht vor aller Augen Tampons und Binden entnehmen müssen, stehe ein Schrank als Sichtschutz davor. 600 Kinder und Jugendliche besuchen die Gladbecker Erich-Kästner-Realschule, die Geschlechterverteilung ist nach Elsens Angaben ungefähr pari pari. Das Automaten-Angebot „wollen wir auf jeden Fall weiterführen“.

„Die Auffüllung erfolgt durch die Sekretärinnen, die einen reibungslosen Ablauf mit wenig Aufwand bestätigt haben.“

David Hennig
Sprecher in der Stadtverwaltung Gladbeck

Im Heisenberg-Gymnasium ist der Gratis-Service „in der Mädchentoilette im Bereich der Oberstufe“ zu finden, so Verwaltungssprecher Hennig. Er erklärt: „Die Auffüllung erfolgt durch die Sekretärinnen, die einen reibungslosen Ablauf mit wenig Aufwand bestätigt haben.“

Ein Automat koste mit Füllung und Ersatz in der Erstanschaffung 183,26 Euro. „Die Kosten für die Anschaffung ohne Füllung liegen bei 149 Euro“, rechnet Hennig vor. Die Kosten für die Auffüllung schlagen im Durchschnitt mit 33,40 Euro zu Buche. Hennig: „Die laufenden Kosten hängen von der Bestellmenge beziehungsweise dem Verbrauch an der jeweiligen Schule ab.“

Aufgrund der positiven Erfahrungen habe die Stadtverwaltung auch die anderen weiterführenden Schulen in Gladbeck angeschrieben und das Interesse an den Automaten mit Periodenprodukten abgefragt. Die Antwort: Einige ließen sich animieren, es ebenfalls einmal damit zu versuchen. Hennig zählt auf: „Seit April 2023 befinden sich auch Automaten an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule (zwei Exemplare) sowie am Ratsgymnasium und am Riesener-Gymnasium (jeweils eins).“ Der Rathaussprecher ergänzt: „Außerdem wurde auf Wunsch der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule ein weiterer Automat im Mai 2023 in der neuen Traglufthalle angebracht.“

Sind weitere Automaten-Standorte in Gladbeck denkbar?

Wie wäre es mit weiteren Standorten, eventuell in der Stadtbücherei? Immerhin kommen ja auch dorthin Jugendliche, um zu lernen und für Aufgaben wie Referate zu recherchieren. „Aktuell“, beantwortet David Hennig die Frage, sei das nicht vorgesehen.

Verena Wintjes, Leiterin des Riesener-Gymnasiums, korrigiert die städtischen Angaben. Sie legt dar: „Wir hatten zwei befüllte Automaten mit Hygiene-Artikeln.“ Doch es sei, ähnlich wie in der Erich-Fried-Hauptschule, zu „massivem Vandalismus“ gekommen: „Wir mussten umfangreich renovieren.“

Verena Wintjes, Leiterin des Riesener-Gymnasiums in Gladbeck

„Wir mussten umfangreich renovieren.“

Verena Wintjes

Nun habe die Schülerschaft die Toilettenräume selbst gestaltet, also Verantwortung übernommen. Vielleicht gehen die jungen Menschen jetzt sorgsamer mit den sanitären Anlagen um. Verena Wintjes: „Wir müssen erst mal gucken, wie sich das bewährt.“

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