Bottrop. Lange war das Marienhospital eigenständig unter dem Dach der Cyriakuspfarrei. Bald wird es Knappschaftskrankenhaus. Was das für Bottrop bedeutet.

Eine Nachricht wie ein Paukenschlag: Das Marienhospital Bottrop wird es im kommenden Jahr wohl in dieser Form nicht mehr geben. Nach 156 Jahren in katholischer Trägerschaft der Pfarrei St. Cyriakus soll das Krankenhaus unter dem Dach der Knappschaft weitergeführt werden. Pläne dazu haben Geschäftsführung und Aufsichtsrat des traditionsreichen Hauses nun gegenüber der WAZ skizziert.

Zuvor hatte es im Marienhospital (MHB) am Donnerstag eine Mitarbeiterversammlung gegeben, bei der die Belegschaft über die Pläne informiert wurde. Gerüchte um eine einschneidende Veränderung in der Bottroper Krankenhauslandschaft hatte es schon länger gegeben.

Die von Bund und Land NRW derzeit angestrengte Krankenhausreform, bei der es auch um Synergieeffekte, Zusammenlegungen oder Abschaffung von Parallelstrukturen geht, hatte entsprechende Vermutungen in der Stadt zusätzlich genährt. Die konkreten Bottroper Pläne indes seien schon länger Gegenstand intensiver Überlegungen beider Akteure gewesen, vielleicht in „weiser Voraussicht“, wie MHB-Geschäftsführerin Dr. Ulrike Ellebrecht bemerkt.

Beide Seiten sprechen von einer „Bottroper Lösung“ und Fusionsverhandlungen auf Augenhöhe

Die vorweihnachtlich gute Nachricht nicht zuletzt auch für die rund 2000 Mitarbeitenden beider Häuser: Das MHB bleibt erhalten. Dessen Aufsichtsratsvorsitzender, Propst em. Paul Neumann, die MHB-Geschäftsführerin sowie Hauptgeschäftsführer der Knappschaftskliniken GmbH, Dr. Hans Christian Atzpodien, und Stefan Grave, Geschäftsführer des Knappschaftskrankenhauses Bottrop (KKH), sprechen vielmehr davon, die „medizinische Versorgung der Region langfristig zu sichern und neue Maßstäbe in der spezialisierten Versorgung zu setzen“.

Stefan Grave.

„Wir haben nicht aus einer Notsituation heraus Gespräche aufgenommen, sondern auf Augenhöhe einen gemeinsamen Weg entwickelt.“

Stefan Grave, Geschäftsführer Knappschaft Kliniken Bottrop

Alle Akteure sprechen von der geplanten Fusion, eigentlich ein Übergang, als einer einvernehmlichen „Bottroper Lösung“. Grave: „Wir haben nicht aus einer Notsituation heraus Gespräche aufgenommen, sondern auf Augenhöhe einen gemeinsamen Weg entwickelt, der unserer Ansicht nach eine umfassende Gesundheitsversorgung gewährleistet und sogar verbessert.“

Für Ulrike Engelbrecht unterstreiche die geplante Fusion die Bedeutung beider Häuser als Partner bei der regionalen Versorgung mit hohen medizinischen Standards, patientenorientierten Dienstleistungen und innovativen Versorgungskonzepten.

Wohl kein Stellenabbau: Knappschaft heißt alle Mitarbeitenden willkommen

Das klingt erst einmal nicht nach Aufgabe einzelner Bereiche, Abbau oder Ausdünnung. Die Sorgen und Fragen aller Mitarbeitenden nehme man sehr ernst, die Knappschaft begleite den Fusionsprozess engmaschig und heiße alle mit klarer Zukunftsperspektive im Verbund der Knappschaft willkommen, so Hans Christian Atzpodien.

Dr. Ulrike Ellebrecht.

„Klinikreform und der zunehmende Druck haben auch für das MHB nach zukunftsweisender Entscheidung verlangt.“

Dr. Ulrike Ellebrecht, Geschäftsführerin Marienhospital Bottrop

Bereits Anfang des Jahres ist der Kirchenvorstand der Cyriakus-Pfarrei auf Empfehlung des MHB-Aufsichtsrates und der Geschäftsführung auf die Knappschaft zugegangen, betont Paul Neumann. „Zwar haben wir es als Einzelstandort über viele Jahre geschafft, Spitzenmedizin für die Region anzubieten“, so Ulrike Engelbrecht. Aber die Klinikreform und der zunehmende Druck auf alle Häuser habe auch für das MHB nach zukunftsweisender Entscheidung verlangt.

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Bistum Essen und Bundesamt für Soziale Sicherung müssen Bottroper Fusion noch zustimmen

Inzwischen seien die Abstimmungen innerhalb der internen Gremien für den geplanten Übergang erfolgt. Allerdings stehe der Zusammenschluss noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des bischöflichen Generalvikariats des Bistums Essen, des Bundesamtes für Soziale Sicherung und etwaiger kartellrechtlicher Vorbehalte. „Die offizielle Zusammenführung beider Krankenhäuser unter dem Dach der Knappschaft Kliniken planen wir im Januar 2025“, sagt die MHB-Geschäftsführerin.

Dies wäre dann die erste Übernahme eines katholischen Hauses durch die Knappschaft, so Propst em. Paul Neumann, der auch angesichts vorhandener katholischer Klinikverbände in der Umgebung diese Bottroper Lösung offensichtlich favorisiert.

Nach der Fusion verfügen Marienhospital und Knappschaftskrankenhaus zusammen über rund 700 Betten. Das MHB besteht seit 1868. Das KKH an der Osterfelder Straße wurde 1931 gegründet.