Bottrop. Seit Frühjahr veranstaltet Matthias Stachowiak den beliebten Feierabendmarkt am Rathaus und in Kirchhellen. Die Bilanz seiner ersten Saison.
Seit Anfang des Jahres steht Matthias Stachowiak als Veranstalter hinter dem Bottroper und Kirchhellener Feierabendmarkt. Bereits seit dem Startschuss ist er auf dem Markt unterwegs. Zunächst als Mitarbeiter, inzwischen als Chef. Wir haben mit ihm über seine erste Saison in der Verantwortung gesprochen. Was gut funktioniert hat, was besser laufen sollte und wovon ein Feierabendmarkt 2025 abhängig ist.
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Gestartet ist das bei der Bevölkerung beliebte Format auf dem Rathausplatz schon 2015. Damals hatten sich Jochen Klee, Inhaber des Floristik-Betriebs „Schöngrün“ und Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Kirchhellener Straße, und sein Pendant von der IG Gladbecker Straße, Dirk Helmke, zusammengetan, um einen Markt mit einem gewissen Verweilcharakter zu schaffen. Besucherinnen und Besucher sollten ihre Einkäufe erledigen, sich auf dem Platz begegnen und dort gemeinsam Lebensmittel und Getränke konsumieren. Ein Erfolgskonzept, wie sich schnell herausgestellt hat.
Feierabendmarkt: „Es ist wirklich schwer, Markthändler zu kriegen“
Der Erfolg ist geblieben, das Format inzwischen aber etwas anders, denn der Marktcharakter ist nach einigen Veranstalter-Wechseln verloren gegangen. Zur Übernahme kündigte Stachowiak an, dass er den Charakter zurückholen wolle. Das jedoch hat nicht funktioniert, gesteht Stachowiak jetzt ein. „Es ist wirklich schwer, Markthändler zu kriegen. Die meisten Händler muss man bezahlen, damit sie überhaupt kommen.“
Er habe sich schließlich dagegen entschieden, auch weil die Besucher mitspielen müssen. „Die Leute müssten das Angebot annehmen, das machen sie aber nicht.“ Die Gäste würden den Feierabendmarkt zwar genießen, aber keine Einkäufe mit sich tragen wollen. Das könne man auch bei anderen Feierabendmärkten im Umkreis, wie in Dorsten, Mülheim oder Essen beobachten. „Auch dort gibt es keine klassischen Marktstände“, so Stachowiak. Das gastronomische Angebot ist dennoch groß.
Mehr Sitzplätze und mehr Stehtische für die Besucher
Im Vergleich zu den letzten Jahren hat der Neu-Veranstalter dennoch einiges verändert. So gab es im vergangenen Jahr keinen Feierabendmarkt in Kirchhellen. Stachowiak hatte den Markt auf dem Johann-Breuker-Platz im Frühling zurückgeholt und ihn von April bis September jeden ersten Freitag im Monat veranstaltet. Und auch auf dem historischen Ernst-Wilczok-Platz hat sich etwas getan. So habe Stachowiak deutlich mehr Sitzplätze auf dem Platz verteilt, insgesamt 320. Das sollte vor allem älteren Menschen zugutekommen, die dort entspannter essen, trinken und reden könnten. Ergänzt wurde das Angebot mit rund 20 Stehtischen, die unter zahlreichen ebenso neu auf dem Platz verteilten Schirmen auch Schatten und bei Regen Trockenheit boten.
Junge Familien, die mit ihren Kindern auf den Platz am Rathaus gekommen sind, profitierten in diesem Jahr von einer großen Hüpfburg, die Stachowiak, der selbst Hüpfburgen für Kindergeburtstage und Veranstaltungen verleiht, aufgestellt hat. Zudem hatte er an warmen Tagen auch Slush-Eis für die Kinder im Angebot. „Für die Erwachsenen gab es außerdem alkoholhaltige Varianten und trendige Getränke wie Frozen Aperol oder Lillet.“ Das hat viele Familien auf den Platz gelockt.
Bottroper Vereine können sich auf dem Feierabendmarkt präsentieren
Natürlich hat Stachowiak darüber hinaus an die hiesigen Vereine gedacht. „Diese können sich bei mir kostenfrei präsentieren, auch im kommenden Jahr.“ So sorgte die Rudergemeinschaft Bottrop dafür, dass zu einem Feierabendmarkt echte Ruderboote auf dem Ernst-Wilczok-Platz gezeigt wurden. In Kirchhellen haben die Schülerinnen und Schüler ihre Abikasse mit dem Verkauf von Waffeln und Muffins aufgebessert. Auch andere Vereine nutzten das Angebot.
Das hat eine immerzu entspannte Atmosphäre geschaffen, die auch in der Nachbarschaft gut angekommen sei. Veranstalter Matthias Stachowiak haben, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, keine Beschwerde erreicht, auch nicht aus dem direkten Umfeld am Rathausplatz. Das friedliche Miteinander hatte zur Folge, dass der Markt in den Sommermonaten sogar eine Stunde länger geöffnet sein durfte. „Das hat wirklich gut funktioniert, die Leute haben sich alle gut benommen.“ Deshalb brauche es auch keine Security.
Polizei und Ordnungsdienst sehen kein Problem
Das bestätigen auch Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst. Es seien zwar vereinzelt Straftaten und Ordnungswidrigkeiten bekannt, ein Problem sehen die Behörden allerdings nicht. Auch nicht bei Jugendlichen, über die sich vereinzelt Gastronomen der angrenzenden Gladbecker Straße beschwert hatten. „Ärgerlich sind lediglich Fremdgetränke, die die Jugendlichen hier mit auf den Platz bringen“, findet Matthias Stachowiak. Er habe die Getränkepreise deutlich gesenkt, würde den Liter Bier für 10 Euro verkaufen. „Vorher lag der Preis bei stolzen 14 Euro.“
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Dass er trotzdem einmal nach der Veranstaltung rund 300 Glasflaschen gefunden hat, frustriert ihn, auch wenn für ihn grundsätzlich gilt: „Die Jugendlichen haben hier einen Platz verdient. Sie gehören hier einfach dazu.“ In Zukunft will er aber gemeinsam mit Mitarbeitern und Ausstellern weiterhin darauf achten, dass mitgebrachten Getränke außerhalb des Rathausplatzes genossen werden.
IG Rathausviertel: „Ein umsatzstarker Tag“
Ähnlich sieht es auch Simone Ruhrberg, Geschäftsführerin der IG Rathausviertel. „Wir sind uns bewusst, dass Jugendliche keine eigenen Formate haben. Ärgerlich ist es jedoch, dass eigene Getränke konsumiert, im Anschluss aber die Sanitäranlagen der Gastronomen genutzt werden.“
Grundsätzlich sei man aber froh, dass es den Feierabendmarkt im Viertel gäbe. „Für uns als IG ist der Tag wichtig, weil er regelmäßig Publikum in die Stadt zieht. Außerdem ist der Feierabendmarkt natürlich auch für die Gastronomen der Gladbecker Straße ein umsatzstarker Tag“, hebt Ruhrberg hervor.
Feierabendmarkt: Schließung der Rathausschänke ein Problem
Allgemein zieht auch Stachowiak ein positives Fazit, das allerdings von einer großen Sorge für die kommende Saison getrübt wird: der kürzlichen Schließung der Rathausschänke. Mit Wirt Abdel Hmadi, so erzählte es der Feierabendmarkt-Macher schon vor einigen Wochen, habe er den Deal gehabt, dass die Sanitäranlagen der Traditionskneipe von allen Besuchern des Events genutzt werden konnten. Dies geht nun nicht mehr. Um den Auflagen gerecht zu werden, musste Stachowiak beim vergangenen Markt, zum Abschluss der Saison, einen eigenen Toilettenwagen organisieren. Das würde langfristig nicht funktionieren.
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„Es ist schlichtweg zu teuer“, erklärt er. Die tausenden Euro Mehrkosten, die durch die Schließung der Schänke entstehen, wären für die Veranstaltung fatal. Die Lösung für den Feierabendmarkt auf dem Rathausplatz könne einzig eine Wiedereröffnung der Kult-Gastronomie sein, auf die er bis zum Start der Feierabendmarkt-Saison 2025 Ende März hoffe. Bis dahin sei er aber positiv gestimmt.
Er habe konkrete Pläne für das kommende Jahr und wolle lokale Aussteller für einen Wein- und einen Cocktail-Stand gewinnen. Außerdem habe er alternative Lösungsansätze, sollte die Rathausschänke in der Form nicht mehr öffnen. Zuletzt kündigte der Macher der Veranstaltungsreihe an, noch weitere Plätze in der Bottroper Innenstadt zu bespielen. Wo genau, will er allerdings noch nicht verraten. Es stehen zunächst wichtige Gespräche, unter anderem mit städtischen Vertretern, an.