Immer wieder Corona – sei es Lockdown, Testen oder Impfen: Die Pandemie ließ keine Langeweile aufkommen. Aber es passierte noch einiges mehr.

Gladbeck. Vor allem Corona prägte auch das Jahr 2021 in Gladbeck. Aber es gab noch andere Ereignisse und Vorfälle, die die Menschen in der Stadt bewegten. Die WAZ blickt auf die vergangenen zwölf Monate zurück.

Der Januar beginnt mühsam: Alles wartet auf den Start der Corona-Impfungen, die Inzidenz klettert derweil auf den Höchststand: 446. Gerätselt wird, warum wohl in Gladbeck die Zahl mit Abstand am höchsten ist – Antworten gibt’s aber nicht. Die Impfungen starten am 6. Januar im Elisabeth-Brune-Zentrum in Rentfort-Nord.

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Im Awo-Seniorenzentrum Rentfort-Nord beginnt im Januar das Corona-Impfen

Magarete Weyer, Bewohnerin im Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum der Awo in Rentfort-Nord, ist am 6. Januar die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhält. Die Spritze setzt Ärztin Dr. Petra Schwarz.
Magarete Weyer, Bewohnerin im Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum der Awo in Rentfort-Nord, ist am 6. Januar die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhält. Die Spritze setzt Ärztin Dr. Petra Schwarz. © Unbekannt | Elisabeth-Brune-Zentrum

Bewohnerin Margarete Weyer ist am 6. Januar die erste Gladbeckerin, die eine Corona-Schutzimpfung erhält. Viele weitere Senioren in den Altenheimen folgen, bevor zunächst die über 80-Jährigen Gladbecker ab 8. Februar ins Impfzentrum nach Recklinghausen fahren können, später die über 60-Jährigen.

Bemerkenswert eine Personalie bei der SPD: Sie wählt den Bottroper Michael Gerdes erneut zu ihrem Bundestagskandidaten und gibt damit gleichzeitig dem Gladbecker Michael Hübner einen Korb, der ein weiteres Mal bei der Erlangung eines Mandats scheitert – nach seinem Aus bei der Landratswahl. Der will künftig, wenn sein Landtagsmandat ausläuft, nur noch ehrenamtlich politisch arbeiten.

Im Februar flammt in der SPD erneut - wie schon kurz nach der Kommunalwahl – der Streit zwischen Partei- und Fraktionsspitze auf: Parteichef Bennarend kritisiert Fraktionschef Wedekind öffentlich wegen kritischer Äußerungen auf Facebook. Am ersten Februar-Wochenende sorgt heftiger Schneefall für ein Winterfeeling. Ein Schneechaos auf den Straßen bleibt aber aus, wahrscheinlich auch, weil der Räumdienst des ZBG an diesem ersten Februarwochenende im Dauereinsatz ist. Die Vestische stellt dennoch aus Sicherheitsgründen am Sonntag ihren Betrieb ein. Am Dienstag drauf fällt der Wochenmarkt wegen Glätte aus. Wittringen präsentiert sich tagelang angezuckert wie eine Märchenlandschaft, auf der Mottbruchhalde gibt es Rodelpartien zu sehen. Gut eine Woche bleibt die weiße Pracht bei frostigen Temperatur. Ende Februar herrscht Frühlingswetter. Eine erste Hürde nimmt im Februar die angedachte Aufstockung des Riesener-Gymnasiums – die Politik sagt Ja zu der Planung.

Die Bauaffäre Roland löst heftige Debatten aus

Mit seinem Post im Internet macht Bürgermeister-Sohn Till Roland selbst auf den Bauskandal öffentlich aufmerksam.
Mit seinem Post im Internet macht Bürgermeister-Sohn Till Roland selbst auf den Bauskandal öffentlich aufmerksam. © WAZ Gladbeck | WAZ Gladbeck

Ende Februar wird die „Roland-Affäre“ bekannt und wirbelt mächtig Staub auf – wochenlang: Noch zur Amtszeit des im November ausgeschiedenen Bürgermeisters Ulrich Roland soll sein Sohn ohne Baugenehmigung die Wohnfläche seines Zechenhauses in Rentfort verdoppelt haben. Als das dem Bauamt intern bekannt wird, gibt es für Till Roland, selbst Mitarbeiter der Bauverwaltung, einen Baustopp. Daraufhin wirft Till Roland dem Baudezernat, weil ihm die Baugenehmigung versagt blieb, Ungleichbehandlung vor und macht den Fall selbst öffentlich.

Besitzer ähnlicher Häuser bekämen in vergleichbarer Situation eine Genehmigung, argumentiert er. Die Verwaltung entgegnet, es gebe in der Rentforter Siedlung wegen enger Baugrenzen rechtlich keinen Spielraum für Anbauten. Es folgen Rückbau, Bußgeld, Versetzung. Und heftige Debatten. Gegen den Ex-Bürgermeister wird – auf seine Initiative – ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Akteneinsichten ergeben, heißt es, einen hinreichenden Verdacht auf dienstliche Pflichtverletzungen. Das Verfahren läuft noch. Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft wurde aber ohne Erkenntnis eingestellt. Auch interne Untersuchungen der Stadt, ob der Bürgermeister-Sohn ihm unterstelltes Personal missbräuchlich für seine Schwarzbau-Aktivitäten einsetzte, bleiben ergebnislos.

Die Problemimmobilie Steinstraße 72 gerät in den Fokus der Öffentlichkeit

Die Problemimmobilie Steinstraße 72 sorgt schon im März für Diskussionen – und die Diskussion lässt Nachbarn wie Politik nicht mehr los.
Die Problemimmobilie Steinstraße 72 sorgt schon im März für Diskussionen – und die Diskussion lässt Nachbarn wie Politik nicht mehr los. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Im März geht der Umbau im Glückauf-Center in die letzte Runde. Mitte Mai eröffnet zunächst der neue Rewe-Markt, später weitere Filialisten. Anfang März wird das neue Heisenberg-Gymnasium fertig, der geplante Abriss der katholischen St.-Johannes-Kirche wird um ein Jahr verschoben. Mitte März öffnen erstmals die Corona-Schnelltest-Stationen. Auf der Mottbruchhalde beginnt der Windradbau mit dem Legen des Fundaments. Die Problemimmobilie Steinstraße 72 in Butendorf gerät schon im März erneut in den Fokus von Politik, Polizei und Ordnungsbehörden und wird alle Beteiligten das ganze Jahr über auf Trab halten. Die Nachbarn sprechen von „Terror“, den die Bewohnerschaft – vorwiegend aus Südosteuropa – durch ihr Wohnverhalten an den Tag lege, wie es heißt. Auch Bedrohungen werden beklagt. Immer wieder kommt es zu Einsetzen – im Sommer muss sogar ein SEK-Team anrücken. Zwischenzeitlich kann ein Sicherheitsdienst für etwas mehr Ruhe sorgen. Ein runder Tisch wird eingerichtet, die Stadt kauft sich in die Immobilie ein. Aber die Lage bleibt weiter angespannt.

Im April erhitzen zu Ostern Regenbogenfahnen an der Herz-Jesu-Kirche, eine Solidaritätsbekundung für Homosexuelle, die Gemüter. Propst Müller ordnet das Abhängen an, die Aktivisten der KjG sind erzürnt. Später werden sie – nicht nur in Zweckel – nach einem Ja der Gremien wieder aufgehängt. Heftig diskutiert wird eine Bemerkung von Sozialdezernent Weichelt bei seiner Corona-Analyse, wonach Migranten besonders oft von Corona betroffen seien. Der Integrationsrat, aber auch die Grünen, werfen Weichelt vor, Vorurteile gegen Ausländer zu schüren.

Werne Hallay macht nach 50 Jahren Schluss im Musik-Pub

Werner Hallay zieht sich Ende April nach 50 Jahren aus seinem Musik-Pub in Ellinghorst zurück.
Werner Hallay zieht sich Ende April nach 50 Jahren aus seinem Musik-Pub in Ellinghorst zurück. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Am 24. April tritt – wie im ganzen Land, so auch in Gladbeck – eine Ausgangssperre in Kraft. Zwischen 22 und 5 Uhr darf man nicht die Wohnung verlassen. Sie gilt bis zum 21. Mai und wird in aller Regel eingehalten. Überhaupt sind die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus, die seit Jahresanfang gelten und immer wieder angezogen werden, drastisch: Geschäfte dürfen bis Ende Mai nur mit Termin und Test aufgesucht werden, die Gastronomie ist monatelang nicht geöffnet. Erst Ende Mai lockert sich das, darf im Freien serviert werden, was wegen des schlechten Wetters zunächst kaum funktioniert. Die Schulen sind wochenlang im Home- oder Hybridunterricht. Erst Anfang Juni kehren sie zum kompletten Präsenzunterricht zurück. Derweil klagen Einsatzkräfte von Polizei, KOD und DRK über eine zunehmend gereizte Stimmung unter den Bürgern, teils mit verbalen Übergriffen.

Ende April endet mit seinem Abschied von Tresen und Plattenteller eine Ära in der Gladbecker Kneipenszene: Werner Hallay, Chef des legendären Musik-Pubs an der Eikampstraße in Ellinghorst, schließt seine Kultkneipe – am Ende auch wegen Corona. 50 Jahre lang betrieb der 76-Jährige sie gemeinsam mit seiner Frau Ursula (72) und schrieb damit ein Stück Gladbecker Kneipen-, aber auch Musikgeschichte. Musik kam nicht nur von den über 3500 LPs und 2500 CDs, sondern auch durch viele Livekonzerte. Glück für die Musik-Pub-Fans: Im Juli macht die Kultkneipe wieder auf, unter neuer Regie von Uwe Bernicke.

Der Sprungturm im Freibad entspricht nicht mehr der Norm

Entspricht nicht mehr der DIN-Norm: Der Sprungturm im Freibad.
Entspricht nicht mehr der DIN-Norm: Der Sprungturm im Freibad. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Im Mai sorgen brutale Übergriffe im Skaterpark für Diskussionen – Sicherheitskräfte zeigen mehr Präsenz und beruhigen die Lage. Niederlage vor Gericht: Die Klage der Stadt gegen den Bau des Mottbruchwindrads scheitert endgültig. Neues Geschäft wird für die Horster Straße angekündigt: In das einstige Kodi-Ladenlokal zieht das Textilhaus Dieler. An der Wilhelmstraße beginnt die Bebauung des Lueg-Geländes. Ende Mai ist der erste Teil des Rückbaus der Schrottimmobilie Schwechater Straße 38 geschafft: Entrümpelung und Entkernung. Nun kommen die Abriss-Bagger.

Im Juni normalisiert sich die Corona-Lage in der Stadt (Inzidenzwert unter 50). Kurzzeitig gerät das für 60.000 Euro komplett renovierte Büro der neuen Bürgermeisterin Bettina Weist in den Fokus: Verschwendung rufen die einen, angemessen die anderen. Keine Aufregung gibt es, als bekannt wird, dass der geplante Ausbau der B 224 zur A 52 nicht mehr 129, sondern 383 Millionen Euro kosten wird – Verdreifachung! Positiv: Der Bund sichert endgültig zu, dass der Ausbau nur mit Tunnel erfolgen wird.

Ab Juni impfen auch zunehmend die niedergelassenen Ärzte gegen das Coronavirus – vor allem in den Folgemonaten und als es zum Jahresende ums Boostern geht. Zwischenzeitlich organisiert die Stadt Impfaktionen am Rathaus und in der Stadthalle und setzt einen Impfbus ein.

Alarmstimmung gibt es im Juni im Freibad: Mit verspäteter Eröffnung der Freibad-Saison (Corona!) werden die Verantwortlichen des SV 13, aber auch viele Freunde des Freibades, von einer neuen DIN-Norm kalt erwischt. Nach der muss der Sprungturm, immerhin Wahrzeichen des Freibades, gesperrt werden. Das Sprungbecken ist nach der neuen Vorschrift einen Meter zu schmal, und die Plattform müsste 3 statt 2,50 Meter breit sein. Mit einer Ausnahmegenehmigung will man wenigstens noch die unteren Plattformen nutzbar halten.

Den zweiten Teil des Rückblicks lesen Sie hier