Gladbeck. Der Gladbecker ADFC beklagt, dass sich die Situation für Radfahrer in der Stadt nicht verbessert. Die Umsetzung des Radverkehrskonzepts hakt.
Wenn sich Gladbecks Lokalpolitiker, insbesondere aus den großen Fraktionen, hinstellen und sich dafür loben, in der Vergangenheit viel für den Radverkehr getan zu haben, dann wird Vera Bücker sauer. Die Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Gladbeck kommt für ihren Verband zu dem Schluss, dass sich die Situation für Radfahrer in Gladbeck in den vergangenen Jahren nicht verbessert hat. Das legen übrigens auch die großen Befragungen das ADFC, der Fahrradklimatest, nahe. Zuletzt ließen sich die Ergebnisse da am ehesten noch mit dem Wort „Stagnation“ beschreiben, reichte es doch gerade für die Gesamtnote 3,9.
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Aktuell ist Gladbeck Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) und darf sich fahrradfreundlich nennen. Alles sieben Jahre wird diese Mitgliedschaft überprüft und auch der ADFC wird um eine Einschätzung gebeten. Stand jetzt habe sie Zweifel, ob der ADFC wie zuletzt wieder eine positive Wertung abgeben würde.
2019 hat der Rat der Stadt Gladbeck ein Radverkehrskonzept beschlossen
Im Gespräch mit der Lokalredaktion geht es dabei längst nicht nur um die Rolle rückwärts an der Buerschen Straße, also den Abbruch des Verkehrsversuchs und den nun angeordneten Rückbau des Radwegs, um dort wieder Stellplätze einzurichten. Vera Bücker und der ADFC haben das scharf kritisiert, sprechen von „rückwärtsgewandter Planung“.
„Wir waren zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass bis 2025 dann auch große Teile des Radverkehrskonzepts umgesetzt sein sollten.““
Doch auch darüber hinaus übt der ADFC Kritik am Umgang mit den Radfahrern in Gladbeck. Vera Bücker verweist auf das Radverkehrskonzept, das 2019 mit breiter Mehrheit im Rat verabschiedet wurde. „Fahrradfreundliches Gladbeck 2025“, so war das Konzept damals überschrieben. „Wir waren zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass bis 2025 dann auch große Teile des Radverkehrskonzepts umgesetzt sein sollten“, sagt Vera Bücker.
ADFC Gladbeck hat im Radverkehrskonzept von Anfang an keinen großen Wurf gesehen
Sie macht keinen Hehl daraus, dass der ADFC das Konzept schon damals für keinen so großen Wurf gehalten hat. Maßnahmen wie der Rückschnitt von Sträuchern seien aus seiner Sicht keine Punkte, die in ein Radverkehrskonzept gehörten. Das seien Selbstverständlichkeiten, die eine Stadt sowieso zu erledigen habe, so Vera Bücker.
Allerdings sah das Konzept auch prioritäre Maßnahmen vor. Neun sollten bis 2021 umgesetzt werden, so das Ziel, weitere acht bis 2025. Eine Befahrung seitens des ADFC brachte dann ernüchterndes zutage. Von dem, was bis 2021 umgesetzt werden sollte, seien ganze drei Maßnahmen erledigt worden. Von dem, was bis 2025 angepackt werden soll, sei nach der Rückabwicklung an der Buerschen Straße nichts geschehen.
Nur drei von neun bis 2021 geplanten Maßnahmen umgesetzt
Dabei sind die Maßnahmen gar nicht mal unbedingt mit großen Umbauten verbunden. Die Freigabe der Einbahnstraße Heringstraße für Radfahrer in beide Fahrtrichtung ließe sich, zumindest aus Laiensicht, mit der Montage eines entsprechenden Zusatzschildes erledigen. Doch auch das fehle noch. Gleiches gelte für die Überprüfung eines viel zu schmalen Schutzstreifens und der Benutzungspflicht eines auch zu schmalen und holprigen Bordsteinradwegs entlang der Roßheidestraße. „An der Schillerstraße wurde kein Schutzstreifen markiert, an der Dechenstraße keine Fahrradstraße eingerichtet und auf der Huyssenstraße fehlen noch immer Fahrradpiktogramme auf der Straße“, zählt Vera Bücker weiter auf. Und das seien nur die Dinge, die bis 2021 auf der Agenda standen.
Vera Bücker will der Verwaltung nicht das Bemühen und den guten Willen absprechen, etwas für den Radverkehr zu tun, aber wenn die Planungen letztlich nicht umgesetzt würden und die Politik in manchen Fällen der Verwaltung womöglich noch zusätzlich den Knüppel zwischen die Beine wirft, sei es eben ein Problem. „Dann stimmt am Ende die Gewichtung nicht“, sagt die ADFC-Vorsitzende mit Blick auf die zuletzt angekündigte Umwandlung der Ringeldorfer Straße in eine Fahrradstraße. Aus Sicht des ADFC ist auch das nur eine kleine Maßnahme, die den Radverkehr in Gladbeck nach vorne bringt.
Mehr Aufklärung und im Zweifel mehr Kontrollen auf Fahrradstraßen
Überhaupt die Fahrradstraßen: Nicht nur in Gladbeck blickt der ADFC mit zwiespältigen Gefühlen auf dieses Mittel, das Städte nun gern einsetzen, auch weil es Autofahrern vergleichsweise wenig wehtut. „Wenn Fahrradstraßen so wenig respektiert werden, wie die Schutzstreifen entlang mancher Straßen, dann werden sie scheitern“, fürchtet Vera Bücker. Und das sei nicht nur in Gladbeck so.
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Aus ihrer Sicht brauche es mehr Aufklärung für Autofahrer darüber, was in Fahrradstraßen erlaubt ist, und was nicht. Andere Städte hätten es mit Bannern versucht, die die Regeln prägnant darstellten. Womöglich brauche es aber auch Kontrollen. Doch diese Kontrollen sind letztlich Sache der Polizei, zumindest so lange sie den fließenden Verkehr betreffen. Die Umsetzung der Fahrradstraße etwa bei der Ellinghorster Straße in Wittringen sei durchaus gut, sagt Vera Bücker. Aber man müsse sich auch überlegen, ob man alle Straßen dieser Art für Kraftfahrzeuge freigibt. Andere Städte schließen zumindest LKW auf Fahrradstraßen aus, besser sei natürlich, nur noch Anlieger mit dem Wagen hineinfahren zu lassen.
Auch an anderer Stelle, etwa bei der Neugestaltung der Wiesmannstraße, habe man einiges für die Radfahrer getan. Aber insgesamt sei es dem ADFC zu wenig und es gehe zu langsam. Wenn man dann aus der Verwaltung höre, dass immer dann, wenn Straßen neu geplant würden, auch für den Radverkehr geplant werde, reiche das eben nicht aus. „Das ist schließlich das Minimum, eine Selbstverständlichkeit“, so die ADFC-Vorsitzende. Und vielfach sei das eben auch Voraussetzung, um Fördergelder zu bekommen.
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