Gladbeck. Die KjG Gladbeck hatte an der Herz-Jesu-Kirche Solidarität mit homosexuellen Paaren bekundet. Propst Müller ließ die Fahnen abhängen. Die Gründe.
Sie flatterte in Zweckel in vierfacher Ausführung am Turm des katholischen Gotteshauses Herz Jesu: die Regenbogen-Fahne. Doch nach wenigen Stunden an diesem Ostersonntag war die Aktion, mit der die KjG Gladbeck ein Zeichen setzen wollte für Vielfalt und tolerante Kirche sowie für Solidarität mit homosexuellen Menschen, vom Winde verweht. Propst André Müller hatte die Flaggen abnehmen lassen. Und das stößt nicht nur bei den Initiatoren auf deutliche Kritik.
Der Propst selbst findet die Aktion der jungen Christen nach eigenem Bekunden „cool“. Initiatoren und Unterstützer hingegen halten Müllers Verhalten für uncool, hätten sich mehr Wohlwollen gewünscht.
Gladbeck: Propst „steht inhaltlich hinter der Aktion“
Die katholische junge Gemeinde wollte deutlich sichtbar Position beziehen: „Die vatikanische Glaubenskongregation hat Mitte März klargestellt, dass die Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und Partnerschaften verboten sei. Wir als KjG Gladbeck grenzen uns deutlich von den Aussagen des Vatikans ab und kritisieren eine Ungleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare. Wir widersprechen dem Argument, gleichgeschlechtliche Beziehungen seien Sünde, vehement. Die aufrichtige, gleichberechtigte Liebe zweier Menschen zueinander kann für uns keine Sünde sein – egal ob in gleich- oder gemischt-geschlechtlichen Beziehungen.“
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Die KjG Gladbeck fordert: „Homosexuellen Paaren soll eine Segnung ermöglicht werden.“ Sie bedauert, dass „die Flaggen noch am Sonntagabend auf Druck der Pfarrei, die sich erst in der nächsten Sitzung des Pfarrgemeinderates mit dem Thema befassen möchte, vorerst wieder abgenommen werden mussten“.
Müller unterstreicht, er gehe mit den Initiatoren der Aktion in Gladbeck im Anliegen d’accord: „Inhaltlich stehe ich vollkommen dahinter.“ Der Geistliche berichtet: „Wir segnen homophile Paare.“ Das geschehe nicht oft, weil die Bitte darum selten sei: „Anders als vielleicht in Köln oder anderen Großstädten.“
Aktionen müssen in den Gremien besprochen werden
Was Müller dazu bewogen hat, die gehissten Fahnen abzuhängen, erklärt er folgendermaßen: „Wenn so eine Aktion geplant ist, muss der Pfarrgemeinderat einbezogen werden. Wenn diese Frauen und Männer sagen, wir wollen dieses Zeichen setzen, dann ist das in Ordnung.“ Die Jugendgruppe hätte beispielsweise vorab ihr Statement erläutern können. „Aktionen müssen durch die Gremien“, so Propst André Müller. Denn sonst stünden Tür und Tor offen für jedwede Interessen. Müller sagt mit Nachdruck: „Ich musste sofort reagieren.“
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Ein weiterer Grund, prompt einzuschreiten: der Sicherheitsaspekt. Müller erläutert: „Werden an einem Gebäude wie dem Kirchturm Fahnen aufgehängt, muss das vom TÜV abgenommen werden.“
Reaktion der KjG
„Die Argumentation des Propstes ist für uns bedingt nachvollziehbar“, so ein Mitglied der KjG Gladbeck, „wir verstehen, dass er über die Aktion reden möchte.“ Aber es habe sich um eine spontane Initiative gehandelt.
Neu sei für die KjG Gladbeck der Sicherheitsaspekt: „Das haben wir so noch nicht zu hören bekommen.“ Jetzt wolle der Verband abwarten, was die kommende Sitzung des Pfarrgemeinderats zu dem Thema „Regenbogen-Fahne“ ergebe.
Nicht auszudenken, eine der Flaggen reiße sich los und treffe einen Menschen auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz: „Dann haben wir ein richtiges Haftungsproblem.“ Die Frage der Sicherheit gehöre ebenfalls auf den Tisch des Pfarrgemeinderats – und dessen Mitglieder habe er am Ostersonntag nicht so schnell zusammentrommeln können, so André Müller.
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Mittlerweile haben er und die KjG-Ortsverbandsleitung wegen der Fahnen-Affäre Kontakt miteinander aufgenommen: „Er hat uns eingeladen, die Aktion im Pfarrgemeinderat vorzustellen und gegebenenfalls weitere Aktionen innerhalb der Pfarrei zu planen.“ Der Propst versichert gegenüber dieser Zeitung: „Jeder Verband in der katholischen Kirche hat ein Recht, seine Meinung zu äußern und wird dafür Raum haben.“
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Die KjG Gladbeck berichtet, Müller habe angeboten, „als Verband mit ihm in einen Dialog zu treten, um zu sehen, wie die Thematik aus unserer Sicht aktuell in der Pfarrei gehandhabt wird“.