Gladbeck. Nach der Corona-Zwangspause dürfen Restaurants Montag wieder öffnen. Die Gastronomen in Gladbeck freuen sich – haben aber auch einige Bedenken.
Mit einem kritischen Blick schauen einige Gastronomen in Gladbeck auf die Öffnung der Restaurants am kommenden Montag. „Es ist zu früh. Wir hätten lieber noch zwei Wochen gewartet und dann wieder unter normalen Bedingungen geöffnet“, sagt Jovan Gajic, Inhaber des Restaurants Jammerkrug. Seki Numanovic, Chef der Alten Post, ist überzeugt: „Es wird eine zweite Welle an Infizierten geben und dann sind alle Gastronomen platt.“
Zudem rechnet er nicht mit all zu vielen Gästen. „Viele Menschen sind in Kurzarbeit und haben daher Angst, Geld auszugeben.“ Zwar freue er sich auf die nun anstehende Wiedereröffnung seines Betriebes. Aber: „Die Vorlaufzeit ist viel zu kurz.“ Viele seiner Köche und Kellner seien nun in ihren Heimatländern. „Es ist schwierig, sie jetzt alle schnell zurück zu holen.“ Jetzt ist er zudem damit beschäftigt, viele Bestellungen zu machen, Getränke und Fleisch einzukaufen. Erst einmal wird die Alte Post kein Frühstück und keinen Mittagstisch anbieten, zudem mit einer reduzierten Speisekarte arbeiten.
Einen Ansturm der Gäste erwarten die Gastronomen nicht
Auch Wolfgang Thesing, Inhaber von Thesings Marktstübchen, erwartet zunächst nicht einen Ansturm der Gäste. „Gerade die älteren Menschen werden vorsichtig sein und noch vielleicht zwei Wochen abwarten.“ Am Donnerstagmittag ist er bereits dabei, sein Restaurant wieder auf Vordermann zu bringen. „Es ist ja alles eingestaubt in der Zeit der Schließung.“ Er findet, dass es nun Zeit wird für die Wiedereröffnung.
Keine großen Umsätze mit Liefer- und Abholservice
Einige Gastronomen haben während der coronabedingten Schließung ihrer Lokale einen Liefer- und Abholservice angeboten. „So waren wir immerhin beschäftigt“, sagt Jovan Gajic, Inhaber des Restaurants Jammerkrug. Kostentragend sei dieser jedoch nicht gewesen. Sorgen um die Existenz habe sich Gajic aber nicht gemacht. „Wir werden überleben, auch wenn noch weitere zwei Wochen geschlossen wäre. Wir sind Eigentümer und haben keine offenen Rechnungen.“
Der Liefer- und Abholservice habe nicht einmal ein Prozent des regulären Umsatzes ausgemacht, sagt auch Seki Numanovic, Inhaber der Alten Post. Während die Betriebskosten weiter liefen, habe sich der Schuldenberg angehäuft.
Auch wenn der Abholservice in Thesings Marktstübchen gut genutzt wurde: „Da durften wir keine großen Umsätze erwarten“, so Inhaber Wolfgang Thesing.
Rund zweieinhalb Meter Platz wird er ab Montag zwischen den Tischen lassen. „Ich werde zehn meiner zwanzig Tische nutzen können.“ Auf weitere genaue Vorgaben wartete der Gastronom am Donnerstag noch. Auch die Stadtverwaltung wartete auf eine Verordnung des Landes. „Es ist noch unklar, wie genau die Regeln aussehen werden und wer die Einhaltung kontrollieren soll“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Am Nachmittag kamen dann zumindest erste Details, etwa dazu, wie viele Menschen gemeinsam an einem Tisch sitzen dürfen.
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Salz- und Pfefferstreuer werden nach jeder Nutzung desinfiziert
Konstatinos Prasinos, Geschäftsführer des Restaurants Poseidon, freut sich zwar auf die Öffnung, aber schränkt ein: „Wir haben strenge Auflagen zu erfüllen und so lange nicht klar ist, wer unsere Pläne abnimmt, werde ich nicht öffnen. Nicht, dass ich noch eine Strafe zahlen muss.“ Überlegungen hat er schon einige: Tische wird er sperren und die, die in Benutzung sind, komplett freiräumen. „Wenn ein Gast etwa Salz und Pfeffer verlangt, werden wir die Behälter nach Nutzung direkt desinfizieren.“
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Jovan Gajic fühlt sich überfordert. „Es ist nur noch wenig Zeit bis Montag und vieles noch unklar“, bemängelt er. Das Personal wird er ab Montag jedenfalls noch nicht aus der Kurzarbeit zurückholen, sondern den Betrieb weiterhin mit seiner Familie aufrecht erhalten. Denn: „Wenn nur fünf Gäste kommen, kann ich das Personal nicht bezahlen.“ Gajic geht davon aus, dass er nicht einmal 50 Prozent seines regulären Umsatzes machen wird. Er glaubt zwar schon, dass die Gäste nach und nach wieder in sein Lokal kommen, aber es könne sein, dass er wegen einer reduzierten Anzahl an Tischen nicht alle aufnehmen können wird.
Kritisch sieht der Gastronom, dass die Kellner mit Mundschutzen bedienen werden. „Es sieht unappetitlich aus, wie im Krankenhaus. Ich weiß nicht, ob mir das Essen so schmecken würde.“